Schilder warnen vorm Wald Schilder warnen vorm Wald: Trockenheit sorgt für Lebensgefahr

Sangerhausen - Still steht der Wald kurz hinter Grillenberg. Von der Landstraße schlängelt sich ein Wanderweg Richtung Lust ins Grüne. Vögel zwitschern, ganz in der Nähe hämmert ein Specht gegen einen Stamm. Doch das friedliche Bild trügt.
Hier im Wald herrscht Gefahr. Darauf jedenfalls weist ein Schild hin, das ganz frisch am Beginn des Weges aufgestellt wurde.
Vom Betreten absehen
„Warnung!“ steht da in großen, roten Buchstaben und mit Ausrufezeichen. Und: „Es besteht Gefahr für Leib und Leben!“
Im weiteren Text wird erklärt, dass die große Trockenheit bei vielen Bäumen zu „Absterbeerscheinungen“ geführt hat. Man empfehle daher, „vom Betreten des Waldes und der Wanderwege abzusehen“.
Rund einhundert solcher Schilder sind in den vergangenen Tagen im Bereich des Forstbetriebs Süd aufgestellt worden. Veranlasst wurde die Aktion vom Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt, der auch als Absender der Warnung auf den Schildern steht.
Trockenheit zeigt gefährliche Folgen
Er reagiert damit auf den unberechenbaren Zustand, in dem sich inzwischen viele Laubbäume in den Südharzer Wäldern befinden. Zwei extrem trockene Frühjahre und Sommer haben ihnen so stark zugesetzt, dass Teile der Kronen oder ganze Bäume abgestorben sind. Niemand weiß, wann und wo starke Äste herunterbrechen.
„Gerade bei den Buchen sind die Trockenschäden besonders gefährlich“, erklärt Holger Koth, Leiter des Forstbetriebs Süd, auf Anfrage der MZ. „Sie faulen im Inneren schnell durch. Irgendwann wirkt dann die Schwerkraft und Teile der Krone stürzen nach unten.“
Das mache auch für die Waldarbeiter das Fällen solcher vertrockneter Bäume so gefährlich. „Niemand weiß, was passiert, wenn man beginnt, sich unten am Stamm mit der Säge zu schaffen zu machen.“
Forstbetrieb versucht Gefahr zu entschärfen
Die Trockenschäden gibt es nahezu flächendeckend überall im Südharz. „Eine kurzfristige Beseitigung der Gefahrensituation ist nicht möglich“, heißt es auf den Warnschildern des Landesforstbetriebs. Die Warnung gelte daher für unbestimmte Zeit.
Der Forstbetrieb konzentriere sich vor allem darauf, Bäume mit absturzgefährdeten Ästen überall dort zu entfernen, wo man in der Verkehrssicherungspflicht steht, sagt Koth.
Zum Beispiel an öffentlichen Straßen oder an der Grenze zu Nachbargrundstücken. Auch dort, wo Schutzhütten und Sitzgruppen im Wald zum Verweilen einladen, sollen Gefahren beseitigt werden.
Eigentümer entscheiden über Sperrung
Ansonsten beruft der Landesforst sich auf höchstrichterliche Entscheidungen, dass herunterbrechende Äste mitten im Wald eben „waldtypische Gefahren“ sind, die man auf so riesigen Flächen nicht ausschließen kann. Auch auf den Warnschildern heißt es: „Eine Haftung ist gesetzlich ausgeschlossen.“
Theoretisch wäre es auch möglich, besonders gefährliche Waldabschnitte komplett zu sperren - auch im Privat- und Kirchenwald. „Das kann der jeweilige Eigentümer entscheiden“, sagt Koth. Eine Sperrung mache aber wenig Sinn, wenn man die Einhaltung des Verbots ohnehin nicht kontrollieren könne. Der Landesforstbetrieb setzt lieber auf die Schilder.
Situation verschlimmert sich
Die Situation werde sich in den nächsten zwei, drei Jahren noch verschlimmern, meint Koth. Fast jeder dritte Baum im Forstbetrieb Süd ist eine Buche, mindestens jede dritte davon zeigt schwere Trockenschäden.
Es werde sechs bis zehn Jahre dauern, bis die abgestorbenen Bäume so weit in sich zusammengebrochen sind, dass Wanderern keine Gefahr mehr von oben droht.
Im benachbarten Kyffhäuserkreis geht man dagegen mit ganz schwerer Technik gegen abgestorbene Buchen vor. Bei Sondershausen werden sie mit einem 70 Tonnen schweren Super-Harvester aus dem Wald gerissen. (mz)