Umstrittene Parkautomaten in Stolberg Umstrittene Parkautomaten in Stolberg: Gemeinde Südharz hofft auf hohe Einnahmen

Stolberg - Es droht Ärger: Wer künftig Stolberg besuchen und am Bahnhof oder im Kalten Tal parken will, soll zur Kasse gebeten werden. Noch in diesem Jahr will die Gemeinde Südharz zwei Parkscheinautomaten aufstellen. Das Vorhaben ist allerdings umstritten.
Als der Gemeinderat kürzlich den Nachtragshaushalt für dieses Jahr beschließen musste, ging es unter anderem und schon zum wiederholten Mal um besagte Parkautomaten. Denn die Gemeinde muss ihren Haushalt konsolidieren, mehr Geld einnehmen, weniger Geld ausgeben, um demnächst wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen und jetzt dringend benötigte Kredite aufnehmen zu können.
Gemeinde erhofft sich vierstellige Einnahmen pro Jahr
Beide Automaten sollen dieses Jahr noch 1.000 Euro und künftig 5.000 Euro jährlich in die Kasse spülen. Bisher ist allerdings noch nicht bekannt, wie teuer das Parken überhaupt werden soll. Für das Aufstellen der beiden Automaten und einen weiteren, der an der Heimkehle bei Uftrungen ersetzt werden muss, hat die Kämmerei 10.000 Euro veranschlagt.
„Die Parkautomaten in Stolberg sind rausgeschmissenes Geld“, befürchtet Ralf Mosebach (Bürgervertretung Südharz). Das sieht Kämmerer Lars Wiechert jedoch anders. In Stolberg steht schon ein Automat auf dem Parkplatz am Saigerturm. Der bringe wöchentlich 500 Euro an Einnahmen, sagt Wiechert. Und seit fünf Jahren habe es in Stolberg keine Beschädigungen gegeben.
Auch Sonja Kirchner, Mitglied im Sozial- und Tourismusausschuss der Gemeinde, befürwortet eine Parkgebühr für Stolberg-Besucher: „Fünf Euro wären sicher angemessen.“ Schließlich sei die Fachwerkstadt wie ein großes Museum, der größte Teil des Stadtgebiets steht unter Denkmalschutz.
Außenparkplätze wirtschaftlich nicht rentabel
Skeptisch ist Ortsbürgermeister Ulrich Franke (FDP). „Wir wollten am Markt keine Dauerparker“, sagt er. Deshalb sei auf dem Parkplatz am Saigerturm ein Automat aufgestellt worden. „Außerhalb wollten wir keine.“ Am Bahnhof habe man es zwar probiert, die Automaten seien mehrfach beschädigt worden. „Und so lohnte es sich nicht.“
Der Versuch, die Außenparkplätze zu bewirtschaften, sei vergeblich gewesen, zumal die öffentlichen, behindertengerechten Toiletten am Bahnhof seit etlichen Jahren geschlossen sind. „Zuvor konnten die Reisebusse dort kostenlos ihre Reisetoiletten entleeren, finanziert wurde das über Einnahmen aus der Kurtaxe“, sagt Franke. Diese „Großzügigkeit“ habe Stolberg bei Reisemessen und Touristikveranstaltern durchaus genutzt.
Angst vor erhöhtem Verkehr in der Innenstadt
Welche Folgen es haben wird, sobald die Besucher fürs Parken am Ortseingang bezahlen müssen, ist offen. Gäste könnten zum Beispiel auf den Parkplatz am Freizeitbad ausweichen, der nah am Bahnhof liegt und unentgeltlich zu nutzen ist. Oder die Besucher fahren zum Parkplatz am Rittertor, dort kostet es ebenfalls nichts.
Nur würde dadurch noch mehr Verkehr durch die engen Straßen rollen, in denen Busse und Autos im Gegenverkehr kaum aneinander vorbei kommen. Von Fahrzeugen, die irgendwo in Seitengassen abgestellt würden, ganz zu schweigen. Die letzte Möglichkeit wäre erst recht fatal: falls Tagestouristen künftig einen großen Bogen um die Stadt machen sollten. (mz)