Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: «Freie Landsknechte» mit Tradition
ROSSLA/MZ/SUS. - Maik Zunkel gehört zur Kyffhäuserkameradschaft in Tilleda. Samstag reihte er sich in den über 130 Mann langen Tross der Schützenkompanie 1848 Goldene Aue ein und ist vom Traditionsbewusstsein der Mitwirkenden begeistert. "Das ist einer der größten und schönsten Umzüge, bei denen ich mitgemacht habe", stellt er fest.
Dazu trägt auch der Ideenreichtum des Vereins bei. Neben den Schwarzpulverkanonieren, die mit dem Nachguss einer über 150 Jahre alten Vorderladerkanone donnernde Salutschüsse abgaben, brachten die "Freien Landsknechte" ihre neue Fahne mit. "Jeder hat seine Interessen und wir wollten noch etwas Mittelalterliches hinzugewinnen", erklärt der Roßlaer Gernot Ganß, wie sich die "Landsknechte" zusammenfanden. Die von der Sparkasse Mansfeld-Südharz gestiftete Fahne wehte erstmals im Wind.
Landsknechte waren früher Söldner, die im Namen der Fürsten Kriege führten. Die Pike, eine rund 2,50 m große Stangenwaffe mit einer scharfen, speerähnlichen Klinge, gehörte zu den wichtigsten Waffen. Die Fahne ist an einem dünnen Fichtenstamm befestigt, die Spitze hat Herbert Luschmann geschmiedet. "Die Truppen hatten keine einheitlichen Uniformen. Sie haben die Uniformen ihrer Besiegten geraubt", fügt Ganß hinzu. Seit 19 Jahren steht er dem Verein und mischt auch bei den Deutschen Meisterschaften der Schwarzpulverkanoniere stets vorn mit.
Die Leidenschaft für die gusseisernen Geschütze hat auch Roßlas Partnerschaftsverein, die Hubertusschützenbruderschaft Leverkusen-Steinbüchel, gepackt. Erst hätten sie die Kanonen immer zum Umzug mitgenommen, erzählt Wolfgang Swait vom Roßlaer Verein - bis Ganß eine eigene Kanone für die Bruderschaft besorgte. Und umgekehrt finden sich Traditionen der Leverkusener im Harz wieder. Etwa das Königsfrühstück, das der scheidende Schützenkönig als Abschied der Regentschaft für alle Vereinsmitglieder gibt. "Wir genießen das familiäre Klima hier", sagt Bruderschafts-Kommandant Michael Jäger. Und längst gehen die Freundschaften über den Schießsport hinaus.
Sowohl das Gesellschaftliche wie Traditionelle könnten die Jugendlichen im Verein miterleben. Der Umgang mit den Waffen erfordere freilich Disziplin und Verantwortung. "Die Jugendlichen sollen auch die Meisterschaften kennenlernen", erklärt Swiat. Besonders stolz ist der Verein auf seine Erfolge bei Schießwettbewerben auf Kreis- oder Landesebene und bei den Kanonieren. Einer der vordersten drei Plätze werde immer erreicht. Umso mehr bedauert er, dass unter den 57 Mitgliedern nur zwei Jugendliche sind. "Das Waffengesetz ist nicht ideal, um Nachwuchs zu gewinnen", findet Gernot Ganß. Wer Interesse hat, könne sich jeden Freitag, wenn sich die Schützen im Vereinsdomizil treffen, selbst einen Eindruck vom Vereinsleben machen.