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Sanierung Sanierung: So strahlt der Bahnhof in Sangerhausen zur Eröffnung

Von Frank Schedwill 07.09.2016, 08:00
Ein goldener Schriftzug weist nun auf den Bahnhof hin.
Ein goldener Schriftzug weist nun auf den Bahnhof hin. Maik Schumann

Sangerhausen - Es ist quasi der Fluch der Schnelligkeit: Wenn am Freitag der sanierte Bahnhof in Sangerhausen mit viel Politprominenz eingeweiht wird, steht der Großteil der Räume noch leer.

Denn die neuen Nutzer werden erst nach und nach in den nächsten Wochen in das sanierte Haus einziehen, erklärt Ulrich Franke. Franke ist Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (SWG), der das Gebäude gehört. Ursprünglich sei nämlich geplant gewesen, den Bahnhof erst im Spätherbst wieder zu eröffnen.

Weitere Feier für Bahnhof ist im November geplant

Die Arbeiter seien aber vorfristig fertig geworden, was die Planung über den Haufen warf. Deshalb wird es voraussichtlich Anfang November noch einmal eine Feier geben. Dann, wenn fast alle Räume bezogen sind.

Kosten: Der Umbau des Bahnhofs hat insgesamt rund sieben Millionen Euro gekostet. Und damit etwas mehr als geplant. SWG-Chef Ulrich Franke begründet dies unter anderem damit, dass im Umfeld des Gebäudes kontaminierter Boden ausgetauscht werden musste. Die SWG hat nun weitere Fördermittel beantragt.

Schutz vor Vandalen: Das Umfeld des Bahnhofs und die Bahnhofshalle werden künftig per Videotechnik und Bewegungsmelder überwacht. Insgesamt neun Kameras und 13 Bewegungsmelder sind installiert worden, um Zwischenfälle zu vermeiden.

Das gesamte Gebäude ist behindertengerecht gestaltet. Mit Ausnahme des Personentunnels, wo das laut Bahn AG nicht vorgeschrieben ist, gibt es auch ein Blindenleitsystem. Sehbehinderte sollen sich dadurch gut darin zurecht finden können: Im Bahnhofsgebäude wurden dazu für rund 60 000 Euro Hunderte Edelstahlelemente am Boden verklebt. Außerdem gibt es an den Geländern der Treppenhäuser Aufschriften in Blindenschrift.

Parkplätze: Auf der Ostseite des Gebäudes sind insgesamt 90 neue Parkplätze entstanden, darunter 76 Park-and-Ride-Plätze. Dazu gibt es 50 Fahrradabstellplätze, 40 davon sind überdacht in einem neuen eiförmigen Pavillon zu finden. Die neuen Parkplätze sollen laut SWG gebührenfrei genutzt werden können.

Internet: In der Bahnhofshalle will Abellio freies WLAN anbieten. Zwei Router sollen installiert werden.

Neue Heizung: Die Bahnhofshalle wird künftig beheizt. Zumindest zwölf Grad Celsius sollen darin im Winter herrschen. Bisher gab es dort keine Heizung. Zum Heizen setzt die SWG Wärmepumpen und einen Gasbrennwertkessel ein, außerdem wurde die Lüftungsanlage erneuert.

Neue Toiletten: Es gibt es wieder eine Toilettenanlage im Bahnhof. Sie ist von der Bahnhofshalle aus zu erreichen. Besucher der neuen Gaststätte können sie kostenlos nutzen. Die anderen müssen eine Schranke passieren und 50 Cent zahlen.

Neuer Schriftzug: Ganz neu sind sieben 80 Zentimeter große Buchstaben. Direkt unter der alten Bahnhofsuhr, die aufgearbeitet und mit einem neuen Uhrwerk versehen wurde, steht nun in goldenen Buchstaben das Wort „Bahnhof“.

Gerettet: Das große Mosaik von Wilhelm Schmied, das verschiedene Motive aus Sangerhausen zeigt, wurde gereinigt. Auch die fünf Kronleuchter, die die Halle beleuchten, wurden aufgearbeitet. Die grauen und blauen Fliesen an den Wänden und der schwarze Granitfußboden der Halle wurden erhalten.

