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Terrorverdacht im Südharz Terrorverdacht im Südharz: Mitgliedschaft im IS? Razzia in Leonoras Elternhaus

Von Karl-Heinz Klarner Aktualisiert: 21.01.2022, 13:26
In Breitenbach durchsuchten Beamte das Elternhaus von Leonora, die sich vor vier Jahren dem IS angeschlossen hatte.
In Breitenbach durchsuchten Beamte das Elternhaus von Leonora, die sich vor vier Jahren dem IS angeschlossen hatte. Karl-Heinz Klarner

Breitenbach - Der Hund hinter dem Hoftor ist schon heiser. Doch sein Kläffen scheint das etwas verschlafen wirkende Breitenbach an diesem kühlen Morgen im Südharz nicht wirklich wachzurütteln. Ein älterer Herr kommt langsam die Rotdornstraße des Sangerhäuser Ortsteils entlang geschlendert, neugierig blicken zwei Fahrgäste aus dem Buswartehäuschen gegenüber der Dorfkirche auf das außergewöhnliche Polizeiaufgebot.

Denn seit 6 Uhr morgens sind ein halbes Dutzend Beamte der Bereitschaftspolizei Sachsen-Anhalt, der Justiz und des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt im Einsatz und durchsuchen das Elternhaus von Leonora.

Durchsuchungen überwiegend im Südharz

Die 19-Jährige hatte sich vor vier Jahren in Syrien der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen. Jetzt will die zweifache Mutter zurück nach Deutschland.

Unterdessen haben zeitgleich Beamte bundesweit auf Beschluss des Generalbundesanwaltes in Karlsruhe weitere sieben Domizile durchsucht. Bis auf eine Wohnung in Thüringen und Rheinland-Pfalz sollen diese nach MZ-Informationen im Großraum Sangerhausen und Südharz liegen.

Die Beamten suchen dabei nach Beweisen für eine mögliche Mitgliedschaft in der Terrororganisation IS. Doch äußern will man sich bei der Bundesanwaltschaft zu den Aufsehen erregenden Aktionen nicht, auch nicht zu möglichen Ergebnissen.

Dorfgemeinschaft wortkarg und gespalten

„Ich bitte um Verständnis, dass wir uns grundsätzlich nicht zu Einzelheiten über etwaige Durchsuchungsmaßnahmen äußern“, sagt Markus Schmitt, einer der Pressesprecher des Bundesgerichtshofes der MZ.

So einsilbig wie man sich in Karlsruhe gibt, so wortkarg sind auch die wenigen Passanten im kleinen Breitenbach. Die Dorfgemeinschaft ist gespalten, wenn es um die Frage geht, ob Leonora in den Südharz zurückkehren soll.

Immerhin hatte die Breitenbacherin kurz nach ihrer Ankunft in Syrien den Zeitzer Martin Lemke geheiratet, der Medienberichten zufolge unter dem Namen Abu Yasir al-Almani als einer der wenigen Deutschen im IS-Kalifat zu einer Führungsfigur „aufgestiegen“ und an Hinrichtungen beteiligt gewesen sein soll.

Buch über Leonora kurz vor Veröffentlichung

Er war Ende Januar nahe der irakischen Grenze mit seinen beiden Frauen Leonora und Sabina festgenommen worden. Indes bietet das Schicksal der jungen Frau aus dem Südharz Stoff für ein Buch, das in den kommenden Tagen erscheinen soll. Ob mögliche Enthüllungen im Zusammenhang mit den aktuellen Durchsuchungen stehen, ist jedoch offen.

Derweil klappen auf dem Gehöft in Breitenbach die Türen des Multivan mit der Aufschrift „Tatortgruppe“. Die Spurensicherung des Landeskriminalamtes hat ihre Arbeit beendet. (mz)

Das Polizeiaufgebot sorgte im Dorf für Aufsehen
Das Polizeiaufgebot sorgte im Dorf für Aufsehen
Karl-Heinz Klarner