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Randsiedlung Hettstedt Randsiedlung Hettstedt: Eigenheime für 2 500 Reichsmark

Von Roman Haeusgen 26.03.2004, 17:36

Hettstedt/MZ. - Für immerhin 20 Doppelhäuser war dies der Baubeginn. Die Bauherren, wie es heute heißt, waren Familien mit geringem Einkommen. Sogar Arbeitslose seien darunter gewesen, weiß Seeger, damals acht Jahre alt. Über ein Förderprogramm der Weimarer Republik wurden so genannte Siedlungsstellen zur Verfügung gestellt. Im gesamten Gebirgskreis Mansfeld seien es 60 gewesen, 40 also allein für Hettstedt. Auflage für das Programm: "Ein Haus durfte nicht mehr als 2 500 Reichsmark kosten."

Aber das ließ sich verwirklichen, staunt selbst Seeger, der den Zweiten Weltkrieg trotz seines Einsatzes als U-Boot-Soldat überlebte, noch heute. Und mehr noch: Als die Siedler mit dem Bauen fertig waren, war im gemeinsamen Topf noch Geld übrig. "So bekam jeder noch einen Handwagen, einen Spaten, ein Ferkel, ein Ziegenlamm und vier Hühner", zählt Seeger auf.

Dass er darüber Bescheid weiß, hat seinen besonderen Grund: Seegers Vater war damals zum Siedlungsobmann gewählt worden. "Er hatte immer das große Wort", erinnert sich der betagte Sohn an das offensichtliche Durchsetzungsvermögen seines Erzeugers.

Das Baugelände für die Siedlung an der Walbecker Landstraße war vom damaligen Rittergutsbesitzer zur Verfügung gestellt worden. Nachdem die Siedler losgelegt hatten, konnte schon Mitte Mai das erste Richtfest gefeiert werden. Die Häuser wurden in Lehmstampfbauweise hochgezogen. Elektrischen Strom gab es anfangs noch nicht. "Beleuchtet wurde mit der Petroleumlampe." Auch die sanitären Verhältnisse waren bescheiden: ein Wasserhahn im Haus, Plumpsklo auf dem Hof.

Natürlich sind die Bauten im Laufe der Jahre inzwischen modernisiert worden. Doch erinnert sich Seeger auch heute noch an den Tag des Einzuges der Familie ins Eigenheim im Dezember 1932. "Am gleichen Tag fuhr schon der Milchmann durch die Straße."