Nix als heiße Luft: Nix als heiße Luft: Statt Diesel kommt Luft aus Tanksäule

Sangerhausen - Das 38 Sekunden lange Video ist ein Internet-Hit. Bis Donnerstagmittag haben es die Nutzer auf Facebook über 76.000 Mal aufgerufen und über 1.150 Mal geteilt.

Zu sehen ist, wie ein Lkw-Fahrer quasi am Rande der Verzweiflung auf dem Gelände des „Autohofs 24“ nahe der Autobahnabfahrt Sangerhausen-Süd Diesel zapfen will. Statt Sprit kommt aber nur Luft aus der Tankpistole.

Passiert ist das Ganze am Dienstagabend gegen 18.45 Uhr. „Wir kamen mit dem voll beladenen Lkw von einer Blumenversteigerung aus Rijnsburg in Holland zurück und wollten das Fahrzeug wie immer am Autohof volltanken“, erzählt Blumen-Großhändler Ingolf Gerlach.

Dem 51-jährigen Wallhäuser gehört der Lkw. Gerlach ist zu dem Zeitpunkt bereits im Verkaufsraum des Autohofs, als sein Beifahrer Werner Böhm (67) ihn per Handy anruft und davon berichtet, dass aus der Tankpistole kein Diesel kommt.

„Ich habe das dann der Angestellten an der Kasse erzählt.“ Die habe aber aber trotzdem 24 Euro für den angeblich getankten Sprit haben wollen, sagt der Blumengroßhändler. Dabei sei so gut wie nichts in den Tank gelaufen.

Als er später den Lkw an einer anderen Tankstelle in der Kreisstadt vollgetankt habe, hätten wie immer 67 Liter in den Tank des Lasters gepasst. „Die Frau am Schalter des Autohofs hätte eigentlich auch sehen müssen, dass an der Zapfsäule etwas nicht in Ordnung ist“, sagt Gerlach.

Der 51-Jährige hat die geforderte Summe nicht bezahlt und ist mit seinem Lkw abgefahren. Zuvor hat er den missglückten Tankversuch mit seinem Handy gefilmt und das Video später ins Internet gestellt - auch um einen Beweis dafür zu haben, dass der Vorfall so, wie er es beschreibt, abgelaufen ist. Denn die Mitarbeiterin des Autohofs habe den Lkw vor der Abfahrt noch fotografiert, sagt der 51-Jährige.

Er vermutet, dass die Raststätte ihn mittlerweile angezeigt hat. Und er deswegen jetzt als mutmaßlicher Tankbetrüger auch von der Polizei gesucht wird.

Doch dem ist nicht so, wie Ilona Irrgang, die Betreiberin des Autohofs, erklärt. „Wir haben niemanden angezeigt“, sagt sie auf Anfrage der MZ.

An der Lkw-Diesel-Säule habe an dem Abend ein technischer Defekt vorgelegen, deshalb brauche der Kunde nicht zu zahlen.

Der wenige Diesel, der aus der Pistole gekommen sei, werde mit der Mineralölfirma verrechnet. Die Säule sei nun gesperrt und werde nun von der zuständigen Wartungsfirma überprüft.

„So handhaben wir das immer“, sagt sie. In diesem Jahr habe es auf ihrem Autohof bereits einen ähnlichen Fall gegeben, bei dem eine Zapfsäule nicht richtig funktioniert habe.

Irrgang versteht aber den ganzen Rummel nicht, den der Vorfall mittlerweile ausgelöst hat. Denn ihre Mitarbeiterin habe Gerlach auch gesagt, er möge bitte warten. Sie werde die Chefin rufen, dann könne man das klären. Gerlach sei an dem Abend aber alles andere als höflich gewesen und gleich wutentbrannt abgefahren, sagt Irrgang.

Der Wallhäuser bestätigt, dass er sauer gewesen sei und verweist auch darauf, dass er unter Zeitdruck gestanden habe, weil Kunden von ihm dringend auf Ware gewartet hätten. „Da kann ich nicht ewig verhandeln.“

Am Donnerstag hat sich auch die Zentrale der Raststättenkette aus dem bayerischen Regensburg bei dem 51-Jährigen per Telefon gemeldet und sich für den Vorfall entschuldigt.

Geschäftsführer Daniel Ruscheinsky kündigte auch eine kleine Wiedergutmachung an, die dem Wallhäuser per Post zu gehen soll. Gerlach sagt, er sei froh, dass die Sache jetzt geklärt ist und fügt hinzu: „Ich bin auch nicht nachtragend und tanke weiter am Autohof.“ (mz)