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Kein Ende in Sicht Vorburg Allstedt: Eigentümer wartet auf Genehmigungen für Umbau

Von Grit Pommer 29.10.2019, 08:56
Für den Komplex der Allstedter Vorburg gibt es schöne Pläne. Doch die Baugenehmigung durch den Landkreis zieht sich hin. 
Für den Komplex der Allstedter Vorburg gibt es schöne Pläne. Doch die Baugenehmigung durch den Landkreis zieht sich hin.  M. Schumann

Allstedt - Im Biergarten unter dem Blauglockenbaum ist die Saison zu Ende. Die Blätter fallen, Tischdecken und Sitzkissen sind weggeräumt. Ein Provisorium ist er gewesen, wenn auch ein sehr schönes. Denn eigentlich wollte Christian Kopocz, der die Allstedter Vorburg gekauft hat, schon längst viel weiter sein beim Ausbau des historischen Gebäudekomplexes, unter anderem zu Restaurant und kleinem Hotel.

Bisher konnte Kopocz noch nicht mal wie geplant mit seinen Werbe- und Druckfirmen nach Allstedt umziehen. Um endlich die Miete für die Büros in Lübeck einzusparen, wird er die Firmen nun nebenan im Kyffhäuserkreis ansiedeln - in Artern.

Vorburg in Allstedt: Baugenehmigungen stehen aus

Denn fast zwei Jahre, nachdem Allstedts Stadtrat den Verkauf der Vorburg beschlossen hat, und ein gutes Jahr, nachdem der Vertrag notariell unterzeichnet wurde, wartet Kopocz noch immer auf die Genehmigung, endlich mit den ersten Umbauarbeiten beginnen zu können.

Zum jetzigen Zeitpunkt sollten das Restaurant „Der junge Kavalier“ und das „Nachtschloss“ mit zehn bis zwölf Zimmern längst laufen. Tatsächlich aber konnten die neuen Eigentümer noch nicht einmal an ihrer Wohnung im Kavalierhaus etwas tun.

Christian Kopocz sieht sich mit seinem Bauantrag in einem Gestrüpp ausufernder Nachforderungen gefangen. Er nennt ein Beispiel: Die Bauaufsicht beim Landkreis habe ein Gutachten vom Kampfmittelräumdienst verlangt, das bestätigt, dass sich auf dem Vorburggelände keine Munitionsreste im Boden befinden. „Die Leute vom Räumdienst haben mich gefragt, was das soll. Sie hätten mehr als genug mit Aufträgen zu tun, die wirklich Sinn machen“, erzählt Kopocz.

Baugenehmigung für die Vorburg: Unterlagen fehlen

Für seine Umbaupläne müsse nirgends gegraben werden - wozu also das Gutachten? „Wir bauen doch hier kein Atomkraftwerk“, meint er. MZ fragt beim Landkreis nach, woran es bei der Baugenehmigung für die Vorburg hapert.

„Es fehlen nach wie vor Unterlagen, unter anderem zum Brandschutz und zur Erschließung“, sagt Pressesprecherin Michaela Heilek. Sie seien angefordert worden, aber bisher nicht eingetroffen.

„Ich habe laut Vertrag ein voll erschlossenes Grundstück von der Stadt gekauft“, sagt Kopocz. Laut Stadt liege auch alles beim Landkreis vor, dort aber sehe man es anders.

Nutzung der Vorburg: Behörde vom Denkmalschutz reagiert nicht

Was der Vorburg-Besitzer ebenso wenig versteht: Warum wird schon jetzt geprüft, ob er in der Burg ein Hotel betreiben darf, obwohl er dazu noch gar keinen Bauantrag gestellt hat?

„Bisher habe ich nur Anträge eingereicht für die Nutzung der Kavaliershäuser und Stallungen für Gewerbe und zum Wohnen“, sagt er. „Ich sehe ja ein, dass bestimmte Dinge nötig sind. Aber warum darf man nicht wenigstens schon mal ein paar neue Fenster reinmachen?“

Wobei: Um deren Form und Farbe abzustimmen, bräuchte es wiederum Aussagen vom Denkmalschutz. Doch von dieser Behörde gebe es seit Juni auf persönliche und E-Mail-Nachfragen keine Reaktion. Man habe ihm erklärt: Erst Genehmigung Bauantrag, dann Auflagen Denkmalschutz, berichtet Kopocz.

Zusammenarbeit mit den Allstedtern klappt

Gut voran gekommen ist er dagegen beim Netzwerk-Knüpfen in Allstedt und der Region. Die Zusammenarbeit mit dem Schlossmuseum laufe gut, sagt Kopocz. Er und seine Partnerin Sabine Koburger machen beim Heimat- und Beleuchtungsverein mit, haben sich regionale Hersteller für die Versorgung mit Fleisch-, Wurst-, Backwaren und Getränken gesucht, öffneten am Denkmals- und am Schlösser-Tag ihre Türen, waren Gastgeber des Neubürgertreffens. Gerade ist Kopocz zurück von einer Reise mit der Standortmarketinggesellschaft zum touristischen Ideenaustausch in der Pfalz.

Auf der Vorburg sind die Genussabende im Herbst und Winter zum Teil schon ausverkauft. Zum Glück gibt es ja den Turmkeller. Denn mit dem „Jungen Kavalier“ kann es noch dauern.

Hat Kopocz den Kauf bereut? „Nein, nicht einen Tag.“ (mz)