Unerwarteter Schritt Sangerhausen: Discouter Aldi schließt auf Gewerbegebiet

Sangerhausen - Rund 15 Jahre nach seiner Eröffnung schließt der Lebensmitteldiscounter Aldi-Nord Anfang kommenden Jahres seinen Markt im Sangerhäuser Gewerbegebiet Helmepark. Die Filiale neben dem Sangerhäuser E-Center, das der Kaufmann Michale Lehne betreibt, wird am 4. Januar zum letzten Mal ihre Pforten öffnen. „Der Standort entspricht nicht mehr den Anforderungen und Standards eines modernen Marktes“, begründete Aldi-Sprecher Michael Strothof den für die Öffentlichkeit unerwarteten Schritt. Zwar habe man einen Umbau des Marktes prüfen lassen, dieser sei jedoch mit Blick auf das aktuelle Filialkonzept nicht realisierbar gewesen.
Trotz der Schließung werde es keine Entlassungen am Standort geben. Den elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien Jobs in anderen Filialen angeboten worden. Zudem machte Strothof darauf aufmerksam, dass den Kundinnen und Kunden in der Kreisstadt weiterhin der Aldi-Markt an der Oststraße zur Verfügung stehe.
Sangerhausen: Discounter Aldi überarbeitet Filialkonzept
Dieser sei bereits nach dem Filialkonzept gestaltet worden und verfüge so unter anderem über ein vergrößertes Angebot an frischem Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Backwaren. Der Handelsstandort im Osten der Stadt wird ebenfalls durch einen Edeka-Markt ergänzt. Allerdings war das Projekt seinerzeit heftig umstritten.
Denn mit der Eröffnung vor rund vier Jahren wurde das bereits vorhandene Überangebot an Einzelhandelsfläche noch einmal aufgestockt. Hinzu kam die Eröffnung eines weiteren Lebensmitteldiscounters an der Autobahnabfahrt Sangerhausen Süd. Letzterer ging noch auf die Planungen der Gemeinde Oberröblingen zurück, so dass die Stadt nach dem Zusammenschluss mit dem Nachbarort keinen Einfluss auf die Planungen hatte.
Sangerhausen: Einzelhandelsflächen liegen über dem Durchschnitt
Vor allem die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) hatte zuletzt im Jahr 2017 in ihrem Handelsatlas das Wachstum der Einzelhandelsflächen in Sangerhausen kritisiert. Demnach standen jedem Einwohner insgesamt 2,95 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung. Im Bundesdurchschnitt waren es nur 1,46 Quadratmeter.
Dabei hat laut der Erhebung der IHK insbesondere die Zahl der Discountmärkte in Sangerhausen stark zugenommen. Die Kaufkraft war dagegen weiter unterdurchschnittlich. Die IHK gab sie mit 4.744 Euro je Einwohner an. Der Durchschnitt in Deutschland lag seinerzeit bei 5.570 Euro.
Aldi schließt: Flächen im Helmepark werden frei
Indes ist offen, welche Auswirkungen die Schließung des Discounters auf die Flächen der Lebensmittelhändler im Helmepark haben wird. E-Center-Chef Michael Lehne war am Montag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch Junior-Chef Thomas Lehne kam einer Bitte der MZ um Rückruf nicht nach.
Im vergangenen Jahr hatte die Stadt angekündigt, ein Handelskonzept erarbeiten zu lassen, um zukünftig derartige Fehlentwicklungen zu vermeiden. Insbesondere die Einzelhändler in der Innenstadt hatten die großflächigen Handelsflächen an der Peripherie der Stadt kritisiert. (mz)