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Tiefe Betroffenheit in Sangerhausen Tiefe Betroffenheit in Sangerhausen: Soldat bei Nato-Manöver von Ast erschlagen

Von Frank Schedwill 08.10.2018, 13:00
Bergepanzer der Bundeswehr bei einer Informations- und Lehrübung. Ein Soldat aus Mansfeld-Südharz ist bei einer Übung in Litauen ums Leben gekommen.
Bergepanzer der Bundeswehr bei einer Informations- und Lehrübung. Ein Soldat aus Mansfeld-Südharz ist bei einer Übung in Litauen ums Leben gekommen. imago stock&people

Sangerhausen - Trauer in Sangerhausen: Der Tod eines aus der Stadt stammenden Soldaten bei einem Bundeswehrmanöver in Litauen hat Bestürzung ausgelöst. Auf Facebook äußerten sich Freunde und Bekannte des 34-Jährigen: „Warum, warum, scheiße, warum!!??“, heißt es beispielsweise auf der Seite des 1. FC Sangerhausen. Für den Verein, der in der Kreisklasse spielt, war der Getötete jahrelang als Kapitän und Co-Trainer tätig. „Es kann und wird keiner verstehen, wieso ausgerechnet er gehen musste“, heißt es in dem Post, der bis zum Mittag 37 Mal kommentiert und und 48 Mal geteilt wurde.

Toter Soldat aus Sangerhausen: Betroffenheit ist groß

Vereinschef Enrico Baierl sagte der MZ: „Ich bin sehr betroffen. Es ist ein riesengroßer Verlust, nicht nur für den Fußball, sondern vor allem auch menschlich.“ Der 34-Jährige sei ein guter Freund, ein richtig feiner Kerl gewesen. In Gedanken sei bei der Familie des Mannes, die in dieser schwierigen Zeit ganz viel Kraft brauche. „Wir stehen in den Startlöchern, wenn unsere Hilfe benötigt wird, sind wir da.“ Das sei Ehrensache, sagte Baierl. Die Entscheidung wolle man aber der Familie überlassen.

Der 34-Jährige, der im Bad Frankenhausen stationierten Panzerbataillon 393 diente, war am Samstagnachmittag bei einem Unfall auf Litauens größtem Truppenübungsplatz Pabrade ums Leben gekommen. Dort übt die Bundeswehr mit derzeit rund 1.200 Soldaten über mehrere Tage den Kampfeinsatz. Dabei sind unter anderem Armeekräfte aus den Nato-Partnerländern Niederlande, Belgien, Luxemburg und Tschechien und Norwegen im Einsatz. Bei der Übung soll gezeigt werden, dass die Nato-Truppen an der Ostgrenze der Allianz tatsächlich einsatzbereit sind.

Aus acht Metern herunterfallender Ast erschlug Soldaten aus Sangerhausen

Oberstleutnant René Braun hatte vor Beginn der Übung von einem „sehr intensiven Szenario gesprochen, dass alle Aspekte des Kampfes trainieren soll“. Für die Soldaten würden es fordernde Tage, gerade wegen des Wetters. Der Bergepanzer des Sangerhäusers rammte bei der Übung aus noch ungeklärter Ursache jedoch eine Kiefer. Ein aus acht Metern herunterfallender Ast erschlug den Soldaten, der den Panzer mit offener Luke fuhr, teilte die Bundeswehr mit. Trotz Erster Hilfe habe ein deutscher Truppenarzt wenig später nur noch den Tod des Soldaten feststellen können.

An der Übung nehmen knapp 300 Soldaten aus Bad Frankenhausen teil. Bad Frankenhausens Bürgermeister Matthias Strejc und Antje Hochwind, die Landrätin des Kyffhäuserkreises, (beide SPD) hatten sich nach dem Vorfall bestürzt geäußert und ihr Beileid bekundet. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Mühlhausen hat unterdessen angekündigt, in dem Fall keine Ermittlungen aufzunehmen. „Wir beobachten die weiteren Schritte. Aber wir sehen derzeit keine Anhaltspunkte für ein Drittverschulden“, sagte ein Sprecher der Behörde. Nach Angaben eines Sprechers der Behörde wird der Panzer derzeit noch untersucht. Laut Bundeswehr sind auch litauische Behörden an den Untersuchungen zu dem Vorfall beteiligt. (mz)