Straßenkreuze Straßenkreuze: Philipp Bursian interessiert sich für die Schicksale dahinter

Sangerhausen - Philipp Bursian lassen die Straßenkreuze nicht los, die Verkehrsopfern gewidmet sind. Den 29-Jährigen interessieren die Schicksale der Menschen hinter den Holzkreuzen, die an vielen Straßenrändern stehen. Wer ist hier gestorben und warum? Das sind die Fragen, die er sich stellt.
„Das war schon als Kind so“, berichtet der junge Mann. Im Urlaub auf der Insel Rügen habe er als Achtjähriger mit seinen Eltern das erste Straßenkreuz gesehen. Seitdem bewegt ihn das Thema. Als er älter wurde, besuchte er die Kreuze am Straßenrand, las die Inschriften und begann mit Recherchen im Internet. Außerdem schrieb er seine Projektarbeit in der 10. Klasse zu den Straßenkreuzen.
Philipp Bursian trifft sich mit Angehörigen der Verunglückten
Seit einigen Jahren trifft sich der Weimarer auch mit Angehörigen der Verunglückten, um mehr zu erfahren. Etwa 50 Gespräche hat er bereits geführt, auch wenn die nicht immer einfach sind, wie er sagt. „Denn für Eltern gibt es nichts Schlimmeres, als ihr Kind bei einem Verkehrsunfall zu verlieren.“
Der gelernte Florist, der derzeit im Lager eines Paketdiensts arbeitet, hat aber festgestellt, das insbesondere Frauen sehr wohl über das tragische Geschehen reden wollen. „Männer ziehen sich dagegen zurück und schweigen lieber.“ Die Angehörigen würden aber oft ihr ganzes Leben lang unter dem leiden, was passiert ist.
Bursian will deshalb vor den Gefahren im Straßenverkehr warnen. „Ich möchte bewusstmachen, was durch Raserei oder Unaufmerksamkeit in Bruchteilen von Sekunden für großes Leid entstehen kann“, sagt er. Seit einigen Jahren betreibt er bei Facebook eine Seite mit dem Namen „Straßenkreuze; Denn jedes es ist eines zu viel“. Dort hat er zumeist Artikel über schwere Unfälle verlinkt, die aus regionalen Zeitungen stammen.
Der 29-Jährige recherchiert derzeit einen tödlichen Unfall bei Sangerhausen
Derzeit recherchiert der 29-Jährige zu einen Verkehrsunfall, der sich im Juni 2010 auf dem Autobahnzubringer zwischen Sangerhausen und der Autobahnabfahrt Sangerhausen-West ereignet hat. Auf der stark befahrenen Piste stießen damals ein Kleintransporter der Bundeswehr und ein Cabriolet zusammen. Das Cabrio landete dann im Flüsschen Gonna, das direkt neben der Straße verläuft.
Während die Insassen des Bundeswehrtransporters nur leicht verletzt davonkamen, wurden die 21 und 23 Jahre alten Insassen des Autos durch die Wucht des Aufpralls aus dem Fahrzeug und in die Grabenböschung geschleudert. Sie erlagen noch am Unfallort ihren schweren Verletzungen. An sie erinnern bis heute zwei Holzkreuze am Straßenrand, meist sind sie mit Blumen geschmückt.
Geschichten um die Straßenkreuze sollen in Ausstellung einfließen
Bursian würde sich gern mit den Angehörigen der ums Leben gekommenen jungen Männer treffen. Die Gespräche und die Bilder von den Kreuzen sollen dann in eine Ausstellung einfließen, die er organisieren will. Sie soll voraussichtlich erstmals im Herbst gezeigt werden. Ziel sei es, den Toten zu gedenken und auch andere Autofahrer aufzurütteln. „Der Erlös wird einer Stiftung zugutekommen, die verwaiste Eltern unterstützt“, berichtet er.
Mit dem Geld könnte eine psychologische Betreuung finanziert werden, sagt Bursian. So könne er mit seiner Arbeit den Angehörigen helfen. Und wenn mit seinem Projekt der eine oder andere Unfall verhindert werde, habe er viel erreicht.
Wer mit Philipp Bursian Kontakt aufnehmen will, kann ihn unter Tel. 0176/3 23 69 330 erreichen. (mz)