Sangerhäuserin predigt preiswürdig
Sangerhausen/MZ. - Die Pfarrerin von Sankt Jacobi in Sangerhausen kann viel sagen - mit wenigen Worten. Denn sie hat gelernt zuzuhören. Sie steht als berufstätige Frau, als allein erziehende Mutter mitten im Leben. Da komme man schon mal auf ungewöhnliche Predigten: So zum Beispiel, bei der Geschichte von der Heilung des Gelähmten (Markus 1,2-12), als sie über Männerfreundschaften, über lähmendes Schweigen und erlösende Worte spricht.
Sie weiß eben genau, von was sie redet, eingängig für Männer und Frauen, auch wenn sie offen "feministisch-theologisch" arbeitet. Dass sie mit ihren Predigten auf dem richtigen Weg ist, wurde ihr vielleicht schon mal in der Gemeinde mitgeteilt. Nun erhält sie dafür bundesweite Anerkennung. Eine ökumenisch besetzte Jury, die aus fünf evangelischen und fünf katholischen Mitgliedern besteht, hat ihre Predigt aus über 350 Einsendungen ausgewählt und für preiswürdig befunden.
In Margot Runges berechtigte Freude mischt sich noch immer ein bisschen Staunen über das Erreichte, denn zu den vorherigen Preisträgern gehörten u. a. ein Theologieprofessor und ein Bischof.
Nun wird ihr, der Pfarrerin von Sankt Jacobi von Sangerhausen, am 17. November in Bonn der Preis für die "Beste Predigt 2004" überreicht. Die Auszeichnung, die vom Verlag für die Deutsche Wirtschaft in Bonn ausgelobt wird, erhält sie für die am 26. Oktober 2003 gehaltene Predigt über das Evangelium Markus 2,1-12. Sie wird dafür eine Plakette und eine Bibel erhalten.
Den Preis gibt es "für Predigten, die einen hervorragenden Beitrag zur Redekultur in den Kirchen im deutschsprachigen Raum leisten und u.a. durch ihren theologischen Gehalt, Erfahrungsnähe, biblische Fundierung und Glaubwürdigkeit überzeugen", wie es in der Ausschreibung heißt. Schon jetzt, als es überregional im Radio und in Zeitungen vermeldet wurde, kamen Glückwünsche - vom Bischof Axel Noack aus Magdeburg, seitens der Gemeinde, aber auch von Menschen, die nicht Kirchenmitglieder sind.
Besonders groß ist die Freude in der Jacobigemeinde. Dietrich Härtel, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, sagt: "Es lohnt sich bei uns in die Kirche zu gehen. Liebevoll ausgestaltete Gottesdienste mit Musik und guten Predigten haben hier Tradition."
Deshalb sieht sich auch Margot Runge selbst als Glied in einer Kette vieler guter Prediger an Sankt Jacobi: "Hier ist Kirche nichts verstaubtes, weltfremdes." Davon können und sollten sich die Sangerhäuser und Gäste selbst überzeugen: Am kommenden Reformationstag, 31. Oktober, lädt die Kirchengemeinde zum Gottesdienst ein. Dann gibt es Musik, Texte und die preisgekrönte Predigt.