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Lutz Seeber aus Oberröblingen Lutz Seeber aus Oberröblingen: Olympia-Fan durch und durch

Von Steffi Rohland 17.08.2016, 16:00
Lutz Seeber aus Oberröblingen sammelt Daten und Geschichten über die Olympischen Spiele. In seinem Archiv füllen hunderte Ordner, Bücher und Zeitschriften die Regale.
Lutz Seeber aus Oberröblingen sammelt Daten und Geschichten über die Olympischen Spiele. In seinem Archiv füllen hunderte Ordner, Bücher und Zeitschriften die Regale. Rohland

Oberröblingen - Für Lutz Seeber heißt es: warten, warten, warten: Erst am vierten Tag der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro gibt es die ersten Medaillen für die Deutsche Olympia-Mannschaft. Bis dahin liegen schon mehrere fast komplett durchwachte Nächte hinter dem 49-jährigen Oberröblinger, der extra für den Sporthöhepunkt Urlaub genommen hat.

Lutz Seeber ist seit 1976 Olympia-Fan

Der Chef der Ökologie-Station in Sangerhausen verfolgt seit 1976 das olympische Geschehen am Fernseher - und archiviert jedes einzelne Ergebnis. „Anstoß waren die Erfolge unserer Sportler bei Olympia 1976“, erinnert sich Seeber an den zweiten Platz der DDR-Athleten in Montreal.

Die Materialsammlung allein über die Olympischen Spiele im „Lutz-Seeber-Archiv“ ist auf einige hundert Ordner, Bücher und Zeitschriften angewachsen. „In der DDR gab es wenig Material, Bücher zu den Weltmeisterschaften und Olympia habe ich zum Teil erst nach der Wende bekommen“, sagt er. Um an Daten und Bilder heranzukommen, schrieb er einst sogar an das Internationale Olympische Comitee (IOC) - ohne Antwort. „Vielleicht ist der Brief auch nie dort angekommen.“

Aber er wusste sich zu helfen: Er besorgte sich Olympia-Bücher aus der Bibliothek, fotografierte sie ab und entwickelte die Filme selbst. Als sein Mathelehrer ihm noch seine Sport-Echo-Sammlung überließ, war es um den damals 14-Jährigen geschehen. „Vier Gummikarren der Zeitschriften habe ich nach Hause transportiert.“ Alle ihn interessierenden Berichte, Statistiken und Bilder schnitt er aus und klebte sie mit selbst angerührtem Mehlkleister auf. „Ich hätte die Zeitschriften komplett aufheben sollen“, bedauert er heute.

Während der Olympischen Spiele sammeln Freunde und Verwandte Material für ihn. Älteres bekommt er geschenkt oder er entdeckt es beim Stöbern in Antiquariaten und natürlich im Internet. Viel zu viel, um alles zu verarbeiten. Deshalb und mit Verärgerung über die Dopingskandale hat er im vergangenen Jahr einen Schnitt gemacht. „Man kommt gar nicht hinterher, die aberkannten Medaillen zu erfassen“, sagt er. „Ich arbeite jetzt alles auf, was bis zum 30.6.2015 erschienen ist.“

Olympia live erleben, ist ein großer Traum

Lutz Seeber gerät ins Stöbern. Als er das Zigarettenbilderalbum „Welt in Bildern 1928“ aus dem Regal nimmt, erinnert er sich an die Armeezeit: „Für dieses Album habe ich eine Flasche Schnaps geschmuggelt.“ Und das Buch der Spiele von 1912 in Stockholm stammt aus einem schwedischen Antiquariat – allerdings in schwedischer Sprache.

Und anno 2016? „Rio ist für mich interessant, weil ich 2001 da schon war“, sagt der studierte Geografie- und Mathelehrer. „Bei den Übertragungen erkenne ich so manchen Ort wieder.“ Natürlich würde es ihn reizen, einmal live bei Olympia dabei zu sein.

„Vielleicht klappt es 2020 in Tokio“, sinniert er. 1992 erlebte er wenigstens schon einmal den Empfang der griechischen Olympiamannschaft. Da wurden die zwei griechischen Olympiasieger im antiken Stadion der ersten Spiele der Neuzeit 1896 empfangen. „Das war Gänsehaut pur.“ (mz)