Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Im Bussel-Stübchen werden Bauernlümmel zu Rittern
SITTENDORF/MZ. - Sie heißen Müller, Meyer, Schulze. Erwartungesvoll betreten sie über den Hof die Gaststube und schon verändert sich die Welt. Sie wird zur Burg Busselstein.
Hohe Lehnstühle stehen an zwei langen Tafeln. Dem Eingang gegenüber befindet sich an der Wand eine aufgemalte Burg. Ringsum hängen zahlreiche phantasievolle Wappentafeln, Ketten und die manchmal notwendigen Halsgeigen. Seit nunmehr zehn Jahren laden Viola und Gerhard Laue, samt familiären Anhang, zum Rittermahl ein.
Selbst vom Mittelalter begeistert, schlüpft sie in die Rolle der Wirtsfrau Violetta und serviert mit den Burgfräulein, unter anderem mit der frisch gebackenen Schwiegertochter Juliane, das Sieben-Gänge-Menü. Das könnte man sicher binnen einer Stunde essen und wieder von dannen ziehen. Doch das gibt es hier nicht: Das Menü ist eingebettet in ein ritterliches Unterhaltungsprogramm, dessen Resonanz sich in den zahlreichen begeisterten Eintragungen in den Gästebüchern widerspiegelt.
"Wenn ich daran denke, wie aufgeregt ich anfangs immer war", sagt die 47-jährige Wirtin. Doch davon ist nichts mehr zu spüren. Souverän moderiert sie das vierstündige Programm. "Wir haben mit zwei Stunden Unterhaltung angefangen und das nach und nach gesteigert", sagt sie.
In ihrer wenigen Freizeit besuchen die Laues oft Trödelmärkte, Schlösser und Burgen, um neue Ideen zu finden, die sich in das Programm einbinden lassen. Spätestens, wenn die Ritter- oder Knappenhemden, Mägde- und Jungfernkleider übergezogen sind und die Gäste sich mit ihrem mittelalterlichen Wunschnamen vorstellen, bricht das Eis. Unter Aufsicht des "Regularienmeisters", zu dem ein Gast auserwählt wird, wird gegessen und getrunken. Das Menü beginnt mit Fettbrot und Gurke, und nach jedem Gang gibt es ein neues mittelalterliches Spiel.
Höhepunkt ist natürlich der Ritterschlag, den Burgherr Albert II., Landgraf von Sittendorf, ausführt. Dahinter versteckt sich freilich niemand anderer als Ehemann Gerhard Laue - alias Bussel. Daher stammt übrigens der Name "Bussel-Stübchen". Als Laues vor 19 Jahren ihr Geschäft und 1996 auch noch die Gaststätte eröffneten, suchten sie nach einem passenden Namen. Der Zufall kam zu Hilfe: "Die einheimischen Gäste riefen meinen Mann immer beim Spitznamen, den auch schon sein Vater hatte. Bussel, bringst du mal ein Bier." Da habe sich die tüchtige Geschäftsfrau gesagt: "Nennen wir es doch Bussel-Stübchen. Dabei ist es auch geblieben."
Dass die Familientradition mal durch die Kinder und Schwiegerkinder fortgeführt wird, können sich die Wirtsleute sicher sein: Schon jetzt kommt auch die zweijährige Enkeltochter Miriam als Burgfräulein zum Einsatz. "Den Tischspruch kann die Kleine mittlerweile auch schon auswendig", sagt Viola Laue stolz.