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Trotz brummenden Marktes Trotz brummenden Marktes: Holzfirma sucht dringend Personal

Von Grit Pommer 22.06.2019, 05:00
Vom Führerstand aus wird bei Ante-Holz in Rottleberode die Arbeit der automatischen Sägestrecken überwacht.
Vom Führerstand aus wird bei Ante-Holz in Rottleberode die Arbeit der automatischen Sägestrecken überwacht. Grit Pommer

Rottleberode - Im Akkord rumpeln die Holzlaster durch Rottleberode, auf dem Gelände von Ante-Holz stapeln sich zigtausende Festmeter von Baumstämmen. Immer neue Lkw rollen aufs Werksgelände, manchmal müssen die Fahrer stundenlang in ihren Autos warten, bis sie ihre Ladung anmelden können.

Seit Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer den Wald sterben lassen, läuft das Werk in Rottleberode auf Hochtouren. Traditionell ist es auf die Verarbeitung von Nadelholz ausgelegt. Und dieses „Futter“ für die Sägen gibt es zurzeit im Übermaß.

Personal bereits auf 250 Mann aufgestockt

Neben Fichte werden in Rottleberode normalerweise auch Lärche, Douglasie und Kiefer verarbeitet. „Zurzeit haben wir aber alles andere deutlich zurückgefahren, um mehr Fichte aus der Region abnehmen zu können“, sagt Ante-Geschäftsführer Jörn Kimmich.

Im vergangenen Jahr, als nach Orkan „Friederike“ Unmengen von Schadholz anfielen und sich der Borkenkäfer auch wegen der extremen Trockenheit massenhaft ausbreitete, habe man die Belegschaft um etwa ein Viertel auf 250 Leute aufgestockt, um mehr Holz verarbeiten zu können.

Die Wunschmenge von einer Million Festmeter im Jahr habe man dennoch nicht erreicht, sagt Kimmich. 750 000, ein Drittel mehr als im Jahr zuvor, rumpelten über die Sortieranlage und die Sägebänder.

Für die Million hätten die Anlagen in Rottleberode zwar die nötige Kapazität. Aber: Ante findet nicht genug Leute, um die Schichten voll auszulasten. „Wir bieten zum Beispiel für Samstagsschichten 50 Prozent Zuschlag, aber es sind nicht genug Leute bereit, am Wochenende zu arbeiten“, erzählt Kimmich.

Sprachkurse und Unterkünfte

Die Liste der Stellenangebote bei Ante-Holz ist ellenlang. Einige Berufsbilder werden generell für alle Standorte gesucht, manche aber speziell für den Standort Rottleberode: Mitarbeiter elektrische Instandhaltung, Heizer, Kesselwärter, Produktionsmitarbeiter im Pelletwerk, Anlagenbediener, Staplerfahrer, Schichtleiter in der mechanischen Instandhaltung.

„Wir holen Leute aus Osteuropa, um Stellen besetzen zu können“, berichtet Kimmich. Auch für Flüchtlinge ist man als Arbeitgeber offen. „Aber es muss mit der sprachlichen Verständigung klappen, da geht es auch um die Sicherheit.“

Ante habe sogar schon eigene Sprachkurse organisiert, um Leute für den Einsatz im Werk fit zu machen, stellt ihnen zudem für den Start möblierte Unterkünfte zur Verfügung. Zurzeit arbeiten drei im Werk in Rottleberode, im Ante-Werk im nordhessischen Bromskirchen sind es 25.

Standort für viele Arbeitnehmer unvorteilhaft

Ronny Vogler vom Jobcenter Mansfeld-Südharz kennt den Arbeitskräftemangel bei Ante. Und er kennt auch die Gründe, warum es schwierig ist, Leute dorthin zu vermitteln. Da sei zum einen der Standort, der für die meisten eine längere Anfahrt erfordert und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zumindest in der Spätschicht kaum zu erreichen ist.

Speziell bei Flüchtlingen sind zudem fehlende Nachweise ein Problem, sagt Vogler. Man könne bei Qualifikationen unterstützen. „Aber wenn jemand dann den Staplerschein hat, ist er natürlich auch für andere Unternehmen interessant.“ Es bleibt schwierig.

Zurück zum Holz. Dem Gerücht, Ante würde superbillige Stämme aus Tschechien aufkaufen, anstatt einheimischen Waldbesitzern das Holz abzunehmen, tritt Kimmich entschieden entgegen. „Kein einziger Festmeter kommt hier aus dem Ausland“, sagt er.

Dagegen spreche schon die große Entfernung, die hohe Frachtkosten verursachen würde. Die Holzladungen, die hier zurzeit auf den Hof rollen, stammen aus Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen. Die Sägeprodukte werden umgehend an Kunden in aller Welt ausgeliefert.

Holzmarkt brummt

Die Aussage, der Holzmarkt wäre zusammengebrochen, nennt Kimmich Unsinn. Für manchen Anbieter vor Ort stellt sich die Lage aber so dar. „Wir kriegen unser Holz zurzeit nicht los, das ist so“, sagte Forstunternehmer Jörg von Beyme jetzt beim Besuch von Staatssekretär Ralf-Peter Weber (Grüne) aus dem Landesumweltministerium bei Ante-Holz.

Mit Blick auf den vom Ministerium angestrebten Waldumbau hin zu mehr Laubholz erklärte Kimmich: „Man darf das Nadelholz nicht verteufeln, es ist der genialste Werkstoff, den wir haben.“

Durch ihre langfaserige Struktur ist Fichte gut zu verarbeiten, Laubholz dagegen splittert schnell. Zudem sei Nadelholz ökologisch wertvoll, betont Kimmich: „Es wächst schneller, bindet sehr viel CO2, das bei der Verwendung als Bauholz für Jahrzehnte gebunden bleibt.“ (mz)