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Tag des Bergmanns Tag des Bergmanns: Gänsehautgefühl beim Fest in Wettelrode

Von Ralf Kandel 10.07.2017, 09:00
Zum Tag des Bergmanns in Wettelrode gehört ein Aufmarsch der Bergarbeitervereine unbedingt dazu.
Zum Tag des Bergmanns in Wettelrode gehört ein Aufmarsch der Bergarbeitervereine unbedingt dazu. Ralf Kandel

Wettelrode - „Glück Auf.“ Wie oft der Gruß der Bergleute an diesem Tag in Wettelrode, erschallt? Kein Mensch weiß es, keiner zählt es. Fakt aber ist, dass dieses „Glück Auf“ zum Leben der Menschen, die hier beim 18. Tag des Bergmannes auf dem Gelände des Röhrigschachtes dabei sind, maßgeblich mit dazu gehört hat. Fast alle sind noch aktive oder ehemalige Bergleute, mit Bergleuten verwandt oder ganz einfach mit dem Leben und den Leuten aus der Bergbauregion um Sangerhausen fest verwurzelt.

„Gänsehautgefühl“: ehemalige Bergmänner ihre ziehen erneut ihre Uniform an

Gerhard Walther ist einer von ihnen. 73 Jahre ist der Senior aus Hainrode, 32 Jahre hat er als Bergmann gearbeitet. „Fast bis zum letzten Tag war ich dabei. Kurz vor dem Ende des Schachtes habe ich mich in den Finger geschnitten, war krankgeschrieben. Sonst hätte ich das Licht mit ausgemacht“, sagt er. „Für mich ist es ein ganz besonderer Tag, da muss ich hin“, fügt er hinzu. Und spricht von einem „Gänsehautgefühl“, das ihn spätestens dann überkommt, wenn er seine traditionelle Bergmannsuniform anzieht. „Hier zu sein, den Tag des Bergmanns zu feiern, ist für mich unheimlich wichtig. Auch für die Region.

Wenn dieses Fest einmal einschläft, schläft auch die Region endgültig ein“, fügt er hinzu. So wie Gerhard Walther ergeht es an diesem Tag vielen. „Wir rechnen mit weit über 700 Gästen“, sagt Erich Hartung, viele Jahre Chef des Röhrigschachtes und derzeit Vorsitzender des Landesverbandes der Berg-, Hütten- und Knappenvereine. Über 20 Vereine und weit mehr als 2.500 Menschen sind in diesem Gremium vertreten, viele von ihnen auch an diesem Tag in Wettelrode dabei.

Auch Hartung hat seine feste Meinung zum Tag des Bergmanns. „Jede Zunft feiert ihren Ehrentag. Warum also die Bergleute nicht? Wir wollen hoffen, dass das Fest so lange, wie möglich, erhalten bleibt.“ Erich Hartung wird nicht müde, auf die Wichtigkeit der Tradition des Bergbaus hinzuweisen.

Steigerlied gehört dazu - auf der Bühne und auf T-Shirts

Hartung macht sich, ebenso wie Gerhard Walther oder Gisela Hauche aus Eisleben, die an diesem Tag ihren 76. Geburtstag feiert und jede Menge Gratulationen erhält, auf den Weg zum Aufmarsch der Vereine, der vom Bleicheröder Bergmanns-Blasorchester begleitet wird. Beim Einzug in das Festzelt ertönt - natürlich - das Steigerlied. Mitsingen ist irgendwie Pflicht. T-Shirts, auf denen der Text aufgedruckt ist, gibt es längst auch. Drinnen im Zelt, bei hochsommerlichen Temperaturen, wird es eng. Der Wettelröder Männerchor und Moderator Klaus Schuppe sind die Ersten, die das Programm auf der Bühne gestalten. Viele Programmpunkte folgen.

An der Seite steht Ann-Kathrin Einicke. Ihr Vater Axel ist jetzt noch Bergmann, arbeitet im Westen unter Tage. „Mein Papa ist Bergmann. Er lebt und liebt seinen Beruf. Ich bin damit groß geworden, dass Papa alles gesammelt hat, was irgendwie mit dem Bergbau zu tun hat“, erzählt die 28-Jährige, die als Erzieherin in einem Sangerhäuser Kindergarten arbeitet. Auch für sie sind Besuche bei solchen Veranstaltungen wie dem „Tages des Bergmanns“ fast schon Gewohnheit und keine Ausnahme. Dann hört sie den Liedern, die auf der Bühne gesungen werden, zu. Ringsum betrachten die ersten Gäste die Zeugnisse des Bergbaus. Bis hinein in den späten Nachmittag.

Wie oft schließlich Gerhard Walther, Erich Hartung, Axel und Ann-Kathrin Einicke an diesem Tag „Glück Auf“ gesagt haben, ist letztendlich vollkommen egal. Für sie, und die vielen, vielen Gäste des Ehrentages der Bergleute bleibt am Ende einzig und allein das Gänsehautgefühl einer ganz besonderen Veranstaltung. (mz)