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Kirmes in Bennungen Warum ein Friseur vor 50 Jahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz auf der Anklagebank landete

Das 17. Bennunger Kirmesgericht erinnert an die Gepflogenheiten im Friseursalon von Gerhard Eckermann. Wie das hohe Bennunger Rüge-und Kirmesgericht geurteilt hat.

Von Steffi Rohland 24.09.2024, 11:00
Die Kirmesgesellschaft war mit zwei Erbsbären und großem Gefolge unterwegs.
Die Kirmesgesellschaft war mit zwei Erbsbären und großem Gefolge unterwegs. (Foto: S. Rohland)

Bennungen/MZ. - Die Zeitmaschine hat das hohe Bennunger Rüge-und Kirmesgericht samt Publikum im Festzelt diesmal in das Jahr 1974 versetzt. Vor 50 Jahren war der Friseur Gerhard Eckermann eine Institution, nicht nur für die Einwohner des Helmeortes. Der Friseurmeister half und beschaffte einfach alles und zu jeder Zeit. Da mussten schon mal die Kunden halb frisiert auf dem Stuhl warten, wenn er einen „Kartoffeldämper“ oder die Schulklingel reparieren ging.

Wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz auf der Anklagebank

Er soll sogar den Schulkindern Werkunterricht erteilt haben. Trotzdem wurde gegen ihn Anklage erhoben, wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz. „Der Doktor“, wie Gerhard Eckermann von den Bennungern genannt wurde, beschaffte nämlich auch das Silvesterfeuerwerk. Der Vertreter vom Großhandel (GHG) in Halle erhielt dafür fette Gänse und Eckermann schon im Sommer (!) die Feuerwerkskörper.

Die mussten bis Dezember ja irgendwo gelagert werden. Wie inzwischen jeder weiß, war der Lagerort nicht der kleine Keller, den der Polizist Fritz Schäfer bei den Kontrollen zu sehen bekam, sondern der riesige Dachboden. „Wäre da mal ein Funken geflogen, wäre Bennungen in Schutt und Asche gefallen“, stellte das Rüge- und Kirmesgericht fest.

Das Kirmesgericht in Bennungen beschäftigte sich in diesem Jahr mit  dem Friseur „Dr. Eckermann".
Das Kirmesgericht in Bennungen beschäftigte sich in diesem Jahr mit dem Friseur „Dr. Eckermann".
(Foto: S. Rohland)

Freispruch gegen Zahlung von Gänsen

Mit viel Humor brachten die Enkel der Generation von vor 50 Jahren das Stück auf die Bretter im Kirmeszelt. Während die Enkel Torsten Eckermann, Stefan Rödiger und René Reineberg ihre Großväter wieder auferstehen ließen, sah das Publikum Fotos vom Friseur Gerhard Eckermann, Steinsetzer Willi Rödiger und Eisenbahner Horst George (Fipper) auf der Leinwand.

Einfach hatte es der Richter mit seinen Schöffen nicht, dem Friseurmeister Doktor Eckermann etwas nachzuweisen, schließlich wussten die Zeitzeugen, wie Anneliese Wernecke und Gisela Thierfelder nur Gutes zu berichten.

Im Gegenteil: Es wurde daran erinnert, wie die Menschen im Dezember mit dem ersten Zug um 4.03 Uhr nach Bennungen kamen, um sich für die Feuerwerkskörper anzustellen. Auch bestimmte „Bückdichware“ wie Zigaretten, weiches Klopapier bis hin zu Weihnachtsbaumkugeln und Lametta gab es dank seines Organisationstalentes für die Bevölkerung.

Da kam selbst das Rügegericht nicht dagegen an. Den verkündeten Freispruch, gegen Zahlung ein paar fetter Gänse an das Kirmesgericht, belohnte das Publikum mit viel Beifall.

Ortsbürgermeisterin wird Bürgerkönigin der Schützenkameradschaft Bennungen

Mit internationaler Beteiligung fand am Sonntag der Erbsbärumzug statt. 18 Teilnehmer der Euroweek 2024 fuhren auf einem mit ihren Länderfahnen geschmückten Wagen mit. Die Idee der Bennunger Gasteltern kam bei den Teilnehmern gut an, das Kirmesgetümmel hautnah zur erleben.

Nicht zuletzt hatten auch die Schausteller in der Breiten Straße wieder allerhand aufgeboten. Bis hin zum neuen, viel genutzten Autoscooter. „Das Wetter hat auch wieder super gepasst“, lobte Kirmespfarrer Ratzek (Thomas Launicke) in der Predigt zur Kirmesbeerdigung nach drei tollen Tagen. Hier verkündete er, was die „entschlafene Kirmes“ überwiegend amüsiert hatte.

So zum Beispiel, dass sich im Moment alle Macht in den Händen von Iris Eckermann befindet. Die frisch gewählte Ortsbürgermeisterin erwies sich nämlich zum wiederholten Mal als zielsicher und wurde Bürgerkönigin der Schützenkameradschaft Bennungen.

Das Amt der fünften Kirmeskönigin hatte die Glücksfee für Jaqui Dittmar bestimmt. „Da hat es wieder mal die Richtige getroffen“, sagte Henning Schomburg vom Heimat-und Kulturverein Bennungen, der traditionell die Verlosung des Bennunger Kirmeskönigs moderiert.

„Jacqui ist immer da, wenn man sie braucht. Sie räumt unseren Dreck weg, egal ob beim Sommerfest, zur Kirmes oder beim Weihnachtsmarkt.“ Als Kirmeskönigin darf sie in Begleitung in eine Rolandstadt fahren. Diesmal geht es nach Bratislava. Dort wird sie Grüße vom Bennunger Roland aus der Goldenen Aue überbringen.