Schornsteinfeger Schornsteinfeger: Schwarzer Mann, der auf Glück hofft
Wolferode/MZ. - Denn seit einigen Wochen ist Sascha auf Jobsuche. Und das, obwohl er einer der erfolgreichsten Schornsteinfeger in Sachsen-Anhalt ist.
Sascha hat im Sommer seine dreijährige Ausbildung zum Schornsteinfeger abgeschlossen. Und jetzt kurz vor Jahresschluss hat er sogar noch erfolgreich an einem Landeswettbewerb teilgenommen. Die Handwerkerjugend Sachsen-Anhalts war in ihren Ausbildungsberufen zum praktischen Leistungswettbewerb aufgerufen. Und da hat Sascha Borghardt einen dritten Platz belegt. Innerhalb der Handwerkskammer Halle hat er damit auch den Titel des Kammersiegers errungen.
Doch was nützen all diese Titel und Platzierungen, wenn der "Schwarze Mann" nun öfter am Küchentisch sitzt, um Stellenangebote zu lesen und Bewerbungen zu schreiben. Der Bezirksschornsteinfegermeister, bei dem Sascha gelernt hat, ist in seinen alten Kehrbezirk in den Harz zurück gegangen. Der Nachfolger hat nur den Altgesellen übernommen.
Für Borghardt bleibt nun die Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Den Beruf wechseln möchte er auf keinen Fall. "Schornsteinfeger ist mein Traumberuf", sagt er. Es war so etwas, wie die Liebe auf den ersten Blick. Ein Nachbar war damals Schornsteinfeger. Der hat den Jungen einmal mitgenommen. Und da durfte er auch einmal selbst schon den Schornstein kehren. "Das hat ihm soviel Spaß bereitet, dass er unbedingt Schornsteinfeger werden wollte", erzählt Mutter Anett.
Begeistert war sie anfangs vom Berufswunsch des Sohnes nicht, da ja schon eine Lehrstelle als Kfz-Mechaniker in Aussicht stand. Und dann ist die Sache mit den Schornsteinen ja auch nicht ungefährlich. Doch der Wunsch, den Leuten aufs Dach zu steigen, setzte sich durch. Eignungstest und Höhentauglichkeitsprüfung wurden mit Bravour gemeistert. Ebenso die Berufsausbildung im sächsischen Eilenburg, wo Schornsteinfeger für drei Bundesländer ausgebildet werden.
Jetzt, so hofft Sascha, soll es erst einmal zur Armee gehen. Nach den neun Monaten Bundeswehr sieht es vielleicht auf dem Arbeitsmarkt für einen Schornsteinfeger besser aus. Ein Beruf, so schwärmt der junge Mann, bei dem man immer Abwechslung hat und mit Leuten zusammen kommt. "Ein Job im Büro könnte ich mir nicht vorstellen." Klar gibt es auch Tage, wo man lieber nicht auf den Dächern rumklettern möchte. "Wenn es regnet, ist es natürlich schöner, wenn die Heizungsanlagen im Keller überprüft werden", gibt er zu. Ohnehin ist es heute nicht mehr solch ein "Schmutzberuf", wie er früher war. Moderne Heizsysteme haben auch das Berufsbild des Schornsteinfegers verändert. "Aber hier im ländlichen Raum muss noch viel gekehrt werden". 16 bis 18 Wochen im Jahr ist da "Schwarzarbeit" angesagt, während in anderen Gegenden gerade einmal noch an sieben Tagen Schornsteine gekehrt werden müssen und die restliche Zeit für die Überprüfung technischer Anlagen genutzt wird.