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MZ-Rätselfoto MZ-Rätselfoto: Wallhäuser Kirche im Weltkrieg zerstört

Von Sophie Elstner 12.04.2013, 17:14
Das Rätselfoto der letzten Woche.
Das Rätselfoto der letzten Woche. Privat Lizenz

Wallhausen/MZ - Wieder einmal war es ein Kirchturm, den unseren Rätselfreunden den heißen Tipp gab, wo das aktuelle Foto aufgenommen sein könnte. Das bestätigt auch Karin Tobihn. „Wenn eine dörfliche Gemeinde zu suchen ist, richte ich mich meistens nach dem Kirchturm und dem landschaftlichen Hintergrund“, heißt es in ihrer Zuschrift. „Die Kirche in Wallhausen ist in der Form wie auf dem Bild leider nicht mehr zu finden. Wallhausen erlangte Bedeutung durch seine Lage an der alten Poststraße, die südlich des Harzes nach Nordhausen führte. Nicht zu vergessen die Königspfalz, in der im Jahre 909 das spätere deutsche Königspaar Heinrich I. und Mathilde heirateten. Das Rätselfoto wurde vor 1945 von der Brückschen Straße aus aufgenommen. 1949 wurde der Kirchturm gesprengt, da er aufgrund eines US-Luftangriffs am 22. Februar 1945 beschädigt wurde. Russische Besatzungsmächte befürchteten, er könnte einstürzen und dabei ihre Soldaten erschlagen.“

Auch Ernst Hahne, der seit 1945 in dem Ort in der Goldenen Aue wohnt, schreibt: „Das wunderbare Foto weckt schmerzliche Erinnerungen, denn es zeigt das noch unzerstörte Wallhausen. Das Dorf hat bei der Bombardierung am 22. Februar 1945 sein Gesicht verloren.“

Zu dem Bombenangriff kann auch Horst Ramm nach einem Blick in die Wallhäuser Chronik etwas beitragen. „Das Kirchenschiff wurde völlig zerstört und der Turm sehr stark beschädigt. Bei diesem Luftangriff kamen im Ort 62 Personen ums Leben. Um 900 wurde die Kirche als Holzbau errichtet und erst am 20. Juni 1408 wurde die Kirche als Steinbau geweiht. 1582 konnte die Kirche nach Süden hin erweitert werden. An der Ostseite im Außenbereich wurde 1759 die Gruftkapelle der Asseburger gebaut. Im Jahre 1908 konnte das 1000-jährige Heimatfest und das 500-jährige Kirchenfest gefeiert werden.

Wallhausen in der Goldenen Aue hat so einige geschichtliche Originalitäten zu bieten. Zu erwähnen wäre die Einführung der Schildzeichen durch den Amtmann Amhoff, der alle damals vorhandenen 165 Häuser mit einem besonderen Namen versah. Dieses Register heißt ’Register, wie das Fleck Wallhausen anno 1670 nach der Ordnung bewohnet, nach dem Schildzeichen eingetheilet.’“, zitiert Ramm die Chronik.

Rätselfreundin Käte Moritz ergänzt: „Der Ort Wallhausen hatte schon 200 Jahre vor Sangerhausen einen Markt und das Stadtrecht. Es gab auch eine Stadtmauer mit vier Toren, Reste davon sind noch heute zu finden. Zwischen 922 und 1169 haben deutsche Kaiser und Könige über 40 Urkunden in Wallhausen ausgestellt. Das heutige Schloss wurde durch die Adelsfamilie von der Asseburg etwa zwischen 1606 und 1613 erbaut. Zu DDR-Zeiten war dort die Zentralschule und die Polytechnische Oberschule untergebracht. Nach der Wende kam es in Privatbesitz und wird immer  noch liebevoll gepflegt. Es finden Veranstaltungen und Ausstellungen dort statt. In Wallhausen wurden durch den Amtmann Amhoff im Jahr 1670 allen Häusern Namen gegeben, zum Beispiel ’das goldene Hufeisen’, ’der Ackerpflug’ und viele andere.“

Achim Duttke wiederum erkannte das Rätselfoto nicht an der Kirche, sondern an einem anderen markanten Gebäude auf dem Foto. Er schreibt: „Bei dem Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach handelt es sich um den sogenannten Schieferhof, erbaut 1540 für Hans von Eisenberg. Es ist das älteste noch existierende Wohngebäude in Wallhausen. Ich kenne es seit den 70er Jahren persönlich sehr gut, nicht nur von außen, denn darin wohnten Elfriede und Georg Enke, die Tante und der Onkel meiner Frau Hannelore. Sie waren bis zu ihrem Tode vor einigen Jahren Eigentümer des Schieferhofes und wir waren mehrfach dort zu Besuch. Enkes haben sehr viel Zeit, Kraft und Geld in die denkmalgerechte Erhaltung dieses tollen Fachwerkhauses und des Hofgrundstücks investiert.

Zur Zeit als das Foto entstand, war der Vater von Elfriede Enke, der Landwirt Adolf Korn der Eigentümer. Heute gehört das Anwesen Enkes Nichte Jutta und ihrem Ehemann Frank Osterloh. Sie setzen die Tradition fort und kümmern sich um den Erhalt des heute unbewohnten Schieferhofes. Interessierte erhalten oft die Möglichkeit zur Besichtigung, unter anderem zum Tag des offenen Denkmals.“

Ergänzen kann Hans-Joachim Kuhnt: „Das Gewässer im Vordergrund ist kein See, sondern Hochwasser, das durch den Mühlgraben sehr häufig zwischen Brücken und Wallhausen entsteht.“

Und der Sangerhäuser Günther Gothe berichtet: „Damals standen Felder und Wiesen unter Wasser, weil der Kelbraer Stausee noch nicht existierte und das Wasser der Helme das Rieth überschwemmte.“

Richtig lagen auch Detlef Kuhn, Ursula Flucke, Klaus Gremmer, Günter Burghardt, Horst Kundlatsch, Marlies Peter, Familie Becker, Ella Feuchte, Peter Mehlbrecht, Ursula Harnisch, Cicilia Pankow, Fritz Appelfeller, Uta Probst, Rainald Klette, Nico Oklitz, Christa Brötzmann, M. Haase, Ottomar Hundt, Toni Schierbaum, Diana Finke, Ilse Krüger, Michael Krüger, Wolfgang Fricke, Manfred Franke, Else Balla, H. Seidel, I. Stößel und Ronald Unger. Gewonnen hat in dieser Woche Werner Wal, herzlichen Glückwunsch. Das Preisgeld kann in der Redaktion abgeholt werden.

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Eine sehr interessante Aufnahme - wo entstand sie?
Eine sehr interessante Aufnahme - wo entstand sie?
Privat Lizenz