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Pferde in Wallhausen Pferde in Wallhausen: Gefahr auf der Koppel

Von Helga Koch 03.11.2015, 09:53
Frank Böckmann möchte nur das Beste für seine Vierbeiner. Dazu gehört auch, sie vor falsch verstandener Tierliebe zu schützen.
Frank Böckmann möchte nur das Beste für seine Vierbeiner. Dazu gehört auch, sie vor falsch verstandener Tierliebe zu schützen. Maik Schumann Lizenz

Wallhausen - Vielleicht war das weiße Schild mit der schwarzen Schrift am Zaun zu unauffällig? Diesmal versucht es Frank Böckmann mit gelbem Untergrund und schwarzer Schrift: „Bitte nicht füttern!“ Und er hofft, dass sich die Spaziergänger, die an der Koppel in Wallhausen vorüber- oder extra hinkommen, künftig daran halten. Denn es hätte nicht viel gefehlt, und seine beiden Pferde Gigant und Sunny wären wegen gut gemeinter Leckerbissen womöglich sogar eingegangen.

Grasschnitt und Brot sind nicht geeignet

„Pferde sind empfindliche Tiere“, sagt der 48-jährige Sangerhäuser. Den größten Teil des Jahres verbringen Gigant, der 14-jährige Haflinger, und Sunny, mit 25 Jahren schon eine alte Ponydame, auf der Koppel, wo sie sich frei bewegen können. Für die Mieter im benachbarten Wohnblock und viele Wallhäuser bedeutet das ländliche Idylle. Und natürlich lockt die Koppel viele Kinder an. Mitunter allein, manchmal mit Eltern oder Großeltern. „Und oft bringen sie Äpfel mit, Grasschnitt oder trockenes Brot.“ Grasschnitt werde schnell warm und sei völlig ungeeignet als Futter, erklärt Böckmann: „Pferde brauchen langes Gras, das sie rupfen.“ Ebenso wenig dürften sie Brot bekommen. „Es wird sofort in Energie umgesetzt und bekommt den Pferden nicht“, sagt Böckmann. „Die Krankheit heißt Hufrehe. Die Pferde laufen ganz schlecht, sie sind regelrecht steif.“

Wie Tierarzt Volker Schneppe erklärt, entsteht eine Huflederhautentzündung durch zu viel Eiweiß im Futter. Dadurch werde das Blut dicker und zähflüssiger. Die Huflederhaut, die sich unter dem Horn befindet, enthalte sehr feine Kapillaren. Sei das Blut zu dick, werde die Blutzirkulation gestört. Das verursache Schmerzen. Schlimmstenfalls könne sich sogar das Hufhorn ablösen, dann spricht man vom sogenannten „Ausschuhen“. „Die Tiere bekommen eine Entzündung und gehen dadurch hochgradig lahm.“ In solchen Fällen könnten ein orthopädischer Hufbeschlag, Entzündungshemmer, Blutverdünner, Schmerzmittel und viel Ruhe helfen.

Bislang ging es glimpflich aus

Um Gigant und Sunny zu helfen, hat Frank Böckmann nicht nur einmal einen Tierarzt rufen müssen, sagt er. Er habe Glück gehabt, dass es für seine beiden Lieblinge bisher glimpflich ausging.

Natürlich versteht er, dass die Pferde Publikum anlocken. Neugierige sollten aber keineswegs über den Zaun steigen oder Spaziergänger ihre Hunde beim Gassigehen frei laufen lassen. „Wenn Hunde auf die Koppel kommen, jagen sie die Pferde. Da kann es schnell passieren, dass die Pferde die Absperrung durchbrechen.“ Womit sie unter Umständen zur Gefahr würden oder selbst in Gefahr geraten. Außerdem, macht Böckmann aufmerksam, befänden sich seine Koppeln in Privateigentum und dürften nun mal durch Fremde nicht betreten werden. „Auch Plantagen oder Wiesen sind Privateigentum.“

Kein Zucker

Übrigens könnten alle Pferdenarren sicher sein, dass es Gigant und Sunny an nichts fehlt und sie sehr gut versorgt sind. „Sie bekommen Möhren, Äpfel, Gras und Heu, Wasser und Futterrüben.“ Aber kein Kraftfutter wie etwa Hafer. Und erst recht keine Zuckerstückchen. „Die beiden sind doch schon zu fett“, sagt Böckmann resolut. Kürzlich sei er gefragt worden, fügt er mit gespieltem Entsetzen hinzu, wann denn das Haflingerfohlen kommt...

Übrigens würde sich der Pferdebesitzer über etwas anderes aber doch sehr freuen: Wenn nämlich jemand die Pferde streicheln oder ein Kind mal auf einem Pferderücken sitzen wolle, hätte er nichts dagegen - vorausgesetzt, dass er selbst dabei ist. „Wenn jemand Kontakt wünscht, soll er mich einfach ansprechen.“ (mz)

Das neue Warnschild klärt die Zaungäste umfangreich auf.
Das neue Warnschild klärt die Zaungäste umfangreich auf.
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