Wanderung im Harz Wanderung im Harz: Auf Luthers Wegen
Stolberg - Den Jahreswechsel nutzten auch die beiden wanderfreudigen Leipziger Melanie Helwig und Johann Ludwig zu einem Abstecher in den Harz. Diesmal waren sie auf einem Abschnitt des Lutherweges unterwegs.
Von Stolberg stiegen sie zunächst zur Lutherbuche hinauf und damit zu jenem Ort, an dem der Reformator mit seinem Verwandten und Weggefährten, dem gräflichen Rentmeister Wilhelm Reiffenstein, „anno 1525 Freitags nach Ostern“ gestanden und die Stadt im Tal „gar füglich“ mit einem Vogel verglichen haben soll. „Das Schloss“, vermeinte er, „wäre der Kopff, die zwey Gassen wären die Flügel, der Markt der Rumpf, die Niedergasse der Schwantz“, erfährt man aus der 1717 erschienenen und von dem Stolberger Geistlichen Johann Arnold Zeitfuchs verfassten „Stolbergische(n) Kirchen= und Stadt=Historie“, die vor einigen Jahren im Regionale –Verlag Auleben als Reprint erschien.
Fast alles wie früher
Wer heute zur Lutherbuche hinaufsteigt, wird überrascht sein, dass sich an diesem Bild nichts verändert hat. Nichts Wesentliches jedenfalls, denn die Häuser stehen, überragt von Kirche und Schloss, wie eh und je auf dem Grund der schmalen Täler, und die hiesigen Zimmerleute, die in den zurückliegenden Jahrhunderten behauene Balken zu neuen Gebäuden aufgerichtet haben, konnten damit lediglich Schwanz und Flügel etwas verlängern oder das eine und das andere Bauwerk stabilisieren helfen.
Aus Dankbarkeit für diesen vortrefflichen Vogelvergleich haben die Stolberger schon vor langer Zeit dem Doktor Martinus zu Ehren eine Buche gepflanzt und ihr seinen Namen gegeben. Als der denkwürdige Baum in die Jahre gekommen und umgestürzt war, wurde ein benachbarter anderer zur Lutherbuche erklärt. Und an dem hängt auch die hölzerne Tafel, die an Luthers Besuch auf dieser Höhe erinnert.
Ländergrenzen überschreiten
Der Lutherweg führt nun weiter bergan zu dem auf dem Hainfeld gelegenen Forstort Hunrod. Hier kann man noch die Reste der „tausendjährigen“ Hunrodeiche bestaunen, die bei den Winterstürmen am 10. November 1972 ihre ersten gewaltigen Äste verlor und bald danach nicht mehr ausschlug. Erst vor wenigen Wochen wurde eine neue „Hunrodeiche“ gepflanzt, um die Tradition fortleben zu lassen.
Der mächtige Stamm der alten aber, an dem das Zeichen für den Lutherweg angebracht wurde, wird wohl noch lange ein beliebtes Fotomotiv für Wanderer und Verliebte sein. Gleich daneben befindet sich die Stempelstelle für die Harzwandernadel. Melanie Helwig und Johann Ludwig öffnen die Klappe und drücken den Stempel Nummer 216 in ihre Wanderhefte. Dann geht es zügig weiter. Der Lutherweg führt jetzt über das Hainfeld und am Wolfsbach entlang zur Wolfsmühle in Rodishain.
Da ist die Ländergrenze zu Thüringen schon überschritten. Der Thüringer Lutherweg verläuft nun über Stempeda, den Alten Stolberg und Steigerthal und endet nach 21 Kilometern in Nordhausen. Über die alte Reichsstadt, die der Reformator mehrfach und auch nach dem Aufenthalt in Stolberg im April 1525 besucht hatte, äußerte er anerkennend: „Ich weiß keine Stadt am Harz oder sonst, welche sich dem Evangelio so bald unterworfen als die Stadt Nordhausen.“ Und allein hier sind elf Stationen ausgewiesen, die in engem Zusammenhang mit dem Reformator und der Reformation stehen.
Nächster Ausflug bereits notiert
Der Lutherweg ist ein Gemeinschaftsprojekt von Kirchen, von Tourismusverbänden, Kommunen und weiterer Träger, das sich im Hinblick auf das bevorstehende Reformationsjubiläum an Pilger, an Wanderer und interessierte Besucher wendet. Der Lutherweg in Sachsen-Anhalt wurde 2008 eingeweiht. Er hat eine Länge von insgesamt 410 Kilometern. Stolberg liegt am westlichsten Punkt.
Von hier aus kann man, wie die beiden Wanderer, sowohl den grenzüberschreitenden Lutherweg nach Thüringen nehmen als auch die Route über den Auerberg. Dieser mit dem in Fraktur geschriebenen „L“ ausgewiesene Weg führt nach Wippra, wo unbedingt die St.-Marien-Kirche besucht werden muss, und weiter in die Lutherstädte Mansfeld und Eisleben. Den Ausflug dorthin haben die beiden Leipziger natürlich auch schon in ihrem Jahresplan! (mz)