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Bildhauer und Maler Warum Künstler vier Wochen lang auf dem Rittergut in Bennungen arbeiten

Der Bildhauer Markus Sauermann und Maler Willi Müller von der Künstlervereinigung „Das RAD“ sind zu Gast in Bennungen. Die Ausstellung „Der Mensch“ wird am Sonntag eröffnet.

Von Steffi Rohland 18.09.2024, 16:00
Der Bildhauer Markus Sauermann aus Rheinland-Pfalz  gestaltet im Hof die Steinskulpturen.
Der Bildhauer Markus Sauermann aus Rheinland-Pfalz gestaltet im Hof die Steinskulpturen. (Foto: S. Rohland)

Bennungen/MZ. - Mit schwerem Gepäck ist Markus Sauermann aus Guntersblum in Rheinhessen nach Bennungen gekommen. Seit fast vier Wochen hört und sieht man ihn im Hof des Bennunger Rittergutes mit Hammer und Meißel, Spitzeisen und Steinbeil am Pfälzer Sandstein arbeiten. Hinter ihm steht die Sankt-Johannes-Kirche, in der seine hier entstehenden Kunstwerke ausgestellt werden sollen.

Dazu kommen weitere Objekte, die er mitgebracht hat. „Ich liebe die Großskulptur“, sagt der 57-jährige Künstler. Die Liebe zum Stein war ihm in die Wiege gelegt. „Mein Vater war Steinmetz“, sagt er. „Mit 13 Jahren habe ich schon gewusst, was ich werden wollte. Und ich bin es tatsächlich geworden.“ Der christliche Glaube spielt in seinem Leben und der Kunst eine große Rolle. „Ich habe eine sehr lebendige Beziehung dazu“, sagt er. „Die Figur ist da ein schönes Sprachrohr.“

Künstler arbeiten vier Wochen lang im Südharz

Vier Wochen arbeiten im Südharz, das ist etwas ganz Besonderes, weiß er den Aufenthalt zu schätzen. Ermöglicht hat es die Bennunger Dombaumeisterin Regine Hartkopf. Sie gehört wie Markus Sauermann zur Künstlergemeinschaft „Das RAD“, in der sich Christen in künstlerischen Berufen wie Poeten, Musiker, Bildhauer, Designer und Maler treffen und zu Themen über Gott und die Welt austauschen.

Bereits zweimal fanden kleine Regionaltreffen und ein Fachgruppentreffen in Bennungen statt. Diesmal ist es das gemeinsame Arbeiten und Leben des Bildhauers Markus Sauermann und des Malers Willi Müller im Rittergut. Ihre gemeinsame Ausstellung steht unter dem Thema „Der Mensch“.

Initiiert wurde sie in Kooperation der Kirchengemeinde und der Dombaumeisterin Hartkopf. „Wir haben eine tolle Gemeinschaft, schöne Gespräche und künstlerischen Austausch“, sagt Sauermann. Das fand bereits seinen Niederschlag in dem entstehenden Kunstwerk. „Normalerweise arbeite ich kompakt“, sagt er. „Diesmal habe ich ein Loch eingearbeitet, auf Anregung von Willi.“

Der Schweizer Maler Willi Müller malt im Kaminzimmer des Rittergutes.
Der Schweizer Maler Willi Müller malt im Kaminzimmer des Rittergutes.
(Foto: S. Rohland)

Keine Staffelei zum Malen benötigt

Während Sauermann vor der historischen Fassade des Rittergutes arbeitet, hat der 1951 im aargauischen Wynental gebürtige Schweizer Maler Willi Müller das Kaminzimmer zum Atelier umfunktioniert. Zahlreiche Bilder, klein- und großformatig, auf Papier und Leinwand sind bereits entstanden.

Erst auf dem zweiten Blick fällt auf, im Raum gibt es keine Staffelei. „Ich male auf dem Fußboden, auf dem Tisch oder an der Wand, aber nie auf der Staffelei“, sagt er.

Eine weitere Besonderheit in seinem bereits 50-jährigen Schaffen: Er malt Alltagsgegenstände. Er nennt es Abseitsbilder, wie die Inventarbilder der Werkreihe „Hotel“, oder „Gießkannen“. Wobei es ihm gelingt, aus alltäglichen Sachen durch seine Arbeit etwas Besonderes zu machen. „Ich möchte das Gewöhnliche durch die Malerei hervorheben“, sagt er.

Eröffnung der Ausstellung am 22. September

„Ein Hochhaus, Straßenzüge mit Autos, ein Gurkenfeld.“ All das hat er schon teils großformatig auf Leinwand oder Papier gebannt. Die Reihe der Vorbilder ist lang, reicht von Vertretern der französischen Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, wie Cézanne, aber auch Albrecht Dürer und zeitgenössischen amerikanische Malerinnen.

Inspiration für seine Bennunger Arbeiten war ein Besuch auf einem Reiterhof. „Ich habe keine Lieblingsfarbe“, errät er den suchenden Blick über die Acrylfarbentuben. „Ich habe viel Ausstellungserfahrung“, sagt er.

„Das Konzept in der Kirche in Bennungen auszustellen, finde ich interessant. Ich freue mich darauf.“ Der Kirmesgottesdienst am 22. September um 11 Uhr ist zugleich die Eröffnung der Ausstellung.