Streit in Sangerhausen Streit in Sangerhausen: Aus für Trillerei
SANGERHAUSEN/MZ - Der Trillerei in Sangerhausen droht endgültig der Abriss. Der Stadtrat hat am Donnerstagabend im nichtöffentlichen Teil der Sitzung den Kompromiss zwischen den Denkmalschutzbehörden und dem Investor zum Erhalt des Hauses aus dem 16. Jahrhundert abgelehnt. Die Entscheidung fiel mit 15 zu 13 Stimmen bei zwei Enthaltungen, hieß es aus dem Rathaus.
Der nach zähen Verhandlungen ausgehandelte Kompromiss sah laut MZ-Informationen vor, dass sich das Land mit etwa 1,6 Millionen Euro an der Sanierung des Gebäudes beteiligt, das akut einsturzgefährdet ist. Die Gesamtkosten werden auf etwa 2,5 Millionen Euro geschätzt. Investor Peter Skrzypszak wollte 500 000 Euro beisteuern. Jeweils 200 000 Euro sollten Landkreis und Stadt in zwei sogenannten Jahresscheiben aufbringen, so dass auch Stadtrat und Kreistag zustimmen müssten.
Torsten Schweiger, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen, kritisierte die Ratsentscheidung: „Sie ist aus unserer Sicht bedauerlich.“ Auch Investor Skrzypszak, der das leerstehende Haus vor etwa einem Jahr gekauft hatte, äußerte sich enttäuscht. „Der Stadtrat hat nun entschieden, dass wir die Trillerei nicht brauchen und uns nicht leisten können. Diese Entscheidung akzeptiere ich und werde das Gebäude schnellstmöglich abreißen.“
Der Sangerhäuser Unternehmer wies weiter darauf hin, dass ihn der städtische Sanierungsausschuss zu einer Ortsbesichtigung in die Trillerei eingeladen hatte. Der Ausschuss habe sich dort zum Erhalt des Gebäudes bekannt und um Hilfe gebeten. Daraufhin habe er das Grundstück zwei Monate später gekauft.
Gerhard von Dehn Rothfelser von der Bürgerinitiative Ortsteile Sangerhausen (BOS) verteidigte dagegen den Beschluss des Stadtrates: „Wir hätten das Geld aus anderen Bereichen des Haushaltes nehmen müssen. Wichtige Projekte wären wegen der Trillerei nicht oder erst viel später verwirklicht worden. Das ist keinem Bürger zu vermitteln, zumal das Geld in ein Privatgrundstück fließen sollte.“ Die Bürgerinitiative Sangerhausen (BIS) hielt dagegen: „Die Entscheidung ist völlig unverständlich“, so BIS-Chef Klaus Peche. „Es geht um eines der geschichtsträchtigsten Häuser in Sangerhausen. Außerdem sei jede Sanierungsmaßnahme in der Altstadt mit öffentlichem Geld gefördert worden. Nun werde der gesamte Denkmalschutz in Frage gestellt.
Peche verwies auch darauf, dass solch ein Großprojekt wie die Sanierung der Trillerei Aufträge und damit Einnahmen für viele Handwerker in der Region bedeutet hätte. Er glaube aber nun nicht mehr, dass das Haus noch zu retten sei. Nach MZ-Informationen hat der Investor bereits den Abrissantrag für das komplette Gebäude bei den Denkmalschutzbehörden gestellt. Er selbst äußert sich dazu nicht.
Die Stadtverwaltung will am Montag noch mal über das Thema beraten, ließ Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) ausrichten. Unklar ist, ob der Kreistag das Thema überhaupt noch behandeln wird. Es war im nichtöffentlichen Teil der Sitzung am 11. Dezember vorgesehen.