Nostalgie Nostalgie: Ferkeltaxe macht Station in Stolberg

Stolberg - Samstag 13.40 Uhr in Stolberg/Harz: Auf dem Gleis am Bahnhof steht ein Zug. Genauer gesagt der Triebwagen der Baureihe 172, genannt Ferkeltaxe. Nicht nur das Fahrzeug der Deutschen Reichsbahn versetzte die begeisterten Eisenbahnfotografen in eine längst vergangene Zeit, sondern auch das Fahrpersonal. Die Eisenbahnfans aus Taucha, welche die Sonderfahrt durchführten, waren in originale blaue Reichsbahnuniformen gekleidet.
Sonderzug macht Station
Der Sonderzug machte auf seiner Rundreise von Niederwiesa, über Chemnitz, Sömmerda, Sangerhausen und Berga-Kelbra auch einen Abstecher in das Thyratal mit den ehemaligen Bahnhöfen Uftrungen, Rottleberode und Stolberg/Harz. Hier sollte der Zug eigentlich 39 Minuten Aufenthalt haben, aber aufgrund einer Verspätung blieb für die zahlreichen Eisenbahnfans nur wenig Zeit den Zwischenstopp im Harzstädtchen für ihre Chroniken zu dokumentieren. Die Fahrt führte dann weiter über Berga-Kelbra nach Nordhausen und von dort aus wieder zurück über Sangerhausen, Erfurt, Gera, Chemnitz zum Ausgangsort Niederwiesa.
Im Thyratal begleiteten auf allen Bahnstationen und auch auf freier Strecke Eisenbahnfans die Sonderfahrt immer auf der Jagd nach dem Schnappschuss oder Filmmitschnitt. Da wird auch so mancher einheimische Autofahrer am unbeschrankten Bahnübergang auf der derzeit aktuellen Umleitungsstrecke in Rottleberode etwas überrascht gewesen sein: Offensichtlich verlassen sich die Einheimischen darauf, dass die Strecke zwischen Rottleberode und Stolberg/Harz offiziell nicht mehr befahren wird. „Das ist, wie man am Samstag erleben konnte, ein Irrtum“, sagte Manfred Schröter aus Berga. Der Sonderzug fuhr allerdings im Schritttempo auf den Übergang zu.
Am ehemaligen Bahnhofsgebäude in Rottleberode wartete der Rottleberöder Eckhard Reimann auf die Zugdurchfahrt. Er war hier bis 1994 der letzte Dienstvorsteher des Stellwerks. Derzeit sieht das ehemalige Bahnhofsgebäude in Rottleberode nicht gerade einladend aus.
Zug hatte Verspätung
Aufgrund der Zugverspätung kamen die Wartenden schnell ins Gespräch. Reimann spult die Namen des zweiachsigen Triebwagens herunter. Offiziell hatten sie nach 1970 die Nummern 171 und 172, ab 1992 wurden sie umnummeriert in 771 und 772. „Im Volksmund wurde der Triebwagen allerdings Ferkeltaxi, Blutblase oder Sandmännchen genannt“, weiß Reimann. Für die modernisierte Version gab es gar die Bezeichnungen Eiterbeule oder Kühlschrank. Während der Wartezeit erklärte der Rottleberöder den Anwesenden, wie das Bahnhofsgelände früher aussah, mit Überholgleis, Prellbock und mehreren Weichen.
Am Dienstag, 4. August, gibt es Dampfloks der Baureihe 01 zu sehen. Die Eisenbahn-Romantik-Rundfahrt passiert Sangerhausen (10.18 Uhr), Bennungen (10.25 Uhr) und Berga (10.30 Uhr). (mz)