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Lehrstelle sucht Azubi Mansfeld-Südharz: Volksküche Eisleben bildet aus - Viele Lehrstellen unbesetzt

Von Grit Pommer 25.08.2020, 11:15
Nick Kamke (19) aus Mansfeld ist Koch-Auszubildender bei der Volksküche. Für ihn beginnt jetzt das zweite Lehrjahr.
Nick Kamke (19) aus Mansfeld ist Koch-Auszubildender bei der Volksküche. Für ihn beginnt jetzt das zweite Lehrjahr. Jürgen Lukaschek

Sangerhausen/Hettstedt/Eisleben - Für Nick Kamke passt es. Der 19-Jährige hat mit der Ausbildung zum Koch bei der Volksküche GmbH in Eisleben seinen Wunschberuf gefunden. Sein älterer Bruder, im gleichen Unternehmen im dritten Lehrjahr, hatte ihn auf die Idee gebracht, sich mal bei einem Praktikum in der Volksküche umzusehen. Dem Mansfelder gefiel’s, er blieb. Im September beginnt für ihn nun das zweite Ausbildungsjahr.

Für viele Schulabsolventen und Unternehmen allerdings hat die aktuelle Runde der Ausbildungsvermittlung noch nicht zu einem guten Ende gefunden. Zwar sind der Agentur für Arbeit in Mansfeld-Südharz in diesem Jahr 649 betriebliche Lehrstellen gemeldet worden und damit nur acht weniger als im Vorjahr, berichtete Agenturchefin Martina Scherer am Montag.

Mansfeld-Südharz: 364 Lehrstellen sind noch unbesetzt

Doch bei der Besetzung dieser Stellen gibt es zwei große Probleme. Zum einen ist die Zahl der Schulabsolventen weiter im Sinkflug. Mit 557 Bewerbern sind in diesem Jahr 44 weniger auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Zum anderen haben die Corona-Beschränkungen vor allem während der Schulschließung im Frühjahr die Berufsberatung ausgebremst. Und so stehen bei der Arbeitsagentur eine Woche vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres noch immer 364 unbesetzte Lehrstellen zu Buche - gut ein Fünftel mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres.

Noch schlechter sieht es auf der Seite der Schulabgänger aus - mit 246 haben fast ein Viertel mehr als im vergangenen Jahr noch keine weitere Ausbildung sicher. Möglicherweise bilde diese Zahl aber auch nicht ganz die Realität ab, meint Scherer und bittet betroffene Jugendliche, die inzwischen anderweitig eine Ausbildungsstelle gefunden haben, das der Agentur mitzuteilen. Ebenso sollten sich diejenigen melden, die noch Beratung und Vermittlung brauchen.

Firmen im Kreis bilden trotz Corona weiter aus

Ein Schritt, der sich lohnen könnte. Denn unter den vielen unbesetzten Lehrstellen sei in diesem Jahr quer durch alle Branchen noch alles zu haben, sagt Scherer. „Wir appellieren an alle Schulabgänger, sich bei uns zu melden“, wirbt sie. Grundsätzlich wertet man es bei der Agentur aber als ein gutes Zeichen, dass die Firmen trotz aller Unwägbarkeiten nahezu unvermindert Ausbildungsplätze gemeldet haben. „Sie haben den Weitblick, dass sie sich auf diesem Weg künftige Fachkräfte sichern“, sagt Scherer.

Um die Wirtschaft in ihrer Ausbildungsbereitschaft in der Corona-Krise zusätzlich zu unterstützen, hat die Bundesagentur für Arbeit ein Förderprogramm aufgelegt, von dem Firmen mit bis zu 249 Beschäftigten profitieren können. Wer Kurzarbeit anmelden oder im April und Mai mindestens 60 Prozent Umsatzrückgang verzeichnen musste, kann eine Prämie von 2.000 Euro pro Ausbildungsvertrag erhalten, wenn er an seinen Lehrstellen festhält. Wer sie sogar aufstockt, kann 3.000 Euro pro zusätzlichem Ausbildungsplatz bekommen. Auch die Vermeidung von Kurzarbeit während der Ausbildung und die Übernahme von Lehrlingen aus insolventen Unternehmen werden gefördert.

Volksküche hat insgesamt sechs junge Leute in der Ausbildung

Bei der Volksküche, die in diesem Jahr von der Arbeitsagentur das Zertifikat für hervorragendes Engagement bei der Ausbildung überreicht bekam, starten am 1. September zwei Koch-Azubis und ein Azubi im Bürobereich. Das Eisleber Unternehmen wird dann insgesamt sechs junge Leute in Ausbildung haben. Und jeder von ihnen habe bei erfolgreichem Abschluss auch eine Festanstellung in Aussicht, sagt Firmenchef Daniel Heller.

Die Volksküche gehört zu den Unternehmen, die sehr schnell und sehr dramatisch unter der Corona-Krise zu leiden hatten. Zwei Drittel ihres Umsatzes macht die Mittagsversorgung in Schulen und Kindergärten aus, das brach mit Schließung der Einrichtungen komplett weg. Auch bei Bildungsträgern und in Behindertenwerkstätten fielen Bestellungen weg. „Auf einen Schlag hatten wir 80 Prozent Umsatzeinbuße“, berichtet Heller.

Inzwischen sind die Einrichtungen wieder geöffnet, Donnerstag beginnt das neue Schuljahr. Heller hofft, die 150 Beschäftigten Ende August komplett aus der Kurzarbeit zurückholen zu können. Man sei wieder bei 85 Prozent der früheren Umsätze, Unwägbarkeiten blieben aber. Wie viele Schulessen werden künftig bestellt? Wo wird stattdessen im Homeoffice selbst gekocht oder inzwischen bei der Oma gegessen? Das müsse man abwarten. (mz)