Sekundarschule Roßla Sekundarschule Roßla: Eltern kämpfen um Lehrer

Rossla - Im September machte die Sekundarschule Roßla Schlagzeilen: Weil mehrere Lehrerstellen an der Schule nicht besetzt und außerdem viele Lehrkräfte krank gemeldet waren, blieben ganze Schulklassen tageweise zu Hause. Der Schulelternrat schlug damals Alarm und machte das dramatische Ausmaß der Fehlstunden öffentlich.
An der Situation hat sich seither nicht allzu viel geändert, sagt Elternvertreter Matthias Trippmacher. Seit Beginn des neuen Schuljahres sei in allen Klassenstufen mehr als jede sechste Schulstunde ausgefallen.
Unterricht an Sekundarschule Roßla konnte nicht benotet werden
„In der sechsten Klasse, in die mein Sohn geht, wurde Physik auf dem Halbjahreszeugnis gar nicht bewertet, weil die Kinder seit Schuljahresanfang nur eine einzige Note bekommen haben“, berichtet Trippmacher. Gelingen keine Neueinstellungen, drohe die Unterversorgung in diesem Jahr sogar noch weiter zu wachsen. „Das sind Wissenslücken, die unsere Kinder nicht wieder aufholen werden“, fürchtet er.
Im Drängen auf Besserung trommelt der Elternrat nun Politiker, Bürgermeister, Schulleiter, Eltern und Schülervertreter zu einem Forum zusammen, bei dem über die Misere des Bildungssystems in Sachsen-Anhalt diskutiert werden soll. Unter dem Motto: „Ohne Fleiß kein Preis - und ohne Lehrer kein Unterricht“ soll am 28. Februar im Roßlaer Schloss darüber gesprochen werden, wie schlimm die Lage vor Ort wirklich ist, warum immer noch so viele Lehrerstellen nicht besetzt werden können und warum dieses Problem in manchen Regionen besonders groß zu sein scheint. Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner habe die Einladung zwar nicht selbst angenommen, schicke aber seine Staatssekretärin Eva Feußner, sagt Trippmacher. Auch von Bürgermeistern habe man bereits Zusagen bekommen, ebenso vom Landeselternrat.
Neue Stellenausschreibungen gestartet
„Wir möchten den Kindern eine Stimme geben, um die tatsächliche Schulsituation mit Zahlen und Fakten darlegen zu können“, heißt es in der Einladung. Eine Neuntklässlerin werde schildern, wie die Schüler selbst das Ganze erleben. Moderieren wird das Forum Kreiselternsprecherin Anja Reckling.
Unterdessen ist in der neuen Stellenausschreibungsrunde, die das Landesschulamt am Montag gestartet hat, die Zahl der für Roßla gesuchten Lehrer sprunghaft angestiegen. Wurden beim letzten Mal im September noch zwei Lehrer gesucht, sind es jetzt gleich sieben: für Englisch, Sozialkunde, Mathematik, Physik, Geschichte sowie für den vorrangigen Einsatz in Technik und in Hauswirtschaft.
Auch für die Sekundarschule „Thomas Müntzer“ in Sangerhausen sind statt der damals drei nun sechs Lehrerstellen ausgeschrieben. Gesucht werden gleich zwei Lehrkräfte für Mathematik und weitere für Technik, Sport, Physik und den Kunstunterricht. Die Stellen für Mathe, Technik und Physik sind dabei so dringend zu besetzen, dass Bewerbern unter Umständen sogar eine Zulage zum normalen Gehalt gezahlt wird. Insgesamt werden für den Landkreis Mansfeld-Südharz in der neuen Runde 22 Sekundarschullehrer gesucht.
Bewerbungsschluss am 11. März
Für die Grundschulen sind zwölf unbefristete Stellen ausgeschrieben. Darunter zwei an der Grundschule Allstedt und eine an der Thyratal-Grundschule in Rottleberode. Bewerben können sich Lehrer mit der Ausbildung für ein beliebiges Fach der Stundentafel, wobei in Rottleberode möglichst Musik dabei sein sollte. Im gymnasialen Bereich werden für Mansfeld-Südharz ausschließlich für das Sangerhäuser Scholl-Gymnasium freie Stellen angeboten - zum einen für eine Lehrkraft in Physik, möglichst im Kombination mit Mathematik, zum anderen für Geografie, möglichst in Kombination mit Englisch. Für die Berufsbildenden Schulen Mansfeld-Südharz, Schulteil Sangerhausen, sucht das Landesschulamt unterdessen drei Lehrkräfte: für Pflege und Deutsch, Soziologie und Pädagogik sowie Mathematik.
Insgesamt hat das Land in der jüngsten Runde Stellen für 252 Lehrer an Sekundarschulen, 170 an Grundschulen, 151 an Gymnasien, 138 an Gemeinschaftsschulen, 71 an Förderschulen, 21 an Gesamtschulen und 96 an berufsbildenden Schulen ausgeschrieben. Die unbefristeten Einstellungen, die schnellstmöglich erfolgen sollen, strebt man für die Absicherung des laufenden, zum Teil aber auch schon in Vorbereitung des kommenden Schuljahres an, heißt es beim Landesschulamt. Bis zum 11. März haben Interessenten nun Zeit, sich für die angebotenen Stellen zu bewerben. Sie müssen grundsätzlich die Laufbahnbefähigung für ein Lehramt im Schuldienst des Landes Sachsen-Anhalt besitzen. (mz)