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Von Rössern zu Pferdestärken Rückblick auf das Froschfest in Thürungen vor 75 Jahren und Ehrungen bei der Neuauflage

Hansi Menzel, Gerhard Abicht und Wolfgang Hampe haben das Froschfest in Thürungen vor 75 Jahren mit gestaltet. Bei der Neuauflage wurden sie durch die Vereinsmitglieder geehrt.

Von Steffi Rohland 14.09.2024, 06:30
Beim Froschfest in Thürungen 1954 zogen zwei Schimmel den  Wagen des Doktors.
Beim Froschfest in Thürungen 1954 zogen zwei Schimmel den Wagen des Doktors. (Foto/Repro: H. Noack)

Thürungen/MZ. - „Du magst doch Tiere“, sagte einst Jochen Dietrich zu seinem Neffen Hansi Menzel. „Dann kannst du beim Froschfest mitmachen.“ Dem damals zehnjährigen Hansi sollte eine besondere Rolle zukommen, er durfte auf Opa Roberts Kuh „Wally“ reiten. Zur Erinnerung erhielt der heute 81-Jährige beim kürzlich gefeierten Froschfest eine gerahmte Urkunde mit Foto, die ihn auf der Kuh sitzend zeigt.

Kühe und Pferde wurden für die Arbeit auf den Feldern genutzt

Aber er war nicht der Einzige, der geehrt wurde: Auch Gerhard Abicht und Wolfgang Hampe waren damals dabei. Als Jugendliche durften sie beim Thürunger Froschfest 1954 bei der Jagd nach dem Froschkönig und seinem Gefolge bereits die Pferde reiten.

„In Thürungen gab es zu dieser Zeit noch etwa 60 Pferde“, erinnert sich der 85-jährige Wolfgang Hampe. Aufgrund der vielen mittleren und größeren landwirtschaftlichen Betriebe, 52 sollen es gewesen sein, hatte jeder Landwirt Pferde im Stall. „Manche vier, Römerts hatten sogar fünf“, weiß Hampe noch ganz genau.

Die Pferde und auch Kühe wurden für die Arbeit auf den Feldern genutzt. Außerdem transportierten die Thürunger Gemüsebauern die Feldfrüchte damit auf die Märkte in Nordhausen, Sondershausen, Sangerhausen, Hasselfelde und Siptenfelde. „Die Pferde wurden in der Nacht eingespannt“, sagt Hampe. „Dann gings los, mit rund sechs Kilometer pro Stunde.“

Dass die Tiere viele Menschen und Bewegung um sich herum gewöhnt waren, war von großem Vorteil für das Froschfest, welches 1954 mit einem Schauspiel gefeiert wurde. Trotzdem mussten die Reiter, die den Froschkönig und seine Gesellen suchen sollten, viel üben. So erinnert sich der 87-jährige Gerhard Abicht, dass man sich abends nach der Arbeit traf und die Patrouillenritte für das Froschfest übte.

Wolfgang Hampe, Hansi Menzel und Gerhard Abicht (von links) waren bereits 1954 beim Froschfest in Thürungen dabei.
Wolfgang Hampe, Hansi Menzel und Gerhard Abicht (von links) waren bereits 1954 beim Froschfest in Thürungen dabei.
(Foto: S. Rohland)

Drittes Froschfest in Thürungen erlebt

Das Versteck des Froschkönigs, Otto Weiß, war damals auf einem baumbestandenen Fleck zwischen Thürungen und Berga. Gerhard Abicht erinnert sich noch genau an sein Pferd Lotte. Der Schimmel mit der Stehmähne gehörte zum Passgespann, dass sonst zum Markt fuhr.

„Das andere Pferd ließ sich nicht reiten“, sagt er. Es bekam aber beim Schauspiel auf dem Festplatz eine ebenso wichtige Rolle: Es zog den Wagen des „Doktors“, der die kränklichen Reiter verarzten musste. Wolfgang Hampe erzählt, dass ein Rappe außerdem so trainiert wurde, dass er „blutverschmiert“ von den Wiesen allein auf den Festplatz laufen sollte.

Das Publikum erfuhr, dass es seinen Reiter unterwegs abgeworfen habe. Organisiert hatte das Froschfest 1954 Bernhard „Berni“ Busse, dem der Ort Thürungen auch mehrere Gedenksteine verdankt. Wolfgang Hampe erlebte nach 1951 und 1954 nun sein drittes Froschfest. Für ihn, Gerhard Abicht und Hansi Menzel, blieb der Umzug durchs Dorf damals unvergessen.

Nun freuten sie sich, dass es zu dieser modernen Auflage kam, bei den die Suchmannschaften mit Traktoren den Froschkönig und sein Gefolge suchten. Schließlich gibt es im Dorf keine Pferde mehr, dass man damit Reiterstaffeln hätte ausstatten können.

Aber jede Jugendgeneration soll schließlich ihr eigenes Froschfest feiern. Und zum Schmunzeln gab es dabei auch genug, wenn die roten und grünen „stählernen Rösser“ wie Normag, Deutz Und Co. inspiziert wurden und auf Tour gingen.