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Sangerhausen Sangerhausen: Juliane fühlt sich im «Löwen» wohl

Von BEATE THOMASHAUSEN 23.06.2011, 14:34

SANGERHAUSEN/MZ. - Juliane Friedemann faltet Handtücher in der kleinen Wäscherei des Oberröblinger Hotels und Restaurants "Zum Löwen". Die Arbeit geht ihr flott von der Hand. Und sie macht ihr großen Spaß. Das sieht man auf den ersten Blick. Die 19-Jährige besucht die Sangerhäuser Christophorusschule für geistig Behinderte. Sie hat das Down Syndrom. Im "Löwen" ist sie immer mal für einen Tag zum Praktikum. Und weil es ihr so großen Spaß macht.

Deshalb war sie auch mitten in den Ferien gleich bereit, zum Fototermin nach Oberröblingen zu kommen. Und dort wartete sie auch nicht einfach untätig auf den Fotografen, sondern ließ sich gleich voll einspannen.

Juliane ist eine ganz Liebe, sagen die Löwen-Mitarbeiter über das Mädchen. Stets freundlich. Immer nett. Eine angenehme Mitarbeiterin. Der Meinung ist auch die Chefin Ritta Büdler, die schon Erfahrung mit Praktikanten aus der Christophorusschule hat. "Wir hatten schon einige Praktikanten vom CJD bei uns. Mir ist es wichtig, Menschen nicht noch zusätzlich zu behindern, sondern ihnen auch eine Chance zu geben. Man muss es einfach probieren. Dann wird man schon sehen, ob es passt oder nicht", so Frau Büdler, deren Sohn selbst in den Südharz-Werkstätten arbeitet. Bei Juliane passt es.

"Sie hat sich wirklich prima entwickelt, seit sie zum Praktikum geht. Sie ist selbständiger und belastbarer geworden. Zu Anfang war sie nur zwei Stunden zum Arbeiten. Aber jetzt hält sie gut durch und kommt auch gut mit den Kollegen zurecht", schätzte Silke Kilias ein. Sie ist Lehrerin an der CJD-Christophorusschule. Dort in der so genannten Berufsschulstufe lernen neben Juliane Friedemann noch 49 weitere Jugendliche.

Über 40 arbeiten auch in Schülerpraktika, die sie sich meist selbst in der Nähe ihrer Heimatorte suchen. An einem Tag aller drei Wochen gehen die Christophorusschüler in ihren Praktikumsbetrieb. Mehr als 70 Firmen sind es, in denen in den vergangenen zehn Jahren schon einmal ein Christophorusschüler ein Praktikum absolviert hat bzw. zur Zeit dort arbeitet. "Seit zehn Jahren setzen wir darauf, unsere Schüler auch in Betrieben außerhalb des CJD arbeiten zu lassen. Und die Entwicklung, die unsere Schüler durchlaufen, gibt uns recht. Es ist gut für sie. Ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt, wenn sie sich außerhalb der Schule behaupten müssen", so Frau Kilias. Drei Praktikumsbetriebe - das DRK-Pflegeheim in Sangerhausen, die Bäckerei Messing in Berga und die Sangerhäuser Firma Newcycle - stellten einen Praktikanten sogar fest bei sich ein. "Das freut uns natürlich am allermeisten, wenn es einem unserer Schützlinge gelingt, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen", sagte die Lehrerin.