Neue Räume für neue Aufgabe
Sangerhausen/MZ. - Frau Schimpf, was sind das für neu gestaltete Räumlichkeiten im alten Krankenhaus?
Romy Schimpf: Der Verein Projekt 3 hat darin Räume angemietet. Hier befindet sich die Zentrale von "Kompetenz zu Hause", einer Erweiterung des Angebotes von Projekt 3. Zu den Einrichtungen in Obersdorf (Villa Kunterbunt), Beyernaumburg (Schlossresidenz), Hainrode (Haus zur Sonne) und Stolberg (Haus am Harzgarten), bietet Projekt 3 jetzt auch Hilfe für zu Hause an. Wer im Alltag Unterstützung braucht, kann sich an uns wenden. Nach Bedarf stellen wir demjenigen eine Assistenzkraft zur Seite. Menschen mit Behinderungen können sich hier zum "Persönlichen Budget" beraten lassen und ab August kann man sich auch zum Thema Demenz informieren.
Die Gestaltung, mit roten beleuchteten Buddhaköpfen im Flur ist ungewöhnlich und hat schon viel Aufmerksamkeit erregt?
Schimpf: Die Einrichtung lag wieder in den bewährten Händen von Waltraud Keuser, der Mitgründerin des Vereins Projekt 3. Die Räume haben eine sehr individuelle Atmosphäre. Hier erinnert nichts mehr an das frühere Krankenhaus.
"Kompetenz zu Hause", was ist das?
Schimpf: Wir vermitteln in und um Sangerhausen Assistenzkräfte an private Haushalte. Diese helfen bei den verschiedensten Aufgaben, die man nicht mehr allein bewältigen kann.
Was sind Assistenzkräfte und für welche Leistungen kann man diese anfordern?
Schimpf: Assistenzkräfte sind Helfer. Sie bieten personelle Unterstützung, die zu einem selbstbestimmten Leben befähigt. Sie werden in diesen Räumen von Projekt 3 vorbereitet und geschult.
Man kann sich also jemanden bestellen, wenn man Hilfe braucht. Gilt das für jede Situation?
Schimpf: Unsere Assistenten leisten Hilfe in allen Bereichen, für die sonst Angehörige, Freunde oder Nachbarn einspringen. Diese Assistenz umfasst keine Arbeiten, für die Fachkräfte eines Pflegedienstes nötig sind. Wenn man krank ist, kann man sich im Haushalt oder beim Einkauf helfen lassen. Die medizinische Versorgung übernimmt aber ein Kranken- oder Pflegedienst. Ein Beispiel: Wenn die 85-jährige Mutter zu Hause betreut wird, man aber übers Wochenende mal verreisen möchte, besteht oft nicht die Möglichkeit einer Unterbringung ohne Pflegebedürftigkeit. Hierfür können sie unsere Assistenten anfordern. Diese kümmern sich dann, wie vereinbart z.B. um die Zubereitung der Mahlzeiten, Vorlesen aus der Zeitung oder gehen einfach mit ihr spazieren.
Sie unterscheiden sich also von einem Pflegedienst, weil die Assistenzkräfte keine Pflegeleistung anbieten?
Schimpf: Richtig. Nur weil man in manchen Situationen einmal Hilfe benötigt, ist man ja nicht automatisch auf Pflege angewiesen. Es müssen nicht immer krankheitsbedingte Notsituationen sein. Vielleicht braucht jemand Unterstützung zur Geburtstagsvorbereitung, oder eine Mutter braucht jemanden, der für eine Stunde auf ihr Kind aufpasst. Oder wenn Sie eine Behinderung haben, hätten Sie vielleicht gerne Unterstützung, wenn Sie ein Schwimmbad besuchen möchten.
Ich kann also bei Ihnen anrufen und Sie schicken mir jemanden vorbei?
Schimpf: Wenn Sie Hilfe brauchen, rufen Sie einfach an. Wir machen Ihnen dann gerne ein ganz individuelles Angebot. Beim ersten Besuch stelle ich Ihnen dann gern Ihren persönlichen Assistenten vor. Falls es Fragen gibt, können Sie sich jederzeit an mich wenden.
Das hört sich toll an, aber wie finanziere ich den Assistenten?
Schimpf: Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Wenn Sie gesund sind, können Sie sich einfach etwas Gutes tun und wissen, wo Sie sich Unterstützung holen können, auch wenn Sie es aus der eigenen Tasche bezahlen. Wenn Sie eine Behinderung haben, gibt es die Möglichkeit ein persönliches Budget zu beantragen und die Leistung damit zu finanzieren. Pflegebedürftige, die Pflegegeld beziehen, können neben der Pflegeleistung die Betreuungsleistung bei uns einkaufen. Dann gibt es noch die Notsituation, wo man durch einen Unfall oder Krankheit in eine schlimme Lage geraten ist. In dem Fall kann man die Leistung über die Versicherung einkaufen bzw. beantragen.