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Sand im Trinkwassernetz Sand im Trinkwassernetz: Aus dem Wasserhahn kommt immernoch braune Brühe

Von Frank Schedwill 19.04.2018, 14:08
Vor kurzem zeigte Dennis Vogler den neuer Filter (links). Rechts: die alte Filtermatte nach drei Monaten. Und noch immer kommt braune Brühe aus dem Wasserhahn.
Vor kurzem zeigte Dennis Vogler den neuer Filter (links). Rechts: die alte Filtermatte nach drei Monaten. Und noch immer kommt braune Brühe aus dem Wasserhahn. Maik Schumann

Riestedt - Weiter Ärger im Sangerhäuser Ortsteil Riestedt: Ortsbürgermeister Helmut Schmidt (BOS) und Dennis Vogler, der Geschäftsführer der Freien Grundschule, beklagen, dass das Sandproblem im Trinkwassernetz des Ortes nicht behoben ist. Der Trinkwasserverband „Südharz“ habe zwar nach dem letzten MZ-Artikel zum Thema die Leitungen gespült. „Es ist aber immer noch Sand im Wasser.“

Riestedt: Braune Brühe fließt es dem Wasserhahn

Teilweise fließe braune Brühe aus den Hähnen, beklagte Schmidt im Hauptausschuss des Stadtrates. Das habe er erst vor wenigen Tagen beim Wechsel des Filters in der Riestedter Turnhalle gesehen. Auch an der Freien Grundschule bestehe das Problem noch. Vogler räumte aber ein, dass sich nach dem Spülen weniger Sand im Wasser befindet.

Ursache des Problems ist nach Angaben des Kommunalen Schadensausgleichs, dem Versicherer des Wasserverbands, eine Havarie vor etwa 40 Jahren. Damals seien große Mengen Sand in das Rohrnetz gelangt. Zu diesem Zeitpunkt gab es den Wasserverband „Südharz“ noch nicht.

„Wenn viel Wasser entnommen wird, löst sich der Sand und gelangt ins Wasser“, heißt es in einem Schreiben des Schadensausgleichs, das der MZ vorliegt. Der Wasserverband spüle deshalb seit längerer Zeit die Rohre und habe bereits Schubkarren voller Sand aus dem Netz herausgeholt. 

Leitungen in Riestedt werden regelmäßig gespült

Auch Jutta Parnieske-Pasterkamp, die Geschäftsführerin des Wasserverbands, verwies darauf, dass die Leitungen regelmäßig gespült würden: Der Hydrant vor der Riestedter Grundschule sei in den vergangenen zwölf Monaten allein viermal an der Reihe gewesen. Die Arbeiten hätten ebenso wie eine weitere Spülung der Hausanschlussleitung in der Woche vor Ostern keinen Befund ergeben.

Ebenso seien in extra aufgeschnittenen Leitungen zwischen der Grundstücksgrenze und dem Gebäude der Schule keine Verunreinigungen oder Sandablagerungen festgestellt worden, sagt die Geschäftsführerin. Sie versichert, dass die Leitungen im Riestedter Ortsnetz auch weiterhin turnusmäßig gespült würden.

Schmidt und Vogler verlangen aber, dass der Verband zusätzliche Anstrengungen unternimmt. Die Wasserqualität könne nicht so bleiben, wie sie derzeit ist. Sie baten Michael Knobloch, den Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen, sowie Oberbürgermeister Sven Strauß (SPD), die die Stadt im Wasserverband vertreten, um Unterstützung.

Nach öffentlicher Kritik kommt Post vom Wasserverband Südharz

Knobloch und Strauß sollen ihnen aber auch bei einem zweiten Problem helfen: Denn nach dem öffentlichen Protest der Freien Grundschule über das braune Wasser habe diese postwendend ein Schreiben des Wasserverbands erhalten. Darin werden die Betreiber der Schule aufgefordert, für einen neuen Trinkwasseranschluss der Einrichtung zu sorgen.Der alte sei nicht mehr satzungskonform.

Schmidt und Vogler glauben an eine Retourkutsche des Verbands. Dabei habe der Trinkwasseranschluss der Schule mit dem braunen Wasser überhaupt nichts zu tun.

Laut Satzung kann der Wasserverband aber verlangen, dass der Anschlussinhaber auf eigene Kosten an der Grundstücksgrenze einen sogenannten Wasserzählerschacht errichtet, wenn die Anschlussleitungen ins Gebäude länger als 15 Meter sind. Bei der Freien Grundschule beträgt diese Strecke laut Verband 45 Meter.

Deshalb soll die Schule nun den neuen Schacht setzen. „Dass würde uns aber über 7.000 Euro kosten“, sagt Vogler.

Grundschule Riestedt: Wasserzähler soll in Schacht

Parnieske-Pasterkamp teilte der MZ dagegen mit, dass man der Grundschule bereits vor zwei Jahren mitgeteilt habe, das der alte Trinkwasseranschluss nicht mehr dem Stand der Technik entspreche und auch nicht satzungskonform sei. Der Wasserzähler müsse unbedingt in einen Wasserzählerschacht an der Grundstücksgrenze verlegt werden, betonte sie.

Knobloch versprach, er werde sich darum kümmern, dass die Wasserqualität wieder hergestellt wird. Außerdem müsse man die Satzung prüfen.

Der parteilose Stadtrat Harald Koch und andere Mitglieder des Hauptausschusses betonten, dass der Verband auch einen Ermessensspielraum habe. „Den kann und muss er im Sinne der Bürger nutzen“, forderte Koch. (mz)

So braun sah das Wasser beim Wechsel des Filters vor wenigen Tagen in der Riestedter Turnhalle aus.
So braun sah das Wasser beim Wechsel des Filters vor wenigen Tagen in der Riestedter Turnhalle aus.
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