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Treffen der Hobbybastler Stadtbad Sangerhausen: Modellbauer lassen ihre Schiffe / Boote zu Wasser

Von Beate Thomashausen 14.09.2020, 11:00
Frank Schmidt mit der „Nautilus“, die er tatsächlich auf Tauchgang schicken kann.
Frank Schmidt mit der „Nautilus“, die er tatsächlich auf Tauchgang schicken kann. Maik Schumann

Sangerhausen - Stephan Stareprawo dirigiert das Modellschiff voller Stolz über die ruhige Wasserfläche im Sangerhäuser Stadtbad. Es ist der U-Bootjäger „Ribnitz-Damgarten“, dessen Original am 4. November 1966 in Dienst gestellt wurde. 33 Mal größer war das Original einst. Pfeilschnell schießt das kleine Boot übers Wasser. „Das Original hat 30 Knoten geschafft, also 60 Kilometer pro Stunde“, sagt Stareprawo mit leuchtenden Augen. Aber das Modell hat der ehemalige Ingenieur nicht selbst gebaut.

Der Bastler und Tüftler, der ungezählte Stunden in den Bau des Modells gesteckt hat, heißt Axel Vetter. Jedoch war Stareprawo mal Leitender Ingenieur. Und so einem übergibt Vetter gern mal das Kommando, sprich die Fernbedienung. Das gibt es ja auch nicht alles Tage, dass der ehemalige Leitende Ingenieur eines U-Bootjägers der Volksmarine der DDR beim Treffen der Modellbauer zu Gast ist.

Modellschiffe im Sangerhäuser Stadtbad

Das Modell des Jagdschiffs hat Vetter nach Werftplänen gebaut, so dass es nun haargenau wie das Schiff aussieht, auf dem Ingenieur Stareprawo von 1973 bis 1980 zur See fuhr. Immer eine ganze Woche lang sei man auf See gewesen, erklärt der Sachse, der sich freut, am Samstag bei dem besonderen Event im Sangerhäuser Stadtbad mit dabei sein zu dürfen. Immer zum Ende der Badesaison lädt Hobbybastler Axel Vetter andere Modellbauer aus der näheren und weiteren Region in die Berg- und Rosenstadt zu einem „Abbaden“ der besonderen Art ein. Im „großen Pool“ und vor Publikum macht es einfach Spaß, die Modelle, an denen man so lange gearbeitet hat, auch einmal zu testen und anderen zu zeigen.

Unweit des Jägers liegt ein U-Boot auf dem Trockendock. Die „Nautilus“. Durch das gewölbte Auge an der Schiffsbrücke kann man sogar Kapitän Nemo erkennen. Frank Schmidt, Modellbauer aus Erfurt, hat auf jedes Detail geachtet, um das fantastische U-Boot aus dem Roman von Jules Verne quasi zum Leben zu erwecken. Es sei zwar ein Bausatz gewesen, aber wie so oft habe da nichts gepasst, und es war viel Tüftelei nötig, erklärt der Bastler, der sonst aber seine Modelle vom Heck bis zum Bug selbst bastelt.

20 Kilogramm wiegt die „Nautilus“

Bei der „Nautilus“ sei es die Herausforderung gewesen, das Modell so abzudichten, dass es tatsächlich auch tauchen kann. Seine Frau Ute hilft ihm dabei, das Modell für einen Tauchgang flott zu machen. Zwei Meter tief kann das U-Boot tauchen. „Das habe ich aber noch nicht ausgereizt“, gibt Schmidt zu. Zu groß sei die Angst, dass seinem Modell etwas passiert. „Wenn ich es so hochhebe, um es zum Wasser zu tragen, frage ich mich, wie es überhaupt schwimmen kann“, sagt der Bastler. „Immerhin wiegt das Modell 20 Kilogramm.“ Dafür hat sich Schmidt sogar ein Tragholz gebaut, um die „Nautilus“ schonend zum Wasser zu bringen.

Jede freie Stunde, vor allem im Winter, bastele ihr Mann in seinem Hobbykeller, erzählt seine Ehefrau Ute. „Ich darf nichts mehr wegwerfen, ohne dass er noch mal einen Blick darauf wirft, ob davon nicht irgendwas zum Basteln taugt“, lacht sie. Sein erstes Modell, ein Schubschiff, entstand ganz und gar aus der Fantasie heraus und mit eigenem Material. Stolz ist er auch auf seinen Mississippidampfer. Aber der darf nur bei spiegelglatter Wasseroberfläche fahren und musste deshalb daheim in Erfurt bleiben, weil einfach viel zu viele kleine Wasserfahrzeuge im Stadtbad die Wellen durchpflügten. (mz)

Axel Vetter (li.) bereitet das Jagdschiffmodell vor.
Axel Vetter (li.) bereitet das Jagdschiffmodell vor.
Maik Schumann