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Vier Wehren «löschen» das Kutscherhaus in Stolberg

Von HELGA KOCH 21.05.2010, 16:52

STOLBERG/MZ. - Erlebnistage in Stolberg - die hatten Renate und Günter Kuhnke im Hotel "Waldblick" gebucht. Allerdings kam das Ehepaar aus Darmstadt am Donnerstagsabend nicht mal dazu, die Koffer auszupacken, als dichter Rauch aus dem benachbarten Kutscherhaus quoll, die Sirene heulte und wenig später die Stolberger Feuerwehr anrückte. Gefolgt von den

Wehren aus Rottleberode, Hayn und Breitenstein. 36 Kameraden trainierten den Ernstfall.

Stolbergs Wehrleiter Hans-Jürgen Metzner notierte die Zeiten. "Für das Hotel ,Waldblick' gilt erhöhtes Risiko: Es liegt etwas außerhalb, hat nur eine schmale Zufahrtsstraße, die Schlauchleitung lässt sich nur von einem Hydranten an der Thyra durch unwegsames Gelände hier hoch aufbauen", zählte er auf. Ähnliche Objekte gibt es mehrere in Stolberg, etwa auch das Hotel "Schindelbruch" oder den "Tannengarten". In anderen Orten im Südharz ist es ebenso.

Nur zwölf Minuten dürfen nach der Alarmierung vergehen, bis die Wehr vor Ort ist, heißt es im Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz Sachsen-Anhalts. Das ist wenig Zeit angesichts der Entfernungen zwischen den Südharzorten. Denn wenn es irgendwo brennt, wird nicht nur die ortsansässige Wehr gerufen, sondern auch Hilfe aus umliegenden Orten angefordert. "Bei Risiko-Objekten müssen auch die Kameraden der anderen Wehren den Ort und die Besonderheiten kennen", erklärt Metzner.

Tatsächlich fuhr die Breitensteiner Wehr erst in die Rittergasse, wohl durch eine Verwechslung mit dem Hotel "Waldfrieden". Auf dem Parkplatz vorm "Waldblick" wurde es eng, als schließlich alle fünf Löschfahrzeuge da waren. Zwei Funkgeräte fehlten. Der Wasserdruck, den die lange Schlauchleitung lieferte, lag bei 1,1 statt der mindestens geforderten 1,5 Bar, so dass eine Zwischenpumpe nötig gewesen wäre.

Ebenso wie die Darmstädter Urlauber sah Denis Reineberg, Gemeindewehrleiter in der Gemeinde Südharz, sehr aufmerksam zu, als die Löschfahrzeuge anrückten, Einsatzleiter Martin Henkel die Befehle gab, Funkgeräte verteilt und Atemschutzgeräte aufgesetzt wurden. Kaum war der erste Trupp ins vernebelte Kutscherhaus eingerückt, dauerte es nur noch kurze Zeit, bis oben die Fenster aufflogen und ein "Verletzter" herausgetragen wurde. Gleichzeitig wurde in der Nähe ein Gastank gesichert, vorsorglich das Sprungkissen aufgebaut, weil keine Drehleiter in Frage käme. Dann spritzte der Wasserstrahl aufs Dach.

"Ich bin zufrieden. Wichtig ist, dass man die Technik der anderen Wehren kennen lernt. Eine Übung klappt nie zu 100 Prozent", so Metzner. Wie sich Sekunden oder gar Minuten sparen ließen, wurde in großer Runde gründlich ausgewertet. Die nächste Übung ist in Rottleberode geplant. Aber sicher ohne Kuhnkes, die ihr erstes Stolberg-Erlebnis eifrig fotografierten.