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Zurück zur Normalität Sangerhausen: Interview mit Martina Scherer, Vorsitzende der Arbeitsagentur

Von Beate Thomashausen 11.06.2020, 07:45

Sangerhausen - Seit dem 18. März ist die Agentur für Arbeit für die Kunden geschlossen. Doch jetzt will man Schritt für Schritt zurück zu einer neuen Normalität finden, die auch wieder persönliche Kontakte beinhaltet. Das Gespräch mit Martina Scherer, Vorsitzende der Arbeitsagentur Sangerhausen, führte Beate Thomashausen.

Wie ist denn die aktuelle Situation in der Agentur? Sind die Flure vollständig verwaist?

Martina Scherer: Es gibt keinen Kundenverkehr mehr. Aber nein, die Flure und Büros sind nicht verwaist, auch wenn viele Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, sind auch im Haus Büros besetzt. Mit den Kunden wird jedoch der Kontakt über Briefe, Telefonate und Mails gehalten.

Welche Arbeiten sind derzeit besonders wichtig?

Besonders wichtig, weil existenzsichernd, ist die Gewährung von Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld. Hier haben sich auch viele Mitarbeiter qualifiziert, dass sie diese Arbeiten mit übernehmen können, denn das Aufkommen ist in den vergangenen Wochen gewachsen.

Es werden sicher mehr Anträge auf Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld gestellt.

Ja. Seit März ist die Zahl der Arbeitslosen deutlich angestiegen. Und das hielt auch im Mai an, obwohl der Mai sonst typischerweise von einer Frühjahrsbelebung gekennzeichnet ist und mehr Menschen in Arbeit kommen. Das ist in diesem Jahr nicht so. Die Arbeitslosenquote im Landkreis liegt bei 10,5 Prozent. Das ist hoch. Außerdem gingen 1.313 Anzeigen auf Kurzarbeit in der Agentur ein. Auch so eine Zahl ist noch nie dagewesen. Der Stellenmarkt hat sich im Mai zwar ein wenig erholt, aber wir können noch nicht abschätzen, welche Auswirkungen die Krise auf die einzelnen Firmen haben wird.

Wer sucht denn gerade Rat in der Agentur und warum?

Da sind natürlich zum einen die Menschen, die in irgendeiner Form eine Unterstützung brauchen wie Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld, zum anderen suchen natürlich weiterhin Menschen einen neuen Arbeitsplatz. Gerade für die Neukunden ist die Situation sehr herausfordernd. Normalerweise würde ein Berater mit ihnen ein ausführliches Gespräch über ihre Situation führen, das ist aber gerade nicht möglich. Genauso wie auch die Möglichkeiten der Berufsberatung jetzt auf die Möglichkeiten aus der Distanz beschränkt sind.

Wann werden die ersten Kunden wieder vor Ort in der Arbeitsagentur betreut?

Wir planen eine schrittweise Rückkehr zur Normalität ab dem 22. Juni. Aber dann wird auch keine Menschentraube vor der Agentur stehen, es werden Termine vergeben. Und nur mit einem Termin wird es ein persönliches Gespräch geben und vorerst auch nur in der Hauptagentur in Sangerhausen. An oberster Stelle wird der Gesundheitsschutz der Kunden und unserer Mitarbeiter stehen. Dafür wird gerade ein Hygienekonzept erarbeitet.

Wie wird es ab 22. Juni genau ablaufen?

Die Kunden, die einen persönlichen Termin haben, werden am Notfalleingang am Berufsinformationszentrum in Empfang genommen. Die schriftliche Einladung ist ebenso mitzubringen wie ein Mund-Nasen-Schutz. Die Kunden werden dann weitergeleitet und im Haus begleitet. Es wird Extra-Räume für den Kundenverkehr geben. Dort werden die Flächen desinfiziert. Und es gibt auch Desinfektionsmittel im Haus. Es werden auch noch Plexiglasscheiben installiert, wo es erforderlich ist. Fakt ist aber, das persönliche Gespräch wird auch weiterhin noch die Ausnahme sein, wenn Alternativen möglich sind, werden wir die auch in Zukunft noch nutzen. (mz)