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Prozessauftakt in Halle Prozessauftakt in Halle: Kiloweise mit Drogen gedealt?

Von FRANK SCHEDWILL 26.02.2015, 19:49
Der Angeklagte mit seiner Verteidigerin Antje Rödiger im Treppenhaus des Landgerichts.
Der Angeklagte mit seiner Verteidigerin Antje Rödiger im Treppenhaus des Landgerichts. SCHEDWill Lizenz

SANGERHAUSEN/HALLE (Saale) - Für den 27-jährigen Sebastian K. steht viel auf dem Spiel: Wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels muss sich der Sangerhäuser seit Donnerstag vor dem Landgericht in Halle verantworten. Bestätigen sich die Vorwürfe der halleschen Staatsanwaltschaft, muss der Mann ein Großdealer in der hiesigen Region gewesen sein. Ihm droht nun eine mehrjährige Haftstrafe.

Die Anklagebehörde legt dem Sangerhäuser insgesamt 32 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Last. Zwischen August 2012 und Dezember 2013 soll er dabei 31 Mal bei einem anderen Dealer jeweils ein Kilogramm Haschisch für insgesamt 1 300 Euro erworben haben. Das Rauschgift habe er dann für 1.600 Euro pro Kilo immer an ein- und denselben Abnehmer weiter verkauft, heißt es in der Anklageschrift.

Laut Oberstaatsanwalt Andreas Schieweck hat der 27-Jährige bei den Drogendeals einen Umsatz von rund 50.000 Euro gemacht. Schieweck hat bereits den „Verfall des Wertersatzes“ beantragt, wie es im Juristendeutsch heißt. Das bedeutet: Der Angeklagte muss die 50.000 Euro, die er an Einnahmen hatte, an die Landeskasse zahlen, sollte er verurteilt werden. Das Geld, das er selbst für den Drogenkauf aufgewendet hat, kann er nicht von der Summe abziehen. Sebastian K. schwieg zum gestrigen Prozessauftakt. Bereits im Ermittlungsverfahren hatte er gegenüber der Polizei keine Angaben zur Sache gemacht.

Die in der Verhandlung gehörten Zeugen widersprachen sich: Der Sangerhäuser wurde von der Ex-Freundin des angeblichen Haschischkäufers belastet. Die 30-Jährige sagte aus, sie habe von ihrem Ex-Freund damals gehört, dass der die großen Drogenmengen immer bei K. erworben habe. Einmal hätte sie ein Kilogramm Rauschgift auch gesehen. Ein anderes Mal habe sie den Stoff selbst bei K. abholen sollen, sagte die Frau. Sie habe das aber nicht tun wollen und sich geweigert.

"Die Vorwürfe stimmen nicht"

Der damalige Freund (48) der Frau - er verbüßt wegen Drogendelikten eine längere Haftstrafe - bescheinigte der 30-Jährigen dagegen so etwas wie eine rege Fantasie: „Die Vorwürfe stimmen nicht.“ Seine Ex-Freundin sei selbst drogensüchtig. Sie habe sich die Sachen nur ausgedacht, um vor Polizei und Jugendamt besser dazustehen. Außerdem habe der Angeklagte solche Mengen Drogen überhaupt nicht besorgen können. Ein anderer Zeuge sprang dem Angeklagten ebenfalls zur Seite: „Der 27-Jährige ist immer nur arbeiten gewesen.“

Der Oberstaatsanwalt ließ gestern durchblicken, dass seiner Ansicht nach etwa vier Jahre Haft für den Angeklagten in Betracht kommen könnten. Am nächsten Dienstag will das Gericht unter Vorsitz von Richterin Sabine Staron weiter verhandeln. Nach jetziger Planung folgen im Landgericht dann noch zwei weitere Prozesstage - und zwar am 19. und 26. März. (mz)