1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Putzparty im Wohnzimmer: Putzparty im Wohnzimmer: Anette Leder verkauft Reinigungsmittel zwischen Chips und Sekt

Putzparty im Wohnzimmer Putzparty im Wohnzimmer: Anette Leder verkauft Reinigungsmittel zwischen Chips und Sekt

Von Grit Pommer 17.03.2018, 16:00
Anette Leder bei einer Putzparty
Anette Leder bei einer Putzparty Grit Pommer

Eisleben/Sangerhausen - Putzparty? Nie gehört. Plastikdosen und Pflegecremes werden ja schon seit Ewigkeiten in heimischen Wohnzimmern an die Kunden gebracht, auch Dessous und Duftkerzen sind als Sortiment für den gemütlichen Heimverkauf durchaus geläufig. Putzen und Party allerdings passen auf den ersten Blick nicht zwingend zusammen. Die Neugier ist geweckt - nichts wie hin zum Selbstversuch.

Käsesnacks und Knabberzeug stehen bereit, der Sekt perlt in den Gläsern. Gastgeberin Peggy Barwich hat an alles gedacht, der Mädelsabend kann starten. Neun Frauen sind dabei, für den Putzteil sorgt Anette Leder. Seit 2014 ist die 55-Jährige aus Langenhagen bei Hannover als Beraterin für Putz-Produkte unterwegs, ihren Job im Baumarkt hat sie inzwischen aufgegeben. Dass Sangerhausen auf der Produkt-Landkarte ein weißer Fleck ist, weiß sie von einer Berater-Kollegin, die von hier stammt. Das soll sich nun ändern.

Zwischen Sekt und Knabberzeug - Putzparty im heimischen Wohnzimmer

Was ihr an diesem Abend ein bisschen die Arbeit erleichtert ist der Umstand, dass mindestens zwei der Anwesenden doch schon eine Putzparty miterlebt und die damals gekauften Produkte auch getestet haben. Ihr Daumen geht nach oben - als Verkaufsargument ist das kaum noch zu toppen.

Außer vielleicht durch die Nummer mit der Bratpfanne. Ein Gast sollte eine richtig schön benutzte Edelstahlpfanne mitbringen, hatte sich Anette Leder gewünscht. Damit klar ist, dass es sich nicht um ein präpariertes Objekt handelt. Sandras Pfanne, die jetzt zum Einsatz kommt, hat tatsächlich schon viele Eier und Schnitzel vom rohen in den leckeren Zustand versetzt. Und am Boden sieht sie aus, wie eine Pfanne nach jahrelangem Einsatz nun mal aussieht.

Anette Leder gibt auf eine Hälfte der Unterseite den Backofenreiniger, deckt die Fläche mit Folie ab und lässt das Ganze eine Weile einwirken, während sie den Partygästen Alleskönner und Orangenreiniger, den Universalbesen und die unkaputtbare Toilettenbürste vorführt, die so gut wie überall hinkommt.

Dann zurück zur Bratpfanne: Mit einem Wisch holt Leder den Reiniger samt dem gelösten Eingebrannten vom Pfannenboden, der plötzlich wieder funkelt und glänzt. „Wie in der Werbung“, entfährt es den Frauen. Bleiben die Preise, die sich doch ganz erheblich von denen abheben, die in der Drogerie am Putzmittelregal stehen.

Anette Leders Verkaufsargumente: Alles Bio, keine Chemie

Anette Leder argumentiert mit kompromissloser Umweltverträglichkeit. Alles Bio, keine Chemie, erklärt sie und bindet dabei gleich den kleinen Richard mit ein, der, vier Monate jung, umständehalber ebenfalls mit zur Party gekommen ist. Bei so kleinen Zwergen müsse man sich da keine Gedanken machen, sagt Leder. Außerdem handele es sich bei den meisten Sachen um Konzentrate, die eins zu zehn angemischt werden. Hält lange, spart Transportaufwand, noch ein Punkt für die Umwelt.

Die Mädels auf der Couch gehen inzwischen die Bestellzettel durch, vergleichen im Hinterkopf Preise, wägen ab, rechnen mit. „Ich weiß, dass die meisten mit einem bestimmten Budget kommen“, sagt Leder. Aber es gebe keine Abnahmepflicht. Kauft jemand nichts - auch kein Problem. Bestellt wird bei ihr im kurzen Einzelgespräch, so bekommt man nicht zwangsläufig mit, was die anderen sich so leisten.

Drei bis fünf solcher Putzpartys bestreitet Anette Leder in der Woche. „Ich entscheide selbst über meine Zeit und meinen Umsatz“, sagt sie. An diesem Abend scheint er zu stimmen. (mz)