MZ-Reporter auf dem Harzrundweg MZ-Reporter auf dem Harzrundweg: Das nächste Mal gehts mit dem E-Bike los

Sangerhausen - Was wird mir von meiner fünftägigen Harzumrundung in Erinnerung bleiben? Zuallererst die vielen netten Menschen. Überall, wo ich aufgrund der schlechten Beschilderung nicht weiterkam, halfen sie mir aus der Patsche. Gut mit einer Ausnahme: Auf der zweiten Etappe hat mich ein Mann kurz hinter Seesen in die falsche Richtung geschickt. Ob absichtlich oder nicht? Ich werde es nicht mehr erfahren.
Reifenpanne sorgt für unvergesslichen Schock
Für einen unvergesslichen Schockmoment sorgte außerdem meine Reifenpanne gleich am zweiten Tag in Osterode. Auch hier wäre ich ohne Hilfe aufgeschmissen gewesen. Ich hätte die Reise zumindest für länger unterbrechen müssen, wenn der dortige Radhändler nicht alles andere stehen- und liegengelassen und mir nicht sofort geholfen hätte.
Ein Highlight waren für mich die vielen tollen Ausblicke auf Orte und Landschaften, sowohl im lieblichen Süd- als auch im nicht minder reizvollen Nord- oder Ostharz. Obwohl ich seit meiner Jugend am Harzrand wohne: Nie zuvor habe ich gesehen, dass der Harz so schön ist. Die Landschaft, kann mit anderen Gegenden in Deutschland locker mithalten. Ich fand sie sogar fast schöner als die Gegend rund um den Chiemsee, wo ich im Urlaub im vergangenen Jahr viel mit dem Rad unterwegs war.
Mit dem Rad entschleunigen
Mit dem Rad habe ich mich entschleunigt. Schneller als mit rund 15 Kilometern pro Stunde war ich auf den 343 Kilometern der bergigen Tour im Durchschnitt nicht unterwegs. Ich hatte Zeit, die Natur um mich herum zu genießen, bin an Stellen gekommen, die ich mit dem Auto nie erreicht hätte.
Und dann die vielen Sehenswürdigkeiten: Man hätte sehr lange zu tun, wollte man sich alles ansehen, was am und etwas entfernt des Rundwegs liegt. Einen Radurlaub im Harz könnte man gut und gerne auf drei, vier Wochen ausdehnen. In Goslar und Blankenburg wäre ich gern länger geblieben.
Und auch für die Klöster in Walkenried und Drübeck bei Wernigerode hätte ich gern mehr Zeit gehabt. Neben den Touristenmagneten direkt an der Strecke bieten sich außerdem Abstecher nach Quedlinburg, Sangerhausen, Stolberg oder Nordhausen an. Alle vier Orte haben viel zu bieten und sind relativ schnell von der Hauptroute aus zu erreichen.
Für Ausflug zum Brocken genügend Kondition erforderlich
Ganz ambitionierte Radler können vom Harzrundweg auch Ausflüge in den Oberharz und auf den höchsten Berg des Mittelgebirges, den Brocken, unternehmen. Allerdings sollte man für diese Touren ausreichend Kondition haben. Angst am Harzrundweg keine Unterkunft zu finden, braucht man nach meiner Erfahrung nicht zu haben. Selbst in der Tourismushochburg Goslar fand sich ein Zimmer.
Und man muss auch nicht unbedingt im Voraus buchen. Meist reicht es, wenn man am frühen Nachmittag in den Tourist-Informationen anruft. Die dortigen Mitarbeiter, so meine Erfahrung, helfen einem weiter. Vorteil: Man muss sich nicht im Vorfeld auf die genauen Etappen festlegen, sondern kann nach Kondition, Wetter und Laune entscheiden.
Sinnvoll ist es nach Herbergen zu schauen, die vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zertifiziert sind und das Bett- und Bike-Logo tragen. Dort finden Radfahrer einen abschließbaren Raum vor, in dem sie ihr Rad über Nacht abstellen können, und einen Raum zum Trocknen von Kleidung und Ausrüstung. Wichtig bei schlechtem Wetter.
Mitunter schlechte Beschilderung auf dem Harzrundweg
Ich jedenfalls würde trotz der mitunter sehr schlechten Wegebeschaffenheit und der mangelhaften Beschilderung die Runde noch einmal fahren. Mir dann mehr Zeit nehmen als die fünf Tage. Und obwohl das Steppenwolf-Trekkingrad aus Sangerhausen bis auf die Reifenpanne gut gefahren ist, würde ich beim nächsten Mal wahrscheinlich ein E-Bike nutzen. Dann sind die Anstiege leichter zu bewältigen, denn eine Spazierfahrt ist die Tour mit ihrem ständigen Auf und Ab wirklich nicht.
Mein Tipp: auf jeden Fall ein GPS-Gerät mitnehmen. Die schlechte Beschilderung in Niedersachsen und im Nordharz in Sachsen-Anhalt ist wirklich ein Ärgernis. Dass es besser geht, zeigen die Orte in den Landkreisen Mansfeld-Südharz und Nordhausen. Schade nur, dass der Weg so schlecht vermarktet wird. Der Harzer Tourismusverband (HTV) ist von der Runde um den Harz nicht überzeugt. Er empfiehlt die Tour wegen der lückenhaften Beschilderung und mitunter schlechten Wegequalität nicht.
Würde die Infrastruktur stimmen, könnte man auch Angebote für Radler schnüren. Dass so etwas funktioniert hat der HTV mit dem Harzer Hexenstieg oder dem Harzer Baudensteig gezeigt. Dort gibt es Pauschalangebote für Wanderer mit Übernachtung und Gepäcktransport zum nächsten Ziel. So etwas wäre auch auf dem Harzrundweg möglich. Hier wird viel Potenzial verschenkt. Leider.
Zum Schluss der Serie versuchen wir zu klären, wie die Zukunft des Fernradwegs aussieht. (mz)