Schnäppchenjagd beim insolventen Fahrradbauer Schnäppchenjagd beim insolventen Fahrradbauer: Großer Andrang beim Mifa-Werksverkauf

Sangerhausen - Einem Bienenschwarm gleich schwirren sie umher auf dem Parkplatz vor dem Mifa-Werksverkauf in Sangerhausen. Rund ein Dutzend Männer und Frauen testen die Mifa-Fahrräder, die sie sich ausgesucht haben. Es ist Werksverkauf - die Zeit für Schnäppchenjäger und Nostalgiker gleichermaßen.
„Ich bin zufrieden, ich kaufe das E-Bike auch“, sagt Reinhard Werner. Er ist extra aus Gröbers im Saalekreis angereist. „Das ist beste Qualität und ich spare rund 900 Euro - da kann man nicht Nein sagen..“ Dann schiebt er sein schwarzes Fahrrad in die Halle hinein. „Die Verkäufer hatten schon Angst, weil ich so eine große Proberunde gefahren bin“, sagt er und lacht.
Rund 200 Leute aus ganz Sachsen-Anhalt kommen am ersten tag des Abverkaufs zum Werksverkauf der Mifa nach Sangerhausen
Die Schlange führt einmal quer durch die Halle. Geduldig stehen die Menschen, schieben ihre blitzsauberen Neu-Räder millimeterweise nach vorn. „Über eine Stunde haben wir nun gewartet“, sagen Renate und Adolf Harzer aus Zeitz, kurz bevor sie nun endlich an der Reihe sind. Zwei weiße E-Bikes nennen sie Momente später ihr Eigen. „Wir haben die auch schon ein Stück weit aus Solidarität gekauft“, sagt Renate Harzer. „Wir fahren gern Rad, waren mit unseren Mifa-Klapprädern auch schon an der Ostsee.“
Der erste Tag des Abverkaufs bei der Mifa ist ein voller Erfolg. Rund 200 Leute drängeln sich in der Halle und suchen nach einem geeigneten Rad, immer suchen Autos mit Nummernschildern aus dem gesamten Land einen Parkplatz. Zwischendurch kommt ein Transporter mit neuen Rädern - und die Menschen werfen schnell einen neugierigen Blick durchs Fenster. Denn nicht alle sind rundum zufrieden mit der Lage.
„Wir sind aus Köthen, aber leider gibt es keine E-Bikes mit tiefem Einstieg“, sagen Christa Kipping und Ingo Elze aus der Nähe von Köthen. „Das ist etwas enttäuschend.“ In aller Früh seien sie losgefahren, um rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein. Doch fündig sind sie noch nicht geworden. „So ein E-Bike wäre ein schönes Schnäppchen. Man wird ja auch älter und da ist das ganz praktisch“, sagt Ingo Elze. Und Christa Kipping fügt an: „Wir wollen etwas Gutes tun für Mifa und die Region. Aber, dass der Werksverkauf das Unternehmen rettet, glaube ich nicht.“
Verkäufer Thomas Gellrich weiß um die Sorgen von einigen wenigen Kunden, die noch nicht das erhoffte Schnäppchen gemacht haben. „Wir bekommen ständig neue Lieferungen. Da werden auch noch die E-Bikes mit tiefem Einstieg dabei sein. Wann die allerdings kommen, weiß ich nicht. Tut mir leid, dass hier einige warten müssen.“ Er habe gehofft, dass es so voll ist, sagt er und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Schon bevor wir aufgemacht haben stand eine Schlange vor der Tür.“ Lange sei es her, dass es einmal so voll gewesen ist, sagt er. „Außer bei anderen Sonderverkäufen, da sind auch immer viele gekommen.“
Mischung aus Lokalpatriotismus und Schnäppchenjagd treibt Fahrradkäufer nach Sangerhausen
Auch Roland Gabrowitsch ist früh aufgestanden, um aus Hettstedt nach Sangerhausen zu fahren. „Hier spare ich 600 Euro für mein E-Bike“, sagt er zufrieden. Eine Mischung aus Lokalpatriotismus und Schnäppchenjagd treibt ihn an. „Wahnsinn, was hier los ist.“ Nun beginnt ja auch das schöne Wetter, fügt er an. Zeit zum Fahrradfahren. „Ich hoffe, dass die Mifa weiter existiert“, sagt der Hettsteder. „Vielleicht hilft mein Beitrag ja dabei.“
Draußen verladen Eckhart und Emilie Patke aus Großkugel ihre beiden neuen E-Bikes. „Wir haben schon gedacht, dass es hier so voll sein würde, deswegen sind wir zeitig losgefahren“, sagt Eckhart Patke und schnürt die beiden Räder am Kofferraum fest. Dass die Mifa noch einmal auf die Beine kommt, glauben sie nicht so recht. „Es gibt viele große Fahrradhersteller, die ein Interesse haben, dass Mifa nicht weiter existiert“, sagt er. (mz)
Der Werksverkauf der Mifa läuft noch bis Ende der Woche und befindet sich in der Juri-Gagarin-Straße 33 in Sangerhausen.