Zum Sachsen-Anhalt-Tag am kommenden Wochenende können sich die Sangerhäuser aber schon einmal einen Eindruck von ihrem neuen Bahnhof holen. Der ist in den vergangenen 16 Monaten mit Millionenaufwand saniert worden.

Das im Jahr 1963 errichtete, denkmalgeschützte Gebäude erstrahlt nun sprichwörtlich in neuem Glanz. Viele Reisende drücken sich bereits jetzt an den Fenstern und Glastüren die Nase platt, um einen Blick ins Innere zu erhaschen.

Zum Sachsen-Anhalt-Tag ist Bahnhofshalle zum ersten Mal zugänglich

An den drei Tagen des Landesfestes wird das einfacher möglich sein: Denn dann ist die Bahnhofshalle zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich. „Die Gäste werden direkt von den Zügen durch die sanierte Halle in die Stadt gehen können“, verspricht Franke. Der bisherige Umweg um das Gebäude in Richtung Lengefelder Straße entfällt.

Auch die neuen Toiletten, die Parkplätze sowie der Pavillon mit den Abstellanlagen für Fahrräder stehen zur Verfügung. Ebenso geöffnet ist die neue Gaststätte, die bereits seit Ende August in den Räumen der früheren Gepäckaufnahme einlädt.

Ab Sonntagabend nach dem Fest wird die Halle aber wieder dicht gemacht. „Aus Sicherheitsgründen, denn in den nächsten Tagen rücken die Ladenbauer an“, sagt Bernd Schneeberg, Abteilungsleiter Technik bei der SWG.

Touristinformation ist künftig im Bahnhof zu finden

In die jahrelang verwaiste Halle ziehen ein Buchladen und ein Smoothie-Shop ein. Außerdem werden dort der Fahrkartenverkauf des Bahnunternehmens Abellio und die von der Rosenstadt GmbH betriebene Touristinformation zu finden sein.

Den angrenzenden Westflügel nutzt die Stadt, die Generalmieter des Gebäudes ist: Das dortige Untergeschoss soll der neue Anlaufpunkt für Leseratten werden: In dem 250 Quadratmeter großen Raum ist künftig die Stadtbibliothek zu finden. Außerdem steht im Erdgeschoss ein kleines Büro für die Verbraucherzentrale zur Verfügung.

Im Obergeschoss gibt es Räume für das Bürgerbüro der Stadtverwaltung. In dem Bereich sind ein neues Treppenhaus und außerdem ein Fahrstuhl errichtet worden, so dass die Räume wie alle anderen im Bahnhof barrierefrei erreichbar sind.

Tagesstätte für Süchtige zieht ebenfalls ein

Die Nordseite direkt am Bahnsteig 1 nutzt Abellio für sein Zugpersonal. Die Firma wird dort außerdem eine zweite Leitzentrale einrichten. Sie soll dann den Betrieb übernehmen, falls die Zentrale in Halle ausfallen sollte, erklärt Schneeberg. Außerdem hat ein Betreuungsbüro in dem Bereich mehrere Räume gemietet. Es will dort auch eine Tagesstätte einrichteten, in der Süchtige nach ihrer Therapie betreut werden.

Während die meisten Mieter bis Ende Oktober im Bahnhof untergekommen sein werden, bleibt das neue Büro der Stadtinformation noch geschlossen: „Die Mitarbeiter ziehen erst am 1. Februar nächsten Jahres ein“, sagt der SWG-Mann. Bis dahin seien sie noch in ihrem Domizil am Sangerhäuser Markt zu finden. Warum der Umzug so spät erfolgt? „Die Mieter gucken natürlich aufs Geld“, sagt Schneeberg. Die Rosenstadt GmbH habe nicht gleichzeitig am Markt und am Bahnhof Miete zahlen wollen. (mz)

Hier wird die neue Bibliothek untergebracht.
Hier wird die neue Bibliothek untergebracht.
Maik Schumann