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Nach der Insolvenz Mifa Sangerhausen insolvent: Was wird aus dem Mifa-Werk?

Von Karl-Heinz Klarner und Steffen Höhne 23.01.2017, 12:00
Blick in das neue Mifa-Werk in Sangerhausen.
Blick in das neue Mifa-Werk in Sangerhausen. Lukaschek

Sangerhausen - Kurz vor Weihnachten sind die ersten Anlagen und Maschinen im neuen Mifa-Werk installiert worden. Vor den Toren Sangerhausens, direkt an der A38, ließ der Fahrrad-Hersteller Mifa für 17 Millionen Euro eine neue Fabrik errichten.

Die Produktion war noch nicht richtig angelaufen, da meldete Mifa Bike Anfang Januar Insolvenz an. Eine geplante, schnelle Sanierung scheiterte vergangene Woche, weil die Mifa-Eigentümerfamilie von Nathusius zugesagte Mittel in Millionenhöhe doch nicht bereitstellte. Die Arbeitsplätze der 500 Mitarbeiter sind nun akut gefährdet.

Neues Mifa-Werk in Sangerhausen: Förderung vom Land Sachsen-Anhalt für Fahrradhersteller in Höhe von 2,85 Millionen Euro

Der größte materielle Wert des Unternehmens gehört der Mifa allerdings gar nicht. Der schicke Neubau, das steht auch groß auf dem Bauschild vor dem Werk, wurde von Nathusius Vermögensverwaltungs GmbH & Co. KG errichtet. Laut dem letzten veröffentlichten Geschäftsbericht steht Firmenpatriarch Heinrich von Nathusius an der Spitze der Gesellschaft.

Solange die Geschäfte bei Mifa geordnet liefen, spielte das auch keine große Rolle, weil beide Firmen am Ende der gleichen Familie gehörten. Das ändert sich nun und könnte ungeahnte Konsequenzen haben.

Auf Anfrage der MZ teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther mit, dass das Werk nicht zur Insolvenzmasse gehört. Der Neubau wurde nach MZ-Informationen wie folgt finanziert: zwölf Millionen Euro Bankkredite, 2,85 Millionen Euro Zuschüsse des Landes Sachsen-Anhalt, der Rest Nathusius.

Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt teilte der MZ mit, dass die Investitionsbank die 2,85 Millionen Euro Förderung, die nicht zurückgezahlt werden muss, der Nathusius Vermögensverwaltung als auch der Mifa Bike als gemeinschaftlichen Zuwendungsempfänger gewährt hat. Bislang seien 922.000 Euro ausgezahlt worden. Die restliche Summe dürfe aufgrund des derzeit laufenden Insolvenzverfahrens der Mifa nicht gezahlt werden.

Laut Ministerium wurde der Zuschuss an „die Sicherung der bestehenden beziehungsweise zur Schaffung und Besetzung von neuen Dauerarbeitsplätzen“ geknüpft.

Offenbar ist es üblich, dass mehrere Firmen einen Förderantrag stellen können. Da die Gewährung von Zuschüssen immer mit Bindungsfristen verbunden ist, könnten möglicherweise die bereits ausgezahlten 922.000 Euro zurückgefordert werden, sollte es zu einem Stellenabbau kommen.

Die gewählte Konstruktion könnte allerdings Insolvenzverwalter Flöther künftig Kopfzerbrechen bereiten. Ursprünglich sollte Mifa Bike die neuen Hallen für monatlich 120.000 Euro mieten. Das wären im Jahr 1,44 Millionen Euro. Geld was das insolvente Unternehmen sicher nicht hat.

Doch die Nathusius Vermögensverwaltung wird auf die Einnahmen sicher nicht verzichten können und wollen. Schließlich müssen Kreditraten bezahlt werden. Das heißt, Heinrich von Nathusius könnte sich nach anderen Mietern umschauen. Ob er das tut, ist unklar. Eine MZ-Anfrage blieb zunächst unbeantwortet. Ohne die neuen Hallen müsste Mifa am alten Standort in der Sangerhäuser Innenstadt weitermachen.

Auch die schnelle Suche nach einem neuen Investor könnte so erschwert werden, wenn dieser nicht genau weiß, wo er produzieren kann. Nach Ansicht des Wirtschaftsministeriums ist für einen potenziellen Investor aber „in erster Linie von Bedeutung, ob ein grundsätzlich funktionierendes Geschäftsmodell vorliegt“.

Mifa in Sangerhausen: Stadt hofft auf Kooperation mit dem Besitzer des Fahrrad-Herstellers

In der Sangerhäuser Stadtverwaltung, auch wenn sich niemand mit Namen zitieren lassen möchte, hofft man auf die Kooperation von der Familie von Nathusius. „Ohne das neue Werk wird der Neustart wohl noch schwieriger“, heißt es.

Mit ziemlicher Sicherheit dürfte der Neubau, auch wenn er nicht Teil der Insolvenzmasse ist, für die Familie Nathusius ein Problem sein. Zum einen sind die Landeszuschüsse wahrscheinlich in die Finanzierung eingerechnet. Doch das Geld wird wohl nicht weiter fließen.

Zum anderen wird wahrscheinlich weder Mifa noch ein anderer Mieter künftig monatlich 120.000 Euro überweisen. Dadurch könnten der Unternehmerfamilie aus Haldensleben (Börde) weitere Verluste drohen. (mz)