Sangerhausen Sangerhausen: Hundesport-Verein plagt Nachwuchssorgen

Sangerhausen - Das Versteckspiel hat begonnen: Sebastian Peckruhn verschwindet hinter einem der Hindernisse und nimmt dann Kontakt zu seinem Hund auf. „Willy“, ruft er über den Platz. Der Dackel horcht auf. Hinter ihm warten mehrere Herrchen und Frauchen mit Vierbeinern an der Leine, doch Willy hat nur Ohren für seinen Besitzer. Dieser muss kein zweites Mal rufen, nur Sekunden später ist sein Hund bei ihm. In Sachen Gehorsam hat Willy wohl die erste Prüfung gemeistert. „Eure Hunde müssen akzeptieren, dass ihr den Ton angebt“, erklärt Carola Kunze. Sie ist Trainerin beim Sangerhäuser Hundesportverein und leitet gerade ihre wöchentliche Welpenstunde.
Alles eine Frage der Erziehung
„Hier geht es nicht ums Spielen“, sagt sie. „Jedenfalls nicht direkt.“ Denn der erste Schritt zum glücklichen Hundeleben sei, dass die Vierbeiner lernen, miteinander umzugehen. „Sozialkontakte“ nennt Kunze die Trainingseinheit, bei der sie mit bis zu sieben Welpen und deren Besitzern übt.
Vom winzigen Dackel bis zum Schäferhund ist alles vertreten. Und meistens herrscht Harmonie. „Junge Hunde haben nichts gegeneinander“, erklärt die Trainerin. „Sicher wird auch mal gekläfft, aber alles, was nicht klappt, ist eine Frage der Erziehung.“
Welpe muss bald zu den Großen
Das Miteinander sei wohl wichtig, findet Hundehalter Sebastian Peckruhn. Schließlich begegnet man beim Spazierengehen immer wieder anderen Tieren. „Ich hoffe, dass Willy durch das Training in solchen Situationen weniger nervös ist“, sagt er. Willy ist jetzt vier Monate alt. An der Welpenstunde darf er nur noch gut vier Mal teilnehmen, denn mit fünf Monaten muss er zu den Großen. Die üben gleich nebenan, auch auf dem Hundesportplatz auf dem Sangerhäuser Taubenberg, unter Anleitung von Marion Kirchberg.
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Falsches Training kann fatale Folgen haben
Rottweiler, Schäferhunde und auch einige Pudel proben gerade den Gang an der Leine. Getreu dem Motto „Auch ein Hund lernt nie aus“ sind hier Vierbeiner allen Alters dabei, erzählt der Vereinsvorsitzende Frank Müller. „Was wir zeigen, sind die erzieherischen Grundlagen, die jeder Hund beherrschen sollte. Angefangen bei Sitz und Platz.“ Das klinge zwar immer schön, sei aber in der Realität oft nicht der Fall, fügt er hinzu. „Jeder Halter macht irgendwo Fehler. Die können aber fatale Auswirkungen auf das Verhalten des Tieres haben, wenn nicht richtig trainiert wird.“ Er wolle gar nicht diskutieren, ob jeder Hundehalter eine Art Führerschein machen müsse. „Aber fest steht: Jeder sollte sich selbst fragen: Kann ich einen Hund erziehen? Bin ich körperlich und psychisch dazu in der Lage?“, so Müller.
Fehler liegt oft beim Menschen
Auf dem Sportplatz dreht gerade Helmut Belsch seine Runde. „Das ist einer dieser stets verteufelten Rottweiler“, stellt er seinen Begleiter Brox vor. Er bedauert, dass die Rasse oft stigmatisiert werde, was auch die Arbeit der Hundesportler oft in falsches Licht rücken würde. „Wir trainieren keine Aggressivität - im Gegenteil“, sagt er. „Wenn etwas passiert, liegt der Fehler oft beim Menschen. Wir wollen die Hunde ja zu Ruhe und Gehorsam erziehen.“
Immer Training am Sonntag
Nur noch 24 Mitglieder hat der Sangerhäuser Hundesportverein. Mit dem Gründungsjahr 1919 ist er nachweislich der älteste Verein dieser Art in Sachsen-Anhalt. Doch der Nachwuchs fehlt. „Dabei sind Hunde doch bei jungen Leuten in Mode“, meint Frank Müller mit Blick auf die Teilnehmer der Welpenstunde, die bloß als Gäste kommen. Immer sonntags können Interessierte am Training teilnehmen, mitzubringen sind Impfausweis und Versicherungsnachweis des Hundes. „Wir freuen uns über jeden, der für sich und seinen Hund dazu lernen will“, sagt Müller.
Wer Interesse an der Welpenstunde hat, kann das Kontaktformular auf der Vereinshomepage nutzen: www.hundesport-sangerhausen.de. (mz)
