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Unglück bei Manöver Unglück bei Nato-Manöver in Litauen: Tiefe Betroffenheit nach Tod eines Soldaten aus Sangerhausen

Von Frank Schedwill 09.10.2018, 09:00
Der getötete Bundeswehrsoldat Adrian Rohn
Der getötete Bundeswehrsoldat Adrian Rohn Mandy Zikmund

Sangerhausen - Trauer und Betroffenheit in Sangerhausen (Mansfeld-Südharz): Der Tod des aus der Stadt stammenden Bundeswehrsoldaten Adrian Rohn bei einer Nato-Übung in Litauen hat eine Welle der Anteilnahme ausgelöst.

Auf Facebook äußerten sich Freunde und Bekannte des 34-Jährigen: „Warum, warum, scheiße, warum!!??“, heißt es beispielsweise auf der Seite des 1. FC Sangerhausen. Für den Verein, der in der Kreisklasse spielt, war der Getötete jahrelang als Kapitän und Co-Trainer tätig.

Vereinschef vom 1. FC Sangerhausen: „Ich bin sehr betroffen. Es ist ein riesengroßer Verlust.“

„Es kann und wird keiner verstehen, wieso ausgerechnet er gehen musste“, heißt es in dem Beitrag. Vereinschef Enrico Baierl sagte der MZ: „Ich bin sehr betroffen. Es ist ein riesengroßer Verlust, nicht nur für den Fußball, sondern vor allem auch menschlich. Adrian Rohn war ein guter Freund, ein richtig feiner Kerl.“

In Gedanken sei er bei der Familie des Mannes, die in dieser schwierigen Zeit ganz viel Kraft brauche. „Wir stehen in den Startlöchern, wenn unsere Hilfe benötigt wird, sind wir da.“ Das sei Ehrensache, sagte Baierl. Die Entscheidung wolle man aber der Familie überlassen. Rohn hinterlässt eine Freundin.

Bundeswehrsoldat Adrian Rohn von Ast einer Kiefer erschlagen

Der Sangerhäuser, der im Panzerbataillon 393 diente, das im thüringischen Bad Frankenhausen stationiert ist, war Samstagnachmittag bei einem Unfall auf Litauens größtem Truppenübungsplatz Pabrade ums Leben gekommen. Auf dem riesigen Gelände üben derzeit rund 550 Soldaten im Rahmen der Nato-Übung „Beowulf“ über mehrere Tage den Kampfeinsatz. Dabei sind Streitkräfte aus den Nato-Ländern Belgien, Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden und Tschechien mit insgesamt rund 250 leichten und schweren Militärfahrzeugen im Einsatz.

Mit der Übung soll gezeigt werden, dass die Nato-Truppen an der Ostgrenze der Allianz einsatzbereit sind. Dabei geht es nach der Annexion der Krim um Abschreckung gegenüber Russland. Oberstleutnant René Braun, hatte vor Beginn der Übung von einem „sehr intensiven Szenario gesprochen, dass alle Aspekte des Kampfes trainieren soll“. Für die Soldaten würden es fordernde Tage, auch wegen des Wetters.

An ein tödliches Unglück dachte zu dem Zeitpunkt wohl niemand: Der Bergepanzer des Sangerhäusers kollidierte am Samstag jedoch kurz nach 15 Uhr mit einer Kiefer. Ein Ast, der aus acht Metern herunterfiel, erschlug den Soldaten, der den Panzer mit offener Luke fuhr, teilte die Bundeswehr mit.

Trotz Erster Hilfe habe ein deutscher Truppenarzt wenig später nur noch den Tod des Mannes feststellen können. An der Übung nehmen insgesamt knapp 300 Soldaten aus Bad Frankenhausen teil. Neben Kräften des Panzerbataillons 393 seien das Versorgungsbataillon 131 aus der Kyffhäuserstadt, das Panzergrenadierbataillon 371 aus dem sächsischen Marienberg und das Panzerpionierbataillon 701 aus Gera im Einsatz. Alle vier Bataillone unterstehen der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“, die im sächsischen Frankenberg beheimatet ist.

Betroffenheit in Bad Frankenhausen und Sangerhausen

Der Bad Frankenhäuser Bürgermeister Matthias Strejc und Antje Hochwind, die Landrätin des Kyffhäuserkreises, (beide SPD) hatten sich nach dem Vorfall bestürzt geäußert und ihr Beileid bekundet. Auch Sangerhausens Oberbürgermeister Sven Strauß (ebenfalls SPD) sagte: „Nachrichten über tödliche Unglücksfälle sind immer schlimm. Besonders, wenn es Menschen bei der Ausübung ihres Berufes trifft.“ Sein Respekt gelte dem Toten, der als Angehöriger der Bundeswehr, Dienst für eine demokratische Grundordnung geleistet habe. Er habe großes Mitgefühl für die betroffene Familie.

Die zuständige Staatsanwaltschaft in Mühlhausen hat unterdessen angekündigt, in dem Fall keine Ermittlungen aufzunehmen. „Wir beobachten die weiteren Schritte. Aber wir sehen derzeit keine Anhaltspunkte für ein Drittverschulden“, sagte ein Sprecher der Behörde. Nach seinen Angaben wird der Panzer derzeit noch untersucht. Die Ermittlungen würden durch Feldjäger geleitet. Laut Bundeswehr sind auch litauische Behörden an den Untersuchungen beteiligt. (mz)

Ein Bundeswehr-Bergepanzer
Ein Bundeswehr-Bergepanzer
dpa