MZ-Rätselfoto MZ-Rätselfoto: Henkers Heim Königs Schmiede

Sangerhausen - Was für eine Überraschung - zumindest für Familie König und Feuchte, denn sie kannten bis vergangene Woche das Rätselfoto noch nicht. Dabei zeigte es doch ihr Haus: „Als wir am Freitag plötzlich unseren alten Türsturz von 1811 als Rätselfoto in der MZ sahen, war die ganze Familie überrascht und zugleich erfreut“, schreibt Siegfried König über das Detail am Haus in der Salpetergasse 8.
Er erzählt über den abgebildeten Türsturz: „Die mittleren eingehauenen Buchstaben sind noch deutlich zu erkennen. Sie besagen, dass im Jahr 1811 Herr Friedrich Hamel (ein Mitglied der Scharfrichter und Schinderfamilie Hamel) wahrscheinlich dieses Haus gebaut oder neu hergerichtet hat.“
Tatsächlich wohnte zu der Zeit der damalige Scharfrichter Friedrich Hamel in dem Haus, wie Karin Tobihn bei ihrer Recherche zum Rätselfoto herausgefunden hat. „Er lebte dort viele Jahre mit seiner Familie und aus diesem Grund wurde zu dieser Zeit die Gasse Henkersgasse genannt“, erzählt sie weiter. Den späteren und auch heute noch gültigen Namen habe die Straße dem Salpeter als Hauptbestandteil des Schwarzpulvers zu verdanken.
Aus Schinderei wurde später eine Schmiede
Auch Christine Stadel, die den Türsturz als Rätselmotiv eingesendet hat, weiß etwas über die Zeit, als der Henker Hamel dort wohnte, zu berichten: „Ein recht großes Grundstück zeugt von einem wohlhabenden Besitzer. Aber das Haus lag außerhalb der Stadtmauer.“ In der Chronik gebe es recht wenig über die Henker in dieser Zeit. Ein paar Sachen hat sie dennoch herausgesucht: „Am 27. Februar 1844 wurden die Brüder Christian und August Dreßler aus Donndorf im 2. oder Hinteren Hasentale vom Scharfrichter Hamel mit dem Beile enthauptet“, schrieb der Chronist Friedrich Schmidt. Auch in Torgau, Greiz und Oberfarnstädt kam der Sangerhäuser Henker zum Einsatz. In Sangerhausen selbst, bemerkt Hans-Joachim Kuhnt, wurden die Hinrichtungen nicht in der Henkersgasse, sondern im Gerichtsweg vollzogen.
Siegfried König kennt natürlich noch mehr Details aus dieser Zeit: Die Schinder waren auch dafür zuständig, das verendete Vieh zu holen und zu entsorgen. „Jeder Schinder und Henker musste immer wieder für den Fortbestand seiner Zunft, innerhalb der Familie, sorgen, um das Aussterben dieses Berufes zu verhindern.“ Das Henkerwerkzeug sei jeweils vererbt worden. Anfang der 50er Jahre sei deshalb eine Frau Siebenhühner, eine Nachfahrin des Henkers, noch im Besitz des Henkerbeils gewesen. Dieses wurde in einer tragbaren Schatulle an das Museum in Quedlinburg verkauft.
„Wie auch die Zeit weitergeht“, führt er die Geschichte weiter aus, „so konnte auch das Grundstück, Salpetergasse 8, in den 1870er Jahren vom Urgroßvater meiner Frau, Herrn Rausche, erworben werden und ist seit dieser Zeit im Familienbesitz.“ Aus der Schinderei wurde zunächst ein landwirtschaftliches Gehöft und später eine Schmiede.
Über die Zeit als Schmiede wissen zahlreiche Leser Bescheid. Horst Kundlatsch zum Beispiel erwähnt, dass die Vorfahren der Familie König „schon 1901 als Huf- und Wagenschmiede in Sangerhausen ansässig“ waren. Und er fügt hinzu: „Arbeiten der jetzigen Kunstschmiede sind an vielen Gebäuden und öffentlichen Plätzen der Stadt zu bewundern.“
Darüber weiß auch Käte Moritz etwas zu berichten. Neben Siegfried König sei auch sein Bruder Walter im Schmiedewesen tätig gewesen. „Wenn sie gerufen wurden, sind die Schmiedemeister dort hingegangen, wo die Pferde stehen. Die Tiere bekamen den Hufeisen direkt vor Ort gleich gemacht“, erzählt Moritz. Neben der Versorgung der Pferde seien sie aber noch anderweitig tätig gewesen, verzierten Zäune, Treppen, Fenster sowie Türen. Die Initialen von Siegfried König sind im Türsturz ebenfalls enthalten, wie Walter Strauch bemerkt. „Es erfolgte der Abbruch des alten Gebäudes und ein Neubau“, beschreibt er die Entwicklung des Grundstücks in den 90er Jahren. Auf den Sturz wollte man aber nicht verzichten - das alte Sandsteingewände wurde in den Neubau wieder eingesetzt.
Herzlichen Glückwunsch
Die Salpetergasse haben ebenfalls erkannt: Walter Pfeifer, Gitta Haase, Irmhild Gothe, Jenny Waldschmidt, Wolfgang Fricke, Ronald Unger, Ottomar Hundt, Ellen Feuchte, Martin Vorberg, Uta Probst, Nico Oklitz, Heidelies Ecke, Roswitha Waletzki, Rainald Klette, Sabine Schmidt, Patrick Lange.
Gewonnen hat dieses Mal Horst Kundlatsch. Herzlichen Glückwunsch.
Das ist das neue gesuchte Rätselfoto:
Wem die Glücksfee dieses Mal nicht hold war, die nächste Chance wartet schon. Ein kleiner Tipp für das nächste Foto: es wurde in Sangerhausen aufgenommen. Einsendeschluss ist am 15. Februar. Viel Spaß beim Mitraten. (mz)
(mz)

