Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Wie entsteht ein Stundenplan
SANGERHAUSEN/KELBRA/MZ. - Doppelstunde Mathe, danach Physik, zwischendrin Deutsch und eine Fremdsprache und zum Abschluss des Tages zwei Stunden Sport. Sieht so ein idealer Schultag aus? Keine Frage, die Lutz Bringmann und Eckart Apel beantworten wollen und können. Obwohl beide die Macher des Stundenplans am Geschwister-Scholl-Gymnasium sind. Bringmann in Sangerhausen und Apel in Kelbra. So richtig trennen kann man das dann aber auch wieder nicht. Und überhaupt, so einfach sich so eine Stundenfolge schließlich liest, so kompliziert ist es, sie aufzustellen.
Freilich funktioniert das heute mit einem ausgeklügelten Computerprogramm. Die Zeiten, in denen viele bunte Schildchen auf riesigen Magnettafeln platziert, wieder abgenommen und neu geordnet wurden, sind vorbei. Im Prinzip. "Der Stundenplan entsteht bei uns am Computer. Und das schon seit 1990", verrät Lutz Bringmann, Lehrer für Mathe, Physik und Informatik, der seit '90 auch der Planer am Scholl ist. Bio- und Sportlehrer Eckart Apel verfügt im Kelbraer Schulteil noch über eine dieser großen Planungstafeln. Nur zur besseren Übersicht für die Kollegen. Die Arbeit macht auch er am PC. Und nicht der Computer für ihn oder Lutz Bringmann.
Eine feine Sache wäre das schon. Ein bisschen wie beim Kuchenrühren: Man füttert die Technik mit allen Zutaten wie Schüler-, Lehrer- und Stundenzahlen, Anzahl der Fachräume usw., drückt auf ein Knöpfchen und der Drucker entlässt einen fix und fertigen Stundenplan. Wie in Stein gemeißelt.
Das alles ist viel, viel komplizierter. Einem Puzzle gleich. Bestätigt Lutz Bringmann mit folgender Einschränkung: "Zwischen dem Puzzle und dem Stundenplan gibt es nur einen Unterschied - nämlich die Anzahl der möglichen Lösungen. Beim Puzzle ist das die eine, beim Stundenplan gibt es so viele mehr."
Die Fakten am Scholl: 950 Schüler - davon etwa 250 in Kelbra - in den Klassen fünf bis zwölf, 76 Lehrer, zwei kirchliche Mitarbeiter, vier Referendare, gerade mal genug Räume, 1 350 Schulstunden pro Woche. Und unter diesen Hut muss noch viel mehr. Lehrer zum Beispiel, die an mehreren Schulen unterrichten, Fahrzeiten der Lehrkräfte, die zwischen den Schulstandorten pendeln. Der Plan hat aber auch pädagogische Aspekte zu berücksichtigen. Wer möchte schon nach zwei Sportstunden am Nachmittag noch eine Matheklausur schreiben? Und da hört's beim Computer auf. Die Feinarbeit sei die eigentliche Arbeit. So sagt es Eckart Apel. Und der Stundenplan sei eine Teamarbeit. Die beiden Planer sehen sich selbst als eine Art Datenzentrale, haben vor allem die Fachkoordinatoren, die ihr Scherflein beitragen. Schon im Frühjahr vor dem neuen Schuljahr stehe der Plan für die Oberstufe, dann müsse alles andere eingearbeitet werden. Und Lutz Bringmann verrät außerdem: Im letzten Schuljahr hat es insgesamt 16 Pläne gegeben. Und zwar Stundenpläne, die nicht zu verwechseln sind mit kurzfristigen Vertretungsplänen. Das wäre dann schon wieder ein neues Kapitel und nicht das der beiden Männer.
Schulleiter Jens Peter jedenfalls ist heilfroh, dass er für diesen Job über zwei Kollegen verfügt, die - wie er sagt - rational an die Sache gehen, sich richtig eingefuchst haben, jedes neue Hindernis, das sich auftut, quasi sportlich nehmen und längst den Stundenplan für das Donnerstag beginnende Schuljahr unter Dach und Fach haben. Und er ist sich sicher: Der Plan geht auf. "Erstmals seit 40 oder 50 Jahren", so verrät Peter eine Besonderheit des neuen Stundenplans, "gibt es an unserer Schule keine nullte Stunde." Die nullte Stunde - bislang war sie den Schülern der Abiturstufe vorbehalten, begann immer 7 Uhr. Die Großen wird's bestimmt freuen.
Und manchmal braucht's auch ein bisschen Glück, damit der Stundenplan aufgeht. Jetzt im Spätsommer zum Beispiel hoffen die Schollaner auf gutes Wetter, um viele Sportstunden im Freien absolvieren zu können. Denn die neue Turnhalle wird erst im Herbst bezugsfertig sein. Ausweichhallen - wie bis letztes Schuljahr - gibt es nicht mehr. "Die paar Wochen müssen wir das irgendwie schaffen, danach sind die Bedingungen für den Sportunterricht nahezu ideal", so der Schulleiter, der am besten weiß, dass die meisten Schollaner seit ein, zwei Tagen miteinander über den Stundenplan am ersten Schultag twittern, mailen, simsen, vielleicht auch meckern. Den kennen die meisten nämlich schon, weil er längst fertig ist und am Brett aushängt.