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Tafel nun doch dicht Regeln durch Corona: Tafel in Sangerhausen muss schließen

Von Grit Pommer 22.03.2020, 07:00
Gespendete Lebensmittel für einen symbolischen Preis - dieses Angebot für Bedürftige wird es ab Montag vorerst nicht mehr geben.
Gespendete Lebensmittel für einen symbolischen Preis - dieses Angebot für Bedürftige wird es ab Montag vorerst nicht mehr geben. maik schumann

Sangerhausen - In Krisenzeiten entwickeln sich die Dinge schnell. Die Sangerhäuser Tafel bleibt ab dem kommenden Montag geschlossen. In dieser Woche war Tafel-Chef Klaus Rahmig noch optimistisch gewesen, das Angebot der Lebensmittelausgabe aufrecht erhalten zu können. Inzwischen hat man sich aber auch in Sangerhausen entschlossen, einer Empfehlung des Zentralverbands der Tafeln zu folgen und die Ausgabe einzustellen. „Ich habe bei allen Händlern und Märkten angerufen und Bescheid gesagt, dass am Montag unser Auto nicht mehr kommt, um Spenden abzuholen“, sagt Rahmig.

Tafel Sangerhausen: Hygieneregeln durch Corona nicht umsetzbar

Die Sangerhäuser Tafel hatte zur Eindämmung der Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus bereits neue Regeln eingeführt. So wurden die Spenden nicht mehr im Gebäude auf Wunsch zusammengestellt, sondern nur noch vorgepackte Tüten vor der Tür einzeln an die Kunden ausgegeben. Es habe sich aber gezeigt, dass sich die aktuellen Hygieneregeln nicht zuverlässig durchsetzen lassen, berichtet Rahmig. So hätten die Kunden vor der Ausgabestelle immer wieder in Gruppen zusammengestanden, obwohl eigentlich Abstand gehalten werden sollte.

Zahl der Ehrenamtler durch Corona gesunken

Zudem war zuletzt die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter an der Tafel gesunken. Zum einen seien die Helfer aus den Heimen des Christlichen Jugenddorfs weggefallen, die die Tafel bisher beim Sortieren der Spenden unterstützten. Zum anderen gehörten viele Ehrenamtliche entweder selbst zur Gruppe jener, die durch Covid-19 besonders gefährdet sind, oder sie haben jemanden in ihrem unmittelbaren Umfeld, den sie vor dem Corona-Virus schützen müssen.

Die Entscheidung, die Tafel zu schließen, sei schweren Herzens gefallen, sagt Rahmig. Denn damit breche gerade für die Armen eine Möglichkeit weg, mit wenig Geld besser über die Runden zu kommen. „Von den Leuten hat ja einfach niemand das Geld, großartig Vorräte anzulegen“, weiß er. Und ab Mitte des Monats seien viele in einer besonders schwierigen Lage, weil das Geld zur Neige geht, aber noch einige Zeit zu überstehen ist, bis am Monatsende Rentenkasse, Jobcenter oder Sozialamt wieder überweisen.

Tafel verteilte Vorräte

„Das, was wir hier an Vorräten hatten, haben wir am Freitag so weit wie möglich an die Leute rausgegeben“, berichtet Rahmig. So habe man beispielsweise von den Tafel-Kollegen aus Zerbst noch am Donnerstag eine größere Anzahl Tiefkühlpizzen bekommen. Davon wurden am Freitag jedem Kunden gleich mehrere mit nach Hause gegeben.

Die Arbeits- und Bildungsinitiative Sangerhausen, zu der die Sangerhäuser Tafel gehört, hatte bereits vor Tagen die Möbelbörse am Hauptsitz in der Lengefelder Straße sowie die Diakonieläden in Sangerhausen, Eisleben und Hettstedt geschlossen.

Schuldnerberatung nur noch mit Termin

Auch sonst gibt es bei der ABI jetzt zum Schutz der Mitarbeiter und Besucher Einschränkungen, mit denen die persönlichen Kontakte und damit auch die Ansteckungsgefahr auf ein absolut notwendiges Mindestmaß begrenzt werden sollen. So finden Schuldner- oder Familienberatungen gegenwärtig nur noch statt, wenn zuvor telefonisch ein Termin vereinbart wurde. Die offene Sprechzeit, zu der Ratsuchende spontan vorbeikommen konnten, entfällt.

Auch Gruppenveranstaltungen wie beispielsweise Eltern-Kind-Kurse oder die Treffen von Trennungskindern finden bis auf Weiteres nicht statt. In dringenden Fällen sei man telefonisch erreichbar und werde mit den Ratsuchenden gemeinsam eine Lösung finden, heißt es. (mz)