Warnstreik Warnstreik: Lehrerstreik sorgt in Sangerhausen für Ausnahmezustand an Schulen

Sangerhausen/MZ. - Der Lehrerstreik in Sachsen-Anhalt hat nicht vor den Schulen der Region Halt gemacht. Mehr oder weniger waren alle Schulen vom Ausstand der Lehrer betroffen, so dass regulärer Unterricht nur bedingt möglich war. Eine Vielzahl der Schüler blieb zu Hause. Besonders vom Fernbleiben der Schüler betroffen war laut Schulleiterin Marina Maertens die Sekundarschule „Heinrich Heine“. Lediglich sechs Schüler wurden von den anwesenden Lehrern im Üben oder Spielen betreut. Auf einen Schüler kamen zwei Lehrer. Unter anderen Umständen würde man sagen: traumhaft.
Dem gegenüber konnte an der Sekundarschule Thomas-Müntzer - das ist die einzige Ganztagsschule der Region - Unterricht nach Vertretungsplan stattfinden. Einige Lehrer sind dem Aufruf nach Magdeburg gefolgt, viele fallen aber zurzeit auch krankheitsbedingt aus, berichtet Schulleiterin Sigrid Beyer. Von der Gesamtzahl der Schüler - über 350, die in 21 Klassen unterrichtet werden, fehlten etwa 50. Darunter viele, die nach Aussage von Beyer schon länger krank seien.
An den Grundschulen sah es nicht anders aus. Die Erst- und Zweitklässler der Grundschule Südwest malten Mandalas, hörten Musik und Geschichten. Auf dem Ausweichprogramm stand unter anderem auch ein Tierrätsel. Regulärer Unterricht konnte mit den 15 Schülern nicht stattfinden, diese wurden jedoch hinreichend beschäftigt. Die Goethe-Grundschule in Sangerhausen meldete sechs Lehrer abwesend. Zehn Lehrer und zwei pädagogische Fachkräfte hielten den Schulbetrieb am Laufen. Nach Aussage von Schulleiterin Erika Thiele fand kein regulärer Unterricht statt, da nur ein Viertel der Schüler anwesend war. Ebenfalls ein ungewöhnliches Verhältnis von Lehrern zu Schülern konnte die Förderschule Pestalozzi aufweisen.
Die Schulkinder wurden fast im Verhältnis 1:1 beaufsichtigt. Unter anderem nutzten sie die Zeit, um das Schulhaus mit Osterbasteleien zu dekorieren. An der größten Schule der Stadt, dem Schollgymnasium, war auch das Streikpotenzial am Größten. Laut Schulleiter Jens Peter, befanden sich 21 Lehrer im Streik. Die verbliebenen 40 Lehrkräfte versuchten, soweit es möglich war, die Schüler zu unterrichten, die trotz Ankündigung des Streiks im Aushang und der Homepage des Gymnasiums, zur Schule gekommen sind. Insbesondere war die Absicherung der elften und zwölften Klassen relevant, da wichtige Klausuren anstanden. Auch auf Facebook hatten sich die Schüler darüber ausgetauscht, ob ein Schulbesuch stattfinden soll oder nicht. Unbeirrt dessen kamen aber nur weniger als zehn Prozent der Schüler nicht zur Schule. Diese haben laut Peter keinen Nachteil zu fürchten.
Laut Torsten Richter, Sprecher des Kreisverbandes Sangerhausen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), fuhren insgesamt rund 200 Lehrer in vier Bussen von Sangerhausen nach Magdeburg. Darunter Klaudius Wolowski, Lehrer für Sport und Geografie am Geschwister-Scholl-Gymnasium. Er gehört dem Philologenverband Sachsen-Anhalt in der GEW an. Sein Motto lautet: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Es geht nicht in erster Linie ums Geld. Es geht um die Arbeitsbedingungen und die Kontinuität. Wir brauchen nicht immer nur Reformen und Strukturveränderungen. Das hatten wir die letzen 20 Jahre genug. Es geht um die älteren Kollegen. Es werden im Land genügend junge Menschen ausgebildet. Sie sollen auch hier die Chance bekommen zu unterrichten.“
