Sangerhausen Sangerhausen: Kinderschutzbund löst sich auf
Sangerhausen/MZ - Nächstes Jahr hätte der Kinderschutzbund Sangerhausen sein 20-jähriges Bestehen feiern können. Doch dazu kommt es nun nicht mehr. Der Verein hat jetzt beschlossen, sich aufzulösen, sagte die Vorsitzende Iris Töpsch.
Der Grund sei personeller Art. Denn der Sangerhäuser Verein habe zuletzt nur noch ein Dutzend Mitglieder gehabt. Töpsch: „Wir haben schon im vorigen Jahr zur Neuwahl keinen arbeitsfähigen Vorstand mehr zusammenbekommen. Wir hatten zwar gehofft, neue Mitglieder zu gewinnen und auch den Vorstand wieder arbeitsfähig zu machen, aber es ist nicht gelungen. Die Auflösung des Vereins ist nun der letzte Schritt.“
Inzwischen hat es bereits einen Notartermin gegeben. Eventuelle Gläubiger des Vereins würden aufgefordert, sich zu melden, sagt die Vorsitzende. „Die Liquidation dauert ein Jahr. Dann erfolgt die Löschung im Vereinsregister.“ Liquidatoren sind Iris Töpsch und die bisherige Schatzmeisterin Monika Fuhrmann. Das noch vorhandene Vermögen komme dann satzungsgemäß einem anderen Sangerhäuser Verein zugute, der sich ebenfalls auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendarbeit engagiert.
Immerhin hat der Kinderschutzbund Sangerhausen knapp zwei Jahrzehnte lang gearbeitet und sich auch im Altkreis Sangerhausen als Lobby für die Kinder stark gemacht. Obwohl der Sangerhäuser Verein einige Jahre nach seiner Gründung finanzielle Probleme hatte und das dem Image geschadet habe, sei es längst gelungen, sich wieder einen guten Ruf zu erarbeiten, so Töpsch.
Etwa durch das Sorgentelefon, die Projektarbeit in Kindertagesstätten und Schulen, gemeinsam mit den Sozialämtern organisierte Adventsfeiern für bedürftige Familien in den Städten und Verwaltungsgemeinschaften sowie Spielplatz-Analysen mit der Verwaltung der Rosenstadt. Oder durch eine „Kinderfreundliche Hausordnung“, die gemeinsam mit der Wohnungsbaugenossenschaft Sangerhausen (WGS) im vergangenen Jahr vereinbart worden ist und die im nächsten Monat auch mit der Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWG) vorliegen soll.
Statt auf Kinderbetreuung habe sich der Verein zunehmend wieder auf sein eigentliches Anliegen konzentriert: die Umsetzung der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. „Wir haben es geschafft, das in die Kinder- und Jugendarbeit des Landkreises zu integrieren.“ Das sei auch öffentlich anerkannt worden, so dass Partner wie die Sparkasse Mansfeld-Südharz, die WGS oder das Amtsgericht den Verein finanziell unterstützten.
Sie selbst, sagt Töpsch, sei jetzt Mitglied im Kinderschutzbund Mansfeld-Südharz, der bereits 1992 im Raum Eisleben - Hettstedt zu arbeiten begann. Als sich 2007 die Landkreise zusammenschlossen, habe die Mehrheit der Sangerhäuser Vereinsmitglieder aber eine Eingliederung abgelehnt. Vielleicht auch deshalb, weil der Eisleber Verein von jeher eine ganz andere Struktur und fachliche Qualität hatte. Er unterhält beispielsweise Kindereinrichtungen und Kinderhäuser und kümmert sich um die Familienhilfe. Sporadischen Kontakt unterhielten beide Vereine aber schon längere Zeit.
„Mansfeld-Südharz ist eine der Regionen mit der höchsten Arbeitslosigkeit, den geringsten Einkommen und hohem Anteil bei Teilzeitarbeit“, sagt Töpsch. Und das wirke sich natürlich besonders auf Kinder aus, deshalb brauchten sie heute genau wie vor 20 Jahren eine Lobby.