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Vermehrte Unfälle mit Wildschweinen Wildzäune an Autobahnen: Warum ein Wildzaun Gefahr für Autofahrer sein kann

05.11.2017, 09:03

Oberröblingen/Blankenheim - In der Nacht zu Donnerstag ist auf der A38 bei Oberröblingen ein Pkw in eine Rotte Wildschweine gerast. Fünf Tiere starben, der 48-jährige Opel-Fahrer blieb wie durch ein Wunder unverletzt.

Und auch auf dem Blankenheimer Berg gab es am Mittwochabend einen Unfall mit einer Rotte Wildschweine. Zwei Tiere wurden dort überfahren. Bei so einer Häufung von Unfällen mit Wildschweinen wird schnell der Ruf nach Wildschutzzäunen an Straßen und insbesondere der Autobahn laut.

Ganz so einfach ist das aber nicht, sagt Christoph Krelle, Fachbereichsleiter im Landesbetrieb Bau in Halle und damit unter anderem dafür zuständig, wo genau an den 478 Kilometer Autobahn im Land Wildzäune errichtet werden.

Wildzäune als Schutz für Autofahrer: Unfall auf A38 „Verkettung unglücklicher Umstände“

Beim Neubau einer Autobahn, so wie es bei der A38 der Fall war, werde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens festgelegt, wo ein Wildzaun hinkommt und wo nicht.

Es werde geprüft, ob ein Abschnitt zwischen zwei Anschlussstellen als wildgefährdet einzuschätzen ist oder nicht. Nachträglich werden Wildzäune dort errichtet, wo es pro Jahr und Kilometer mehr als einen Unfall mit Schalenwild gebe und das über drei Jahre hinweg, so Krelle.

Das werde genau protokolliert und ausgewertet.  Im Falle des aktuellen Unfalls auf der A38 sprach Krelle aber von einer Verkettung unglücklicher Umstände. Dass fünf Tiere in den Unfall verwickelt waren, bedeute keine Unfallhäufung.

Wildunfall auf A38 bei Oberröblingen: Streusalz als zusätzliches Risiko

Krelle gibt auch zu bedenken, dass Wildzäune an und für sich auch eine erhöhte Unfallgefahr in sich bergen können. Er erklärt das: Ohne Wildzaun würden die Tiere die Fahrbahn nämlich nur einmal kreuzen.

Wenn sie den Wildzaun umgehen und über den Zubringer auf die Autobahn gelangen, seien sie dort durch Wildzäune regelrecht eingesperrt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wildtier dann von einem Auto erfasst werde, sei dann ungleich größer.

Übrigens: 80 Euro kostet der laufende Meter Wildzaun, der auch fest in der Erde verankert werden muss, damit die Tiere sich nicht darunter durchgraben oder den Zaun womöglich zerreißen.

Und wer meint, dass nach dem Herbst die Gefahr, in einen Wildunfall verwickelt zu werden, gebannt sei, der irrt übrigens. „Das Streusalz, das ja ganz normales Steinsalz ist, lockt die Tiere regelrecht an die Straßenränder“, weiß Krelle. Das berge noch einmal zusätzliche Gefahren, vor allem an Bundes- und Landesstraßen. (mz)