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Mietshaus vor dem Allstedter Wigbertiturm Mietshaus vor dem Allstedter Wigbertiturm: Bleibt die freie Sicht oder verschwindet das Gebäude?

Von Lucas Wölbing 01.06.2015, 08:34
Frei ist die Sicht auf den „Dom“ erst seit Jahresanfang.
Frei ist die Sicht auf den „Dom“ erst seit Jahresanfang. Schumann Lizenz

Allstedt - Tag der Entscheidung in Allstedt: Am Montag soll geklärt werden, wie es in Zukunft vor dem „Dom“ genannten Wigbertiturm weitergeht. Bleibt die freie Sicht oder verschwindet das Gebäude wieder hinter den Mauern eines Mietshauses? Monatelang wurde diese Frage heiß diskutiert. Jetzt liegt die Entscheidung beim Stadtrat, der sich um 19 Uhr im Rathaus trifft.

Zur Sitzung erscheinen auch Carina Fracke und Manjana Bieling, die in direkter Nähe des Turmes wohnen und für ihren „Dom“ kämpfen wollen. Genau 1.111 Unterschriften konnte ihre Bürgerinitiative gegen das Bauvorhaben bereits sammeln. Eine Petition an den Landtag blieb bisher noch ohne Antwort.

Dass die städtische Wohnungsgesellschaft den „Dom“ bald wieder mit einem Sechsparteienhaus verdeckt, wollen die Anwohner unbedingt verhindern und hoffen darum, dass der Stadtrat in ihrem Sinn entscheidet.

Der eigentliche Baubeginn, der für Ende April angesetzt war, hat sich verzögert. Auch Archäologen untersuchen das Gelände noch nicht. Aus dem Rathaus hieß es jedoch wiederholt, alle Genehmigungen seien rechtmäßig; dem Projekt stünde nichts im Weg.

"Unterschriften kann man nicht ignorieren"

„Doch so viele Unterschriften kann man nicht ignorieren“, finden Bieling und Fracke. Heute Abend wollen die Anwohner deshalb dem Stadtrat ihre Forderungen vortragen. Der Turm müsse gut sichtbar bleiben, statt Neubau sollte eine Grünanlage das Straßenbild abrunden. Doch an diesem Plan scheiden sich in Allstedt die Geister. Zur Ratssitzung könnte es darum noch einmal spannend werden. Wie es aus Kreisen der Bürgerinitiative heißt, hätten sich bereits einige Stadträte gegen das geplante Wohnhaus ausgesprochen.

Auch Angestellte der Stadt und Bürger, die der Wohnungsgesellschaft nahe stehen, sollen für eine Grünfläche unterschrieben haben. Manjana Bieling, selbst Bauexpertin, macht sich jedenfalls auf heiße Diskussionen gefasst. Immerhin ist Ratsvorsitzender Kai Dittmann (CDU) gleichzeitig Planer des umstrittenen Vorhabens.

Andererseits stößt die Bürgerinitiative auf Kritik. Bevor die Wohnungsgesellschaft am Jahresanfang das alte Gebäude abreißen ließ, gab es niemals einen freien Blick auf den „Dom“. Das habe nie jemanden gestört, so die Kritiker. Erst jetzt wettere die Bürgerinitiative gegen einen Bau an derselben Stelle. „Würden wir keinen Ersatzneubau errichten, wäre uns der Abriss nie genehmigt worden“, sagt Antje Siemann, Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft, und beruft sich auf die städtische Bauverordnung.

Seit 800 Jahren hat die Wigbertikirche in Allstedt einen Turm. Lange Zeit wurde er jedoch von einem „Domklause“ genannten Gebäude verdeckt.

Erst Anfang 2015 wurde das bis dahin vermietete Haus aufgrund seines maroden Zustandes abgerissen. Die Wohnungsgesellschaft als Grundstückseigentümer ist jedoch verpflichtet, das Haus durch einen Ersatzbau zu ersetzen, der ihm in seinen Maßen ähnlich ist.

Das geplante Gebäude ist mit seinen 11,9 Metern rund 50 Zentimeter höher als sein Vorgänger. Es soll später einmal in Drei- und Vierraumwohnungen Platz für sechs Familien bieten.

Die Anwohner können aber seit dem Abriss erstmals den „Dom“-Blick genießen und wollen ihn erhalten. Eine geforderte Anwohnerversammlung blieb ohne Ergebnis, auch wenn Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) vermitteln wollte.

Die Gewölbe am Turm sind heute eine Ruine. Allerdings haben die Bürger vage Ideen für eine Nutzung. Sie reichen vom Kunstmuseum bis zum Café. En endgültiges Konzept gibt es bisher nicht. (lwö)

„Das alte Gebäude war marode, eine Sanierung unmöglich.“ Ziel sei nie ein freier „Dom“-Blick, sondern ein „adäquater Ersatzbau“ gewesen. Die Idee der Grünanlage teilt sie nicht: „Das Grundstück ist unser Eigentum und wir müssen wirtschaftlich denken.“ Allstedt braucht ihrer Meinung nach dringend modernen Wohnraum. „In Zukunft wird es immer aufwendiger, bestehende Objekte an die Energie-Regelungen des Bundes anzupassen“, sagt Siemann. „Ein modernes Mietshaus wäre da ein guter Anfang.“ (mz)

Vor dem „Dom“ soll ein Wohnhaus entstehen.
Vor dem „Dom“ soll ein Wohnhaus entstehen.
 Quelle: wohnungsgesellschaft Lizenz