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Letzter Schultag in Sangerhausen Letzter Schultag in Sangerhausen: Veranstaltung läuft aus dem Ruder

Von Frank Schedwill 11.04.2014, 20:07
Hier war noch alles in Ordnung: Die Gymnasiasten feierten im Flur. Später wurde die Veranstaltung abgebrochen.
Hier war noch alles in Ordnung: Die Gymnasiasten feierten im Flur. Später wurde die Veranstaltung abgebrochen. SCHUMANN Lizenz

Sangerhausen/MZ - „Zwölf Jahre Gruselkabinett - endlich ist der Spuk vorbei.“ Unter diesem Motto wollten die 85 Zwölftklässler des Sangerhäuser Geschwister-Scholl-Gymnasiums am Freitag ihren „letzten Schultag“ feiern. Am Ende ging das Gruseln da aber erst richtig los: Denn die als Gaudi gedachte Veranstaltung lief offenbar völlig aus dem Ruder. Mehr als 50 Schüler klagten über Übelkeit.

Ende um neun

„Die Betroffenen waren von den Zwölftklässlern festgehalten, ihnen der Mund aufgerissen und dann eine übelriechende Flüssigkeit hineingespritzt worden“, sagte Schulleiter Jens Peter. Es habe massive Beschwerden gegeben. Um 9 Uhr, etwa eineinhalb Stunden nach Beginn, brach er deshalb den „letzten Schultag“ ab. Die betroffenen Schüler aus den Klassenstufen fünf bis elf hätten sich vom Unterricht abgemeldet, seien nach Hause gegangen oder ließen sich abholen.

Um welche Flüssigkeit es sich handelte, ist bislang unklar. Schüler sprachen von Fisch- oder Gurkenbrühe. Ein Zwölftklässler habe darüber hinaus mit einer laufenden Kettensäge vor der Haupteingangstür des Gymnasiums gestanden und damit besonders die Schüler der Sekundarstufe erschreckt. „Sie haben weinend bei uns im Sekretariat gesessen“, sagte Peter: „Ich bin seit 14 Jahren hier Schulleiter. So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Eltern hätten bereits mit Klagen gedroht. „Für sie bin ich schuld“, sagte er. Dabei sei mit dem Vorbereitungskomitee des letzten Schultages im Vorfeld genau vereinbart worden, wie die Veranstaltung abzulaufen habe. „Das hat bisher auch immer funktioniert.“

Konsequenzen unklar

Ob und welche Konsequenzen der Schulstreich haben wird, ist bislang offen. Der Schulleiter sagte: „Das Abitur abzulegen, heißt, reif zu sein, um an einer Universität oder Hochschule zu studieren. Nach dem, was ich heute hier erlebt habe, bezweifele ich diese Reife bei einigen.“ Generell sei er froh, dass er die Veranstaltung abgebrochen habe. Er könne den Eltern der betroffenen Kinder so ruhigen Gewissens gegenübertreten. Schüler sahen das nicht so: Im sozialen Netzwerk Facebook beschwerten sich einige. Ein Mädchen meinte: „Es war alles wie immer, nur dieses Jahr gab es Verbote über Verbote, von denen die meisten nichts wussten.“ Elisa Höfler, selbst Zwölftklässlerin und Schülersprecherin des Gymnasiums, sagte: Die Sache mit dem Mund aufreißen habe sie nicht miterlebt. „Es stimmt aber, dass es einige übertrieben haben.“ Der Schulleiter habe da schon recht. Der Abbruch der Veranstaltung sei letztlich schade für alle gewesen.