Mindestlohn-Einigung Mindestlohn-Einigung: Friseur-Besuch dürfte bald teurer werden

Sangerhausen/MZ - Der jetzt festgelegte Mindestlohn für Friseure wird Folgen für die Kunden in der Region haben. Wer einen Haarschnitt benötigt, muss dafür wohl in Zukunft tiefer in die Tasche greifen, als es bislang der Fall war. Auf die Kunden würden unweigerlich Preiserhöhungen zukommen, um die steigenden Löhne zu bezahlen, meinen die Fachleute im Landkreis.
Friseure im Zwiespalt
Monika Eim ist Mitglied des Vorstands der Friseurinnung Eisleben, unter deren Dach Friseure aus den Altkreisen Eisleben, Hettstedt und Sangerhausen vereint sind. Sie ist überzeugt: „Wir werden den Mindestlohn nur über Preiserhöhungen abfangen können.“ Eim freue sich durchaus über die stufenweise Erhöhung der Gehälter für die Friseure (siehe auch Beitrag „Stufenmodell“), aber sie sei sich bewusst, dass das höhere Gehalt von den Kunden bezahlt werden müsse. „Ich hoffe, dass uns die Kunden treu bleiben und weiterhin regelmäßig zum Haareschneiden kommen.“ Immerhin gebe es beim Friseur „Qualitätsarbeit“, die nun auch bei der Lohnzahlung für die Friseure anerkannt werde.
Die Erhöhung des Mindestlohnes sei ja nur eine Seite der Vereinbarung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Eim, Geschäftsführerin der Friseur & Kosmetik GmbH, die zwölf Filialen im Mansfelder Land betreibt, erinnert daran, dass sich auch die Kosten für die Krankenkassen und für die Unfallversicherungen erhöhen werden. Jan Hesse, der einen Friseursalon in Berga betreibt, ist sich sicher: „Es ist nur logisch, dass der Kunde mit steigenden Preisen rechnen muss, ohne geht es leider nicht.“
Beate Hoffmann, Inhaberin des Salons „Friseur am Markt“ in Allstedt, ist der Meinung, dass eine Lohnerhöhung nur im Friseurhandwerk nicht viel bringt. Immerhin gäbe es dann noch genug andere Geringverdiener, die sich die neuen Preise nicht leisten könnten und somit als notwendige Kundschaft wegfielen. So sehen es auch viele der Kunden, die ihrem Stammsalon zwar treu bleiben wollen und werden, wie Berthold sagt, aber „es gibt bestimmt auch viele andere, die sich das dann nicht mehr leisten können“.
Hoffmann steht der Lohnerhöhung dennoch positiv gegenüber, auch wenn ihre Angestellten schon ähnlich gut verdienten. Allerdings findet sie die festgelegte Mindestlohngrenze immer noch zu niedrig: „Das reicht trotzdem vorne und hinten nicht. Auch nicht für die spätere Rente, wenn man mal hochrechnet, was einem von den vielen Arbeitsstunden dann noch übrig bleibt.“
Katja Räuber, Mitarbeiterin beim Friseur „Haarmonie“ in Allstedt, freut sich darüber, dass es in der nächsten Zeit für sie mehr Geld geben soll. „Ich als Angestellte finde den Tarifabschluss positiv. Auch wenn die Kunden dafür etwas tiefer in die Tasche greifen müssen. Eine Mindestlohnregelung ist in vielen Branchen längst überfällig, nicht nur im Friseurhandwerk.“
Das Team um Salonleiterin Nicole Karabas im „Beauty Hair“ in der Bahnhofstraße in Sangerhausen, das zur Friseurkette „Sahair“ gehört, ist durchweg positiv der neuen Lohnerhöhung gegenüber eingestellt. „Durch die neuen Mindestlöhne kann man sich auch mehr Zeit für den Kunden nehmen.“ Nicole Lukat, stellvertretende Salonleiterin, ergänzt: „Man muss nur abwarten, wie sich das Ganze entwickelt und ob es dann am Ende auch bei dem genannten Lohn bleibt.“
Kunden positiv eingestellt
Auch die Kunden finden diese Entwicklung positiv, allerdings sind einige der Meinung, dass die Friseure noch zu wenig verdienen „für das was sie leisten“, ergänzt Barbara Barthel, langjährige Kundin im Salon. Astrid Berthold, eine andere Kundin, formuliert die Tatsache noch etwas treffender: „Der Mindestlohn ist wichtig für alle, aber nur unter der Voraussetzung, dass es nicht zur Folge hat, dass Mitarbeiter gekündigt werden.“ Die Friseurkette „Sahair“ hat im Landkreis zwölf Filialen und im Umkreis noch fünf weitere. Die Angestellten gehen davon aus, dass es in allen Filialen zu einer Lohnerhöhung ab August dieses Jahres kommen werde. Chefin Heidrun Völkel war gestern telefonisch nicht zu erreichen.
Einig sind sich die Friseure in der Region darüber, dass man über die generellen Auswirkungen der Mindestlohnvereinbarung bislang nur spekulieren könne. Ob Unternehmen auf der Strecke bleiben, sei völlig offen. Das hänge nicht zuletzt auch davon ab, mit welchen Konzepten sich die Firmen auf die neue Situation einstellen.