Schandfleck in Sangerhausen Schandfleck in Sangerhausen: Neustart an der Trillerei?
Sangerhausen - Die Stadtverwaltung sieht eine Art Neubeginn: „Der Anfang ist gemacht. Es wird wieder über die Trillerei geredet, und zwar miteinander“, sagte Stadtsprecherin Marina Becker am Freitag auf Anfrage. Es habe zuletzt zwei Gespräche mit Peter Skrzypszak, dem Eigentümer des abgerissenen Gebäudes, gegeben.
Die Trillerei oder besser der davon übriggebliebene Schuttberg sorgen seit Monaten für Kritik. Anwohner und Stadträte hatten sich über die Verschandelung des Stadtbildes an der Ulrichkirche beschwert, die immerhin zur stark beworbenen Touristenroute „Straße der Romanik“ gehört.
Schlechter Zustand des Geländes
In den nicht öffentlichen Beratungen hätten sowohl Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU), Fachbereichsleiter Torsten Schweiger, Mitglieder des städtischen Sanierungsausschusses als auch Eigentümer Skrzypszak ihre Bereitschaft signalisiert, weiter miteinander zu reden, sagte Becker. Details wollte sie nicht äußern, man habe Vertraulichkeit vereinbart.
Die CDU-Fraktion im Sangerhäuser Stadtrat brachte jüngst eine Planen-Lösung ins Gespräch, mit der solche Schandflecken wie an der Trillerei verdeckt werden könnten. „Sollten Brachflächen nicht temporär sinnvoll genutzt werden können und Eigentümer keine Investitionen einleiten, sind nach dem Vorbild Ascherslebens mit Folie bespannte Stahlrahmenwände zu prüfen. Mit vertretbaren Kosten könnten so vorhandene Schandflecken überdeckt und gleichzeitig als Ausstellungsfläche genutzt werden“, heißt es in einem Papier der Fraktion. Allerdings könne so etwas keine Dauerlösung sein.
Mit so einer Planen-Lösung war auch während der Sanierung des Fachwerkgebäudes in der Stolberger Niedergasse 17 und vor dem Thüringentag 2013 in Sondershausen verfahren worden. In Sangerhausen wird im September kommenden Jahr der Sachsen-Anhalt-Tag gefeiert.
Becker räumte ein, „dass der derzeitige Zustand des Geländes nicht zufriedenstellend ist“. Dies sei allen Beteiligten klar. Wie und wann es an Trillerei weitergehe, würden die nächsten Zusammenkünfte zeigen. „Mehr kann ich zu diesem Zeitpunkt leider nicht sagen“, betonte die Stadtsprecherin.
Keine Sanierung ohne Zuschuss
Skrzypszak hatte jüngst in einer E-Mail an die Redaktion mitgeteilt, dass aus seiner Sicht jetzt die Stadt am Zuge sei, wenn sich auf dem Gelände etwas ändern solle. Er selbst habe sich zu „keiner weiteren Aktivität entschieden“. Der Eigentümer spielte damit auf die Entscheidung des Stadtrates vom Dezember 2013 an, als die Mehrheit des Gremiums einen Rettungsplan für das Gebäude abgelehnt hatte. Es sei immer klar gewesen, dass die Trillerei ohne Zuschuss nicht zu sanieren sei, so Skrzypszak. Hätte man das damalige Konzept aber umgesetzt, wäre das Gebäude jetzt ein Schmuckstück der Stadt.
Schicksal wurde besiegelt
Der Eigentümer gab die damaligen Gesamtkosten für eine Sanierung mit 4,6 Millionen Euro an; 1,6 Millionen Euro sollten vom Land kommen, je 200.000 Euro der Landkreis und die Stadt beisteuern. 2,63 Millionen Euro habe er selbst aufbringen wollen, sagte Skrzypszak. Als der Stadtrat den Plan ablehnte, sei das Schicksal der Trillerei besiegelt gewesen. Wegen akuter Einsturzgefahr wurde das Gebäude im März 2014 abgerissen. Heute stehen von dem Haus nur noch einige Grundmauern.
Nach Skrzypszak Angaben hat er der Stadt vor einigen Monaten angeboten, das Trillerei-Grundstück mit Hilfe eines langfristigen Pachtvertrages selbst zu übernehmen: „Die Stadt kann dann alles, was sie stört, selbst verändern.“ (mz